Department 19 - Die Wiederkehr: Thriller (German Edition)
öffnete, sah er sich ein letztes Mal um; Admiral Seward starrte von Geistern aus der Vergangenheit umgeben in seinem Sessel hockend die Wand gegenüber an.
Jamie und Matt standen in einem Aufzug, der zur Ebene G mit dem Speisesaal hinunterfuhr. Auf Ebene C stieg ein Agent zu, der Matts T-Shirt und seine Jeans verwundert betrachtete; er öffnete den Mund, überlegte sich dann offenbar, dass ihn das nichts anging, und machte ihn wieder zu.
Die beiden Jungen bemühten sich angestrengt, nicht zu lachen – die natürliche Reaktion von Teenagern auf eine Situation, die eigentlich gutes Benehmen erforderte. Dann öffnete sich die Aufzugtür auf Ebene G, und der Agent hastete den Korridor entlang davon, ohne sich noch mal umzusehen. Jamie und Matt warteten einige Sekunden, bevor sie ihm folgten.
Matt ging neben Jamie her, betrachtete verstohlen die schwarze Uniform seines … Freundes? Kann ich ihn schon meinen Freund nennen? Wir haben uns erst zweimal gesehen … und die verschiedenen Waffen und Geräte an seinem Koppel. Jamie sah diese Blicke, äußerte sich aber nicht dazu. Er erinnerte sich daran, wie völlig verwirrend seine Ankunft im Ring gewesen war, obwohl die Umstände natürlich anders gewesen waren, und konnte sich vorstellen, wie viele Fragen dem Teenager durch den Kopf gingen. Zuletzt schaffte es eine davon, sich nach vorn zu drängen.
»Wie funktioniert das alles?«, stieß Matt hervor. »Eure Arbeit, meine ich. Seid ihr wie die Polizei einfach auf der Suche nach Vampiren?«
Jamie lachte, sah Matt verlegen rot werden, und beeilte sich, ihm zu versichern, seine Frage sei keineswegs dumm gewesen. »Eher nicht«, antwortete er. »Dazu musst du wissen, wie Vampire sind. Sie machen keine Reklame für sich, zumindest die meisten nicht. Sie leben wie gewöhnliche Bürger in Dörfern und Kleinstädten, in Häusern und Wohnungen. Man kann nicht einfach losziehen und nach ihnen fahnden.«
»Oh«, sagte Matt. »Sorry. Das war dumm von mir.«
»Keineswegs«, sagte Jamie. »Du musst die Sache aus einem anderen Blickwinkel betrachten: Wie viele Vampire hast du in deinem Leben gesehen?«
»Bloß einen«, antwortete Matt. »Das Mädchen in unserem Garten.«
»Larissa«, erinnerte Jamie ihn. »Richtig. Damit gehörst du zu den sehr wenigen Leuten, die überhaupt von ihrer Existenz wissen. Aber es gibt sie zu Tausenden – in jedem Land der Welt, in jeder Stadt und Großstadt. Man sieht sie nicht, weil sie nicht gesehen werden wollen und sich sehr geschickt zu tarnen verstehen. Und weil ihr Anblick im Allgemeinen das Letzte ist, was man sieht.«
Matt lief ein kalter Schauder über den Rücken.
»Hier bei Schwarzlicht haben wir fünfundsechzig Einsatzteams«, sagte Jamie. »Zu jeweils drei Agenten. Ungefähr die Hälfte sind ständig einsatzbereit, der Rest hat entweder hier im Ring Bereitschaftsdienst oder ist in Übersee oder hat Urlaub. Das System, das dir die Rückkehr ermöglicht hat, heißt Echelon und ist ein Überwachungssystem, das elektronische Kommunikationen – Anrufe, E-Mails, Posts in Internetforen, alles – nach Schlüsselwörtern absucht. Ereignet sich etwas wie dein Notruf unter der 999, schlägt das System Alarm, und wir schicken sofort eines der aktiven Teams hin. In dieser Beziehung sind wir der Polizei doch ähnlich: Wir reagieren auf Notfälle, die einen übernatürlichen Hintergrund zu haben scheinen.«
Jamie kontrollierte, ob Matt ihm noch folgen konnte, sah aber nur Aufregung und Neugier in seinem Blick.
»Außerdem haben wir hier im Stützpunkt einen eigenen Geheimdienst«, fuhr er fort. »Er analysiert Verhaltensmuster von Vampiren, überwacht Vampire der höchsten Prioritätsstufe und versucht, die Gemeinschaft der Vampire zu unterwandern. Wie der SIS, wenn er gegen Terroristenzellen ermittelt, verstehst du?«
Matt nickte.
»Gut. Aus dieser Arbeit entwickeln sich strategische Unternehmen mit dem Ziel, die Welt der Vampire zu beeinträchtigen; dazu gehören die Zerstörung ihrer Zufluchten, die Unterbindung des Schwarzhandels mit Blut, solche Dinge. Das sind zwar keine Notfallmaßnahmen, aber auf die Dauer sind sie fast wichtiger. Damit kämpfen wir aktiv gegen sie, statt immer nur auf sie zu reagieren.«
»Verstanden«, sagte Matt. »Ihr seid sozusagen eine Kombination aus Polizei und MI5. Für Vampire.«
»Gut erkannt«, bestätigte Jamie lachend und war ermutigt, als er Matt schüchtern lächeln sah. »Das trifft’s ziemlich genau.«
»Das ist verrückt«, sagte Matt.
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