Department 19 - Die Wiederkehr: Thriller (German Edition)
sagen werde, wird Sie teilweise schockieren, aber ich halte es für notwendig, dass Sie’s hören. Ich weiß, dass viele von Ihnen wegen der Ereignisse vom 26. Oktober Fragen hatten, von denen viele auch an mich herangetragen wurden. Ich bedaure, dass ich bisher nicht imstande war, sie Ihnen zu beantworten. Es hat Untersuchungen und Ermittlungen gegeben, aber das vollständige Bild ist erst seit ganz kurzer Zeit bekannt. Um Ihnen dieses Bild zu beschreiben, stehe ich heute hier.«
Seward sah sich im Publikum um und schien auf den Gesichtern seiner engsten Mitarbeiter zu finden, was er suchte. Er nickte kurz, bevor er fortfuhr.
»Bestimmt sind die meisten von Ihnen darüber informiert, was sich in der bewussten Nacht auf der Insel Lindisfarne ereignet hat; für alle, die das nicht wissen, habe ich den Bericht 6723/F freigegeben, der den exakten Ablauf schildert. Was nur sehr wenige von Ihnen wissen, ist die Tatsache, dass das entscheidende Ereignis dieser Nacht sich trotz des Einsatzes auf Lindisfarne, der zur Vernichtung von Alexandru Rusmanov, der Enttarnung von Thomas Morris und dem Verlust von Colonel Frankenstein geführt hat, über dreitausend Kilometer von hier entfernt auf der RKSU-Basis Poljarny zugetragen hat.«
Auf seinem Platz im Hintergrund des Raums reagierte Jamie ungehalten.
Und wir haben meine Mutter gerettet. Aber das ist wohl nicht der Rede wert.
»Auf einer der unteren Ebenen der RKSU-Basis«, fuhr Seward fort, nachdem er tief Luft geholt hatte, »liegt das sogenannte Gewölbe 31. Bis zum 26. Oktober hat es das geheimste aller bei übernatürlichen Departments der Welt lagernden Artefakte enthalten. Die sterblichen Überreste von Vlad Tepes, des Mannes, der als Graf Dracula bekannt wurde.«
Die Kommandozentrale explodierte.
Die sitzenden Agenten sprangen wie ein Mann auf, und der Raum war plötzlich voller Stimmen, von denen viele schrien oder brüllten. Admiral Seward hob beschwichtigend die Hände, dann befahl er laut Ruhe. Der Lärm ebbte ab, aber er hinterließ eine unbehagliche, fast feindselige Stimmung. Die aufgesprungenen Agenten nahmen nur zögernd wieder Platz; auf ihren Gesichtern zeigten sich Angst und Verwirrung und nicht wenig Zorn.
»Ich weiß, dass das ein Schock für Sie sein muss«, sagte Seward. »Tatsache ist jedoch, dass die Konfrontation mit Graf Dracula im Jahr 1892, die später zur Gründung unseres Departments geführt hat, nicht mit seiner Vernichtung geendet hat. Diese Tatsache ist öffentlich bekannt, weil die Schilderung in Bram Stokers Roman zutreffend ist. Jeder von Ihnen hätte seinen Bericht anhand von Dokumenten in unserem Archiv verifizieren können, aber dazu hat sich anscheinend niemand veranlasst gefühlt.
Nach seiner langen Reise durch Europa war Dracula gefährlich schwach, und die von Jonathan Harker und Quincey Morris geführten Messer haben sein letztes Blut vergossen und seinen Körper zusammenbrechen lassen. Genau wie John Seward, Arthur Holmwood, Quincey Morris und Abraham van Helsing haben diese beiden ihn für tot gehalten; dazu hatten sie allen Grund, waren sie doch die ersten Männer, die es jemals mit einem Vampir aufgenommen und ihn sogar besiegt hatten. Dass Dracula nicht vernichtet, sondern nur in Tiefschlaf versetzt worden war, wurde erst einige Jahre später erkannt, als Professor van Helsing sein Studium des Übernatürlichen aufnahm und entdeckte, dass Vampire wiederbelebt werden können, indem man ihren sterblichen Überresten ausreichende Mengen Blut zuführt.
Als Professor van Helsing die Konsequenzen seiner Forschungsarbeit erkannte, kehrte er mit einem Abgesandten des russischen Zaren nach Transsilvanien zurück, um Draculas Überreste zu bergen und sicherzustellen. Der Abgesandte betrog ihn jedoch, und die sterblichen Überreste wurden nach Moskau geschickt. Seit damals befanden sie sich in russischen Händen, bis sie am 26. Oktober von Valeri Rusmanov aus der RKSU-Basis geraubt wurden.«
Seward machte eine Pause, machte sich offenbar auf einen zweiten Ausbruch gefasst, der jedoch nicht kam. Die Männer und Frauen von Department 19 schienen unter schwerem Schock zu stehen; was sie soeben gehört hatten, stellte etwas in Aussicht, das fast zu beängstigend war, als dass man darüber hätte nachdenken wollen.
»Eine Untersuchung des Raubüberfalls durch unseren Geheimdienst hat zu einigen vorläufigen Schlussfolgerungen geführt. Erstens: Valeri scheint die sterblichen Überreste seines Meisters seit Anfang des
Weitere Kostenlose Bücher