Department 19 - Die Wiederkehr: Thriller (German Edition)

unscheinbare Tür und stieß sie auf. Julian betrat den Zellenblock, der für Häftlinge reserviert war, die keine Übernatürlichen Wesen waren. Hier gab es keine UV-Barrieren, nur massive grüne Metalltüren in Stahlbetonwänden. Allen gab erneut seinen Code ein – diesmal auf einem Tastenfeld neben der Tür der ersten Zelle. Sie wurde mit einem Klicken und Rumpeln entriegelt und schwang auf.
    »Wo zum Teufel haben Sie gesteckt, Julian?«, fragte Allen, indem er seinen alten Freund prüfend musterte. »Warum haben Sie sich nach Lindisfarne nicht gemeldet? Danach waren die Vorwürfe gegen Sie widerlegt.«
    »Ich war noch nicht wieder bereit fürs Agentenleben«, antwortete Julian. »Und ich musste etwas anderes tun.«
    »Was war das?«
    Julian holte tief Luft. »Ein Heilmittel finden. Für Marie und für alle anderen. Ich bin in ganz Amerika unterwegs gewesen, um Adam zu finden. Sie kennen die Sage, nicht wahr?«
    »Klar. Der einzige Vampir, der geheilt wurde.«
    »Richtig«, bestätigte Julian. Er schwieg einige Sekunden lang. »Ich habe ihn gefunden, Bob.«
    Allen starrte ihn verblüfft an. »Sie haben ihn gefunden?«, fragte er ungläubig. »Wie meinen Sie das? Soll das heißen, dass er wirklich existiert?«
    »So wirklich wie Sie und ich«, antwortete Julian. »Er haust in Kalifornien mutterseelenallein in der Wüste. Er weiß nicht, wodurch er geheilt worden ist, aber seine Heilung ist eine Tatsache. Und ich glaube zu wissen, wo er geheilt worden ist.«
    »Wo denn?«
    »Hier«, sagte Julian. »Genau hier, Bob.«
    General Allen starrte ihn leicht verwirrt an. »Wie meinen Sie das? Wir haben niemals …«
    »Das war vor Ihrer Ernennung zum Direktor«, unterbrach Julian ihn. »Vor fünfzehn Jahren, denke ich. Er ist aus San Francisco entführt worden und in einem Hochsicherheitslabor irgendwo in der Wüste aufgewacht. Kommt Ihnen das nicht bekannt vor?«
    General Allen sagte nichts, daher sprach Julian weiter. »Er erinnert sich an einen Arzt, einen Wissenschaftler, der die Versuche geleitet hat. Er war ungefähr vierzig, aber schon grauhaarig. Seinen Namen hat Adam nie erfahren.«
    Allen war sichtlich betroffen.
    »Sie wissen, von wem ich spreche, nicht wahr?«, fragte Julian, und der General nickte. »Wer war er, Bob? Und was zum Teufel habt ihr ihn tun lassen?«
    General Allen zögerte noch einen Augenblick, dann sah er Julian an und begann zu sprechen.
    »Das war in den Neunzigerjahren. Der Kalte Krieg war zu Ende, und die UdSSR war zerfallen. Alle unsere Raketen, unsere Verteidigungssysteme im Weltraum waren über Nacht wertlos. Die Republiken der ehemaligen Sowjetunion wurden unabhängige Staaten. Wir wurden mit neuen Informationen überflutet, mussten versuchen, neue Strategien zu entwickeln. Die Welt hatte sich dramatisch verändert: Unser alter Feind war verschwunden und durch Chaos ersetzt worden. Dann hat uns ein Gerücht aus Poljany erreicht, wo wir einen Informanten bei der RKSU hatten: das Gerücht, dort werde mit Vampiren experimentiert, um die Genveränderung zu isolieren, die aus Menschen Vampire macht.«
    »Na und?«, fragte Julian. »Daran hat Abraham van Helsing schon vor einem Jahrhundert gearbeitet, als er versucht hat, ein Heilmittel zu finden.«
    »Sie verstehen mich falsch«, sagte Allen. »Die Russen haben nicht versucht, ein Mittel gegen Vampirismus zu finden, sondern ihn als Waffe einzusetzen. Seine Stärken bewahren, seine Schwächen ausmerzen. Um Supersoldaten zu schaffen, die unverwundbar, unsterblich waren.«
    »Also haben Sie es ihnen gleichgetan«, sagte Julian. Es war keine Frage.
    General Allen nickte.
    »Haben Sie sich bei der RKSU jemals offiziell nach diesen Versuchen erkundigt?«
    »Nein. Die Vereinten Stabschefs waren der Meinung, wir sollten unsere Karten nicht aufdecken.«
    »Kein Wunder bei einer ganzen Vereinigung von Vorgesetzten. Sie sind schon immer zu vielen Leuten gegenüber verantwortlich gewesen, Bob.«
    »Wir sind für zwei der größten Erdteile verantwortlich, Julian. Ihr könnt es euch leisten, dass nur zwei oder drei Leute von Department 19 wissen, weil ihr bloß für einen kleinen Teil Europas zuständig seid und die Schwerarbeit den Deutschen und Russen überlasst.«
    Allen lächelte Julian zu, der mit einem Grinsen reagierte. Diese Diskussion zwischen ihnen war schon so alt, dass sie fast eingeübt war.
    »Nun also zu diesem Arzt«, sagte Julian. »Wo ist er hergekommen?«
    »Er hat Reynolds geheißen«, antwortete Allen. »Wo er hergekommen ist,