Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Department 19 - Die Wiederkehr: Thriller (German Edition)

Department 19 - Die Wiederkehr: Thriller (German Edition)

Titel: Department 19 - Die Wiederkehr: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Hill
Vom Netzwerk:
Larissa gewesen waren, die ihr Verhältnis zueinander beeinträchtigt hatten.
    Das war er gewesen. Die Schuld lag bei ihm.
    Nun, jetzt nicht mehr, dachte er . Schluss damit! Ab sofort.

27
Die Lichterstadt, Teil II
    Paris, 23. August 1923
    Das private Speisezimmer Lord Dantes, des Vampirkönigs von Paris, war in Blutrot gehalten.
    Die Wände waren mit hochflorigem scharlachrotem Samt bespannt, den Boden bedeckte ein dunkelroter Teppich von solcher Dicke, dass die Schuhe von Besuchern bis zu den Schnürsenkeln darin einsanken. Die Gewölbedecke war rot gestrichen und mit Mustern in ähnlichen Farbtönen verziert: mit Wirbeln und Spiralen, die dem Auge wehtaten. Auf dem großen runden Esstisch, der den Raum beherrschte, lag eine purpurrote Decke; die acht Stühle mit Armlehnen, die ihn umstanden, waren mit dunkelrotem Leder gepolstert. Die einzigen Elemente in dem Raum, die nicht diesem gruseligen Farbschema entsprachen, waren Lord Dante selbst und die wenigen geladenen Gäste, mit denen er den Abend verbringen wollte.
    Dante trug wie immer Abendkleidung. Das Schwarz seines Smokings war so tief, dass es alles Licht zu absorbieren schien und die Illusion eines Vakuums erzeugte: einer Leere, die das Auge nicht durchblicken konnte. Das gestärkte Weiß seines Oberhemds war so makellos wie das Schwarz der Schleife unter dem Stehkragen. Der Umhang des Vampirkönigs, eine Affektiertheit, die ihm nach eigener Aussage gestattete, sich längst vergangenen Tagen näher zu fühlen, sich an seine Jahrhunderte währende, in die Geschichtsbücher eingegangene Jugend zu erinnern, war außen glänzend pechschwarz und innen dunkelrot wie arterielles Blut.
    Der Vampirkönig schien nicht älter als Mitte zwanzig zu sein, aber er war vor über dreihundert Jahren von Valeri Rusmanov persönlich verwandelt worden, wie er den Scharen von Vampiren, die sich bewundernd an seiner Tafel drängten, gern erzählte. Folglich war er nach seiner Rechnung der viertälteste Vampir der Welt, der älteste, der kein Rusmanov war, und weit älter und mächtiger als jeder andere Vampir in Paris oder sogar ganz Frankreich. Seine Überzeugung, jüngeren Vampiren überlegen zu sein, war unerschütterlich, und er duldete nicht, dass jemand daran zweifelte.
    Vor weniger als zwei Wochen hatte Frankenstein zugesehen – mit großen verwunderten Augen, sein Verstand war von Opium betäubt –, wie Dante einen Vampir wegen des Verbrechens folterte, lediglich die Vermutung geäußert zu haben, der Wert eines Vampirs bemesse sich vielleicht nicht nur nach der Zeit, die seit seiner Verwandlung verstrichen sei.
    Die Reaktion des Vampirkönigs hatte darin bestanden, dass er eine Hand durch das Schandmaul des Verräters so tief in dessen Kopf getrieben hatte, dass zu sehen war, wie seine Finger sich unter der Schädeldecke bewegten. Er hatte verlangt, der Vampir solle seine Äußerung zurücknehmen, obwohl er recht gut wusste, dass ein Widerruf unmöglich war, solange seine Finger im Kopf des Opfers tanzten. Als ihn dieser Spaß ermüdete, hatte er ihm zuletzt den Kopf abgerissen, ihn mit derselben Geringschätzung weggeschleudert, wie ein Kind ein Spielzeug wegwirft, das langweilig geworden ist, und das Herz des Unbotmäßigen mit einer silbernen Gabel durchbohrt. Die Blutexplosion hatte Dante und seine Gäste durchnässt, aber der Vampirkönig schien das nicht zu bemerken, und die übrigen Gäste taten es ihm gleich, weil sie eine ähnliche Bestrafung fürchteten, wenn sie protestierten.
    Lord Dante sah auf, als Frankenstein und Latour hereinkamen, und lächelte ihnen entgegen.
    »Meine Herren!«, rief er. »Sie beehren mich durch Ihre Anwesenheit! Nehmen Sie bei mir Platz, ich bitte Sie!«
    Der Vampirkönig saß im rückwärtigen Teil des Raums mit Blick zum Eingang. An dem runden Tisch gab es kein Kopfende, aber Dantes Position erweckte irgendwie den Eindruck, als sitze er genau dort. Drei der restlichen sieben Stühle waren besetzt, aber die Plätze links und rechts neben Dante waren respektvoll frei gelassen worden.
    Eine Frau mittleren Alters in einem schmerzhaft eng geschnürten Korsett, ihr Gesicht kalkweiß geschminkt, die langen Glieder schlank und zart, saß dem Vampirkönig gegenüber. Links neben ihr saß ein nervös wirkender Vampir in einem schlecht sitzenden Smoking. Die Regelmäßigkeit, mit der er zu der Frau hinübersah, und seine unterwürfige Miene ließen ahnen, dass er ihr Ehemann war.
    Auf der anderen Seite des Tischs, gleichweit von Dante und

Weitere Kostenlose Bücher