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Department 19 - Die Wiederkehr: Thriller (German Edition)

Department 19 - Die Wiederkehr: Thriller (German Edition)

Titel: Department 19 - Die Wiederkehr: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Hill
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der Frau mit dem weißen Gesicht entfernt, saß ein Vampir unbestimmbaren Alters; sein langes Haar verdeckte sein Gesicht, während er in einen dicken schwarzen Mantel gehüllt zusammengesunken dahockte. In einer Ecke des Raums lag die Leiche eines Mädchens, deren Kleidung mit dem Blut aus ihrer aufgerissenen Kehle getränkt war. Sie war wie schlafend oder betrunken vornübergesunken, aber ihre wächserne Haut verriet, dass sie tot war.
    Latour verbeugte sich mit geschlossenen Augen und einem seligen Lächeln auf dem Gesicht theatralisch vor Lord Dante. Frankenstein nickte knapp, ohne den Vampirkönig dabei aus den Augen zu lassen. Sie nahmen rechts und links von Dante Platz, was die Frau gegenüber zu einem zutiefst eifersüchtigen Blick provozierte.
    »Nicht neidisch sein«, sagte Dante, der ihren Blick bemerkte. »Alle Plätze an meinem Tisch sind gleich. Die Entfernung zwischen uns, liebe Agathe, hat nichts mit der Tiefe meiner Gefühle für dich zu tun.«
    »Natürlich, Euer Majestät«, flüsterte Agathe, die Frau mit dem weißen Gesicht, aber ihre Augen glühten rot, und sie starrte Frankenstein und Latour offen hasserfüllt an.
    »Jacques!«, rief Dante und warf die Arme hoch. Eine kaum sichtbar in die Wand des Speisezimmers eingelassene Tür ging sofort auf, und ein Vampir erschien neben dem Stuhl des Vampirkönigs.
    »Ja, Euer Majestät?«, fragte der Diener, und Dante bedachte ihn mit einem breiten Lächeln.
    »Eine Erfrischung, Jacques, für meine Gäste«, sagte er.
    Der Diener verbeugte sich, dann verschwand er durch die Tür. Im nächsten Augenblick kam er mit einer reich verzierten Kristallkaraffe zurück, die eine dunkelrote Flüssigkeit enthielt.
    »Weniger als eine Stunde aus der Ader«, sagte Dante, indem er zu dem zusammengesackten toten Mädchen hinübernickte. »Einen süßeren Tropfen werdet ihr selten gekostet haben.«
    Am Tisch war anerkennendes Murmeln zu hören, als der Diener die zarten Kristallgläser der Gäste mit Blut füllte. Als die Gläser voll waren, hob Dante sein Glas den Gästen entgegen, die ihre ebenfalls hoben.
    »Auf langes Leben«, sagte er feierlich. »Voll ausgekostet.«
    Die Gäste wiederholten den Trinkspruch, dann leerten sie ihre Gläser. Frankenstein zuckte erst davor zurück, wie er’s immer tat; das Blut war seit der Entnahme leicht gestockt und unangenehm lauwarm. Beharrlich nahm er den ersten Schluck; und der metallische Geschmack des Bluts und das damit einhergehende Gefühl kompromissloser, selbsthasserischer Dekadenz waren bald stärker als sein anfänglicher Widerwille.
    Die Gespräche am Tisch gingen weiter, und Frankenstein fand sich abermals zwischen zwei Unterhaltungen gestrandet. Die Frau mit dem weißen Gesicht, die mit Lord Dante und Latour sprach, beugte sich so weit zu dem Vampirkönig hinüber, dass sie mit ihrem Stuhl das Gleichgewicht zu verlieren drohte. Latour konnte keinen Satz zu Ende bringen; die Frau unterbrach ihn jedes Mal, so eifrig buhlte sie um Dantes Aufmerksamkeit und seine Anerkennung.
    Latour, den ihre nackte Gier zu amüsieren schien, wehrte sich nicht dagegen, unterbrochen zu werden. Der Ehemann der Frau versuchte, ein Gespräch mit dem langhaarigen Vampir zu beginnen, der sich weigerte, darauf mit mehr als einer Serie tiefer Grunzlaute zu reagieren. Deshalb war es Frankenstein, der den Lärm aus dem Zuschauerraum des Theaters als Erster hörte.
    Dickes Holz dämpfte die durch die Tür dringenden Geräusche, aber sie waren trotzdem unverkennbar: das Fauchen und Knurren aufgeregter Vampire, das Poltern rennender Füße und dann ein einzelner Frauenschrei, der alles andere übertönte. Dieser Laut, hoch und voll namenlosem Entsetzen, drang an die Ohren der Gäste, die sich jetzt geschlossen der Tür zuwandten.
    »Wer wagt es, unseren Abend zu stören?«, fragte Lord Dante empört. »Jacques!«
    Die Tür öffnete sich nochmals, und der Diener erschien, als habe er für den Fall, dass er gerufen wurde, dahinter gewartet.
    Vermutlich hat er genau das getan, dachte Frankenstein. Erbärmlicher Kriecher.
    »Geh hinaus und sieh nach, was dieser Aufruhr bedeutet«, wies Dante ihn an. »Sie wissen genau, dass ich wünsche, dass still gefeiert wird, wenn ich Gäste habe.
    Jacques verbeugte sich tief, durchquerte das Speisezimmer und verschwand nach draußen.
    »Unerträglich«, murmelte Dante kopfschüttelnd. »Ein König sollte in Ruhe dinieren können, nicht wahr? Ich verlange so wenig von ihnen, und dies ist die Quittung dafür.

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