Department 19 - Die Wiederkehr: Thriller (German Edition)

weiß ich nicht. Ehrlich nicht. Das Pentagon hat ihn hergeschickt: vom Sicherheitsdienst überprüft, zum Umgang mit Geheimsachen berechtigt, auf der Stelle einsatzbereit. Der Name war natürlich ein Deckname. Einer meiner Mitarbeiter hat geglaubt, in ihm einen Genetikprofessor aus Harvard zu erkennen, der vor einigen Jahren unter ziemlich mysteriösen Umständen gestorben sein sollte, aber niemand wusste etwas Bestimmtes. Ich hatte Befehl, ihn in Ruhe zu lassen, also hab ich’s getan. Das war mir ehrlich gesagt nur recht. Sein Labor war … nun, du und ich haben Dinge gesehen, die wir am liebsten vergessen würden, nicht wahr?«
    Julian nickte.
    »Sein Labor war schlimmer als alles, was ich je gesehen habe. Es war eine Hi-Tech-Folterkammer, sonst nichts. Es hat Gen-Sequenzer, Supercomputer und Teams aus Biologen und Genetikern und Ärzten und Chirurgen gegeben, aber was dort unten wirklich passierte, ließ sich nicht verbergen: Er hat Milliarden an Steuergeldern dafür ausgegeben, Vampire aufzuschneiden, um zu sehen, wie sie funktionieren.«
    »Jesus«, flüsterte Julian.
    »Ein halbes Jahr später hat Juri Petrow mich unter höchster Geheimhaltung angerufen und gefragt, wieso wir versuchten, zahme Vampire zu züchten. Ich habe ihm inoffiziell erklärt, wir reagierten damit nur auf etwas, was seine Leute angeblich täten. Das hat er glattweg geleugnet, und ich habe ihm geglaubt. Also bin ich nach Washington geflogen und habe den Vereinten Stabschefs und dem Präsidenten mitgeteilt, wir handelten auf falsche Informationen hin, weil die RKSU kein derartiges Projekt verfolge. Der Präsident, zu seiner Ehre sei’s gesagt, hat die Einstellung von Reynolds Versuchen angeordnet, bis das Ergebnis geheimdienstlicher Ermittlungen vorlag. Aber als ich hierher zurückkam, war er verschwunden.«
    »Wie verschwunden?«
    »Er war weg. Wir hatten ihm unseren üblichen Chip eingepflanzt, aber der hat nicht mehr gesendet. Sein Labor war ausgeräumt – die Festplatten hatte er mit einem starken Elektromagneten gelöscht –, seine Mitarbeiter waren mit Nervengas vergiftet worden, und alle Vampire, mit denen sie Versuche gemacht hatten, waren vernichtet.«
    »Haben Sie denn nicht nach ihm gefahndet, Bob? Jesus, er könnte noch dort draußen unterwegs sein!«
    »Ja, ich weiß; das ist er wahrscheinlich. Wir haben sofort seine Akte aus dem Pentagon angefordert, aber die war leer, ein eingeschleuster Virus hatte jeden Inhalt gelöscht. Keiner wusste etwas über ihn, und wir konnten ihn nicht aufspüren.«
    Julian starrte General Allen an, als ihm ein Licht aufging. »Er hat die angeblichen Informationen der RKSU gefälscht, nicht wahr? Um sich staatliche Mittel für seine Arbeit zu sichern.«
    »Dafür habe ich keine Beweise«, antwortete Allen. »Aber so war’s bestimmt.«
    »Trotzdem war seine Arbeit auf einem Gebiet erfolgreich, Bob«, sagte Julian drängend. »Adam ist geheilt worden. Das habe ich mit eigenen Augen gesehen. Und jetzt erzählen Sie mir, dass die Unterlagen über diese epochemachende wissenschaftliche Entdeckung verschwunden, von einem Verrückten mitgenommen worden sind?«
    Allen nickte langsam. »Genau das erzähle ich Ihnen.«
    Danach herrschte sekundenlang Schweigen, bis General Allen zu der offenen Tür hinüber nickte.
    »Sie müssen jetzt in die Zelle gehen, Julian«, sagte er halblaut.
    Julian Carpenter nickte. »Das ist in Ordnung, Bob«, sagte er. »Ich weiß, in welch schwierige Lage ich Sie bringe. Aber tun Sie mir diesen einen Gefallen, okay? Bitte?«
    »Ich rufe Henry sofort an«, bestätigte Allen. »Ich lasse Sie holen, sobald die Antwort da ist.«
    Julian nickte, dann betrat er langsam die Zelle. Sie war kaum mehr als eine Betonschachtel mit einem schmalen Bett und einem Waschbecken und WC aus Stahl. Er blieb in der Mitte der Zelle stehen und sah zu, wie General Allen die schwere Tür zuzog und ihn einschloss.
    Der Direktor des Departments 19 war ins Kontrollzentrum unterwegs, als seine Konsole summte und die Nachrichtenzentrale ihm meldete, ein verschlüsselter persönlicher Anruf vom NS9 warte auf ihn. Seward bedankte sich bei der Telefonistin, fluchte halblaut, kehrte um und ärgerte sich auf dem Weg in seine Unterkunft über diese Störung, auf die er gut hätte verzichten können.
    Verdammte Amerikaner! Rufen wieder mal im denkbar ungünstigsten Augenblick an.
    Das Unternehmen zur Rettung Colonel Frankensteins sollte in wenigen Minuten starten, und unten im Zellenblock ging die Befragung