Department 19 - Die Wiederkehr: Thriller (German Edition)
drüben in Dreamland sicher, das war der erste Punkt. General Allen hatte recht: Er würde ein Team nach Nevada schicken müssen, um feststellen zu lassen, wo Julian gewesen und weshalb er jetzt aufgetaucht war, aber das würde warten müssen; auf den Admiral stürmten zu viele Dinge gleichzeitig ein, als dass er über die potenziellen Konsequenzen von General Allens Mitteilungen hätte nachdenken können.
Wer zum Teufel hatte gewusst, dass Julian lebte und ihn mit Geheiminformationen versorgt? Wie hatte er’s geschafft, für tot gehalten zu werden? Seward stöhnte innerlich, als ihm der Umfang dieses neuen Problems bewusst wurde, und konzentrierte sich wieder auf den Bildschirm.
»Was hat er in Bezug auf Jamie gesagt, Bob? Was genau.«
»Er hat gesagt: ›Sie müssen mit Henry sprechen und ihn bitten, mich meinen Sohn sehen zu lassen. Ich fürchte, dass er in Gefahr ist‹«, antwortete General Allen. »Das habe ich ihm versprochen, und jetzt habe ich’s getan. Was wollen Sie in dieser Sache unternehmen?«
»Ich kann’s nicht zulassen«, sagte Seward. »Wer weiß, was Julian damit bezweckt? Er kann nicht einfach von der Straße reinkommen und wieder den Agenten spielen. Jamie ist dabei, zu einem wichtigen Unternehmen nach Paris aufzubrechen, und ich werde ihn nicht mit dieser Sache ablenken, ganz sicher nicht, bevor Julian Rede und Antwort gestanden und uns mit allen Informationen versorgt hat. Sie können ihm ausrichten, dass es Jamie gut geht, was schon mehr ist, als ich eigentlich sagen dürfte. Aber ich kann keine Begegnung der beiden gestatten. Nicht jetzt. Das verstehen Sie doch?«
»Natürlich verstehe ich das«, antwortete Allen lächelnd, »Aber ich gehe jede Wette ein, dass Julian das nicht tun wird.«
»Nun, er wird sich damit abfinden müssen«, entschied Seward. »Ich setze möglichst schnell ein Team in Marsch, Bob. Bis dahin müssen Sie bitte tun, was Sie angekündigt haben: ihn in Einzelhaft behalten und niemanden zu ihm lassen.«
»Wird gemacht«, sagte Allen. »Lassen Sie mich wissen, wann Ihre Leute kommen. Mich wird sehr interessieren, was er Ihrem Team erzählt.«
»Mich auch, Bob«, bestätigte Seward grimmig lächelnd. »Mich auch. Ende.«
Der Direktor von Department 19 trennte die Verbindung und ließ sich in seinen Schreibtischsessel zurücksinken. Von den hundert verschiedenen Emotionen, die ihn bewegten, war das tiefste und stärkste Gefühl die fast schmerzhafte Hoffnung, einer seiner engsten Freunde – ein Mann, von dem er nie geglaubt hatte, er könnte noch leben –, habe vielleicht doch irgendwie überlebt. Aber er empfand auch gewisse Verwirrung bei dem Gedanken daran, was das für Jamie und ihn selbst bedeuten könnte.
Und darüber hinaus hatte er das lähmende Gefühl, überwältigt zu werden, als habe er damit eine weitere Bürde zu tragen, die ihm vielleicht den Rest geben würde, weil sie seine Belastungsfähigkeit überforderte.
Wie kann er noch leben? Das ist unmöglich! Ich habe seine Leiche vor der Feuerbestattung mit eigenen Augen gesehen.
»Admiral?«
Die Stimme kam von der offenen Tür seines Arbeitszimmers her und ließ Seward zusammenfahren. Als er sich rasch umdrehte, sah er dort Jamie Carpenter stehen. Dabei wurde ihm klar, dass er vergessen haben musste, die Tür zu schließen, weil er’s so eilig gehabt hatte, den Anruf entgegenzunehmen. Seward wirkte einen Augenblick lang schuldbewusst, als er Julians Sohn sah, aber falls Jamie das merkte, ließ er keine Reaktion erkennen.
»Was gibt’s, Lieutenant Carpenter?«, fragte Seward, der allmählich das Gleichgewicht zurückgewann.
»Was wollten die Yankees, Sir?«, fragte Jamie mit offener, ehrlicher Miene.
»Routinemäßige Aktualisierung. Typisch miserables Timing. Aber nichts, worüber Sie sich Sorgen machen müssten.«
Jamie nickte. »Wir sind bereit, Sir. Wir starten zum Flug nach Paris.«
»Verstanden«, sagte Seward. »Bringen Sie ihn heim, mein Sohn. Bringen Sie ihn heim, wenn er noch lebt.«
»Das tue ich, Sir«, antwortete Jamie nachdrücklich. »Darauf können Sie sich verlassen.«
43
Bande des Schmerzes
Flughafen Orly, südlich von Paris
Am Westrand von Orly, dem zweitgrößten französischen Flughafen, lag ein Konglomerat aus niedrigen Wellblechbauten und breiten Hangars, von denen die Farbe abblätterte. Weitab von den Terminals, von denen aus Familien in den Urlaub flogen, in deren Neonlicht Paare wieder vereint wurden und Geschäftsleute auf Anschlussflüge warteten, die sie
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