Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Denn vergeben wird dir nie

Denn vergeben wird dir nie

Titel: Denn vergeben wird dir nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
Vom Netzwerk:
wieder in Ordnung zu bringen. Der
Mutter war es furchtbar peinlich. Nachdem der Vater der
Bedienung das Geld gegeben hatte, sagte er zu mir, es sei
alles ihre Schuld gewesen und dass sein Sohn nur auf
diese Weise reagiert habe, weil er sich verbrüht habe. Er
meinte, ich sollte die Bedienungen besser ausbilden, bevor
ich sie Tabletts tragen ließe.«
»Und wie haben Sie reagiert?«
    »Ich habe ihm gesagt, wir würden ihn nicht mehr
bedienen und sie sollten mein Restaurant verlassen.«
»Sie können sich nicht vorstellen, wie Mama ist, wenn
sie in Wut gerät«, sagte ihre Tochter. »Sie nahm die Teller
mit dem Essen, das gerade serviert worden war, wieder an
sich und trug sie zurück in die Küche.«
»Aber Mrs. Westerfield hat mir Leid getan«, sagte
Mrs. Duval. »Sie war richtig verstört. Sie hat mir sogar ein
paar sehr freundliche Zeilen zur Entschuldigung geschrie
ben. Ich muss sie noch irgendwo haben.«
Als ich The Library eine halbe Stunde später verließ,
besaß ich das Einverständnis, diese Geschichte auf meiner
Website publik zu machen, und das Versprechen, eine
Kopie des Briefes zu erhalten, den Mrs. Westerfield an
Mrs. Duval geschrieben hatte. Noch dazu befand ich mich
bereits auf dem Weg zu Margaret Fisher, der jungen
Bedienung, der Rob den Arm verdreht hatte. Mittlerweile
war sie Psychologin und wohnte zwei Städte weiter. Sie
hatte sich sofort bereit erklärt, mich zu empfangen.
Natürlich konnte sie sich nur zu gut an Rob Westerfield
erinnern.
    »Ich habe Geld gespart, um aufs College gehen zu
können«, sagte Dr. Fisher. »Die fünfhundert Dollar, die
sein Vater mir gab, erschienen mir damals wie ein
Vermögen. Wenn ich heute daran denke, bereue ich, dass
ich nicht Anzeige erstattet habe. Der Kerl ist gewalttätig,
und da ich mich ein bisschen mit der menschlichen Psyche
auskenne, bin ich mir ziemlich sicher, dass ihn die
zweiundzwanzig Jahre im Gefängnis kein bisschen
verändert haben.«
    Sie war eine attraktive Frau Anfang vierzig, mit
vorzeitig ergrauten Haaren und einem jungen Gesicht. Sie
erklärte mir, dass sie am Freitag nur bis Mittag Termine
hätte und gerade nach Hause gehen wollte, als ich anrief.
»Ich habe neulich abends im Fernsehen das Interview mit
ihm gesehen«, sagte sie. »Man konnte diese unglaubliche
innere Kälte spüren. Es hat mich richtig angewidert, daher
kann ich verstehen, wie Sie sich fühlen müssen.«
    Ich erzählte ihr, was ich mit der Website vorhätte und
dass ich mich mit einem Schild vor den Ausgang von
Sing-Sing postiert hätte, um etwas über Robs Verhalten im
Gefängnis herauszubekommen.
    »Es würde mich sehr wundern, wenn es dort nicht noch
weitere Zwischenfälle gegeben hätte, über die man etwas
erfahren könnte«, meinte sie. »Aber was ist mit den Jahren
zwischen seiner Schulzeit hier und dem Zeitpunkt, an dem
er verhaftet wurde? Wie alt war er, als er ins Gefängnis
kam?«
    »Zwanzig.«
»Angesichts seiner Vorgeschichte bezweifle ich, dass es
nicht noch mehr Situationen gegeben hat, die vertuscht
wurden beziehungsweise über die nie berichtet worden ist.
Ellie, ist Ihnen eigentlich bewusst, dass Sie in seinen
Augen zu einer ständigen Bedrohung geworden sind? Sie
haben mir erzählt, dass seine Großmutter inzwischen sehr
wachsam geworden ist. Nehmen wir an, sie erfährt von
Ihrer Website und schaut hinein oder lässt jemand anderen
täglich für sie hineinschauen. Wenn sie all die negativen
Fakten über ihn liest, was soll sie dann eigentlich noch
davon abhalten, ihr Testament sofort zu ändern, ohne den
zweiten Prozess abzuwarten?«
    »Das wäre absolut wundervoll!«, sagte ich. »Das wäre
meine größte Genugtuung, wenn ich diejenige wäre, die
dafür gesorgt hätte, dass das Vermögen der Familie an
wohltätige Einrichtungen ginge.«
»An Ihrer Stelle würde ich sehr, sehr vorsichtig sein«,
sagte Dr. Fisher mit leiser Stimme.
    Ich musste über ihre Warnung nachdenken, während ich
nach Oldham zurückfuhr. Jemand war in meine Wohnung
eingedrungen und hatte etwas, was letztlich auf eine
Drohung hinauslief, in meiner Computerdatei hinterlassen.
Ich wendete die Frage hin und her, ob ich nicht doch die
Polizei hätte verständigen sollen. Aber aus den Gründen,
die ich schon Mrs. Hilmer genannt hatte, wusste ich, dass
ich richtig gehandelt hatte. Ich durfte auf keinen Fall
riskieren, als eine Art Spinnerin hingestellt zu werden. Auf
der anderen Seite hatte ich nicht das Recht, Mrs.

Weitere Kostenlose Bücher