Department 19 - Die Wiederkehr: Thriller (German Edition)
massive Tür hinter ihm. Talbot, dessen Gesicht völlig überrascht wirkte, fiel nach hinten. Als er zu Boden knallte, glitt ihm die Pistole aus der Hand und kreiselte über den Fußboden davon.
Jamie seufzte mit dem schmerzlichen Gefühl, wieder einmal verraten worden zu sein, und trat langsam auf ihn zu. Er blieb vor Talbot stehen und starrte ihn an; die weit geöffneten Augen des Alten schienen seinen Blick voll lebloser Empörung zu erwidern.
»Ich will nichts hören«, sagte Jamie. »Ich will deine Geschichte nicht hören. Sie interessiert mich nicht.«
Dann hörte er ein gedämpftes Poltern links hinter sich und sah sich langsam um. Patrick Connors, dessen Augen feurig glühten, sprang in seiner Zelle auf; er hämmerte begeistert grinsend mit den Fäusten an die dicke Kunststoffwand. Jamie nickte ihm beruhigend zu, dann ging er zu Matt weiter, der sich noch immer nicht bewegt hatte.
Er kauerte bei seinem Freund nieder und begutachtete die Platzwunde unter dem Haar. Obwohl sie stark blutete, war sie weniger schlimm, als Jamie befürchtet hatte, sondern eigentlich nur ein tiefer Kratzer. Er riss sein Erste-Hilfe-Päckchen auf und bedeckte die Wunde mit einer Mullkompresse, die er mit langen Streifen Heftpflaster befestigte. Als er das Pflaster festdrückte, begann Matt leise zu stöhnen.
»He, alter Junge«, sagte Jamie freundlich. »Alles in Ordnung mit dir?«
Matts Lider zuckten, dann öffnete er langsam die Augen. Sein Blick war anfangs unfokussiert, aber nachdem Matt mehrmals geblinzelt hatte, wurde er allmählich klar. Er sah lächelnd zu Jamie; dann wirkte er plötzlich erschrocken, wollte hochfahren und sank wieder zurück. Dabei griff er sich stöhnend an den Kopf.
»Langsam«, sagte Jamie und legte seinem Freund einen Arm um die Schultern. »Ganz langsam. Kannst du sitzen?«
Matt, der vor Konzentration die Stirn runzelte, setzte sich langsam auf. Diese Anstrengung war sichtlich schmerzhaft, aber er schob nur die Lippen vor, ohne einen Laut von sich zu geben. Er atmete aus, dann fiel sein Blick auf Professor Talbots Leiche, und er holte erschrocken tief Luft.
»Ist er …«
»Er ist tot«, sagte Jamie. »Ich hab ihn erschossen.«
Matt verzog das Gesicht zu einem wilden Grinsen. »Gut!«, fauchte er. »Er hat Dr. Yen ermordet, Jamie, und alle anderen. Mich hätte er auch umgebracht.«
»Ich weiß«, bestätigte Jamie. »Und mich. Aber das kann er nicht mehr.«
Matt betrachtete die Leiche, dann beugte er sich zu ihr hinüber und nahm dem Toten etwas aus der Hand. Er zeigte Jamie, was es war: die schwarze externe Festplatte.
»Er hat alle Speicher gelöscht«, sagte Matt. »Nachdem er … als die anderen tot waren. Er hat sämtliche Daten, alle Versuchsergebnisse gelöscht.«
»Weshalb?«, fragte Jamie. »Weißt du das?«
»Er hat gesagt, er sei fertig«, antwortete Matt. »Er hat alle Daten auf diese Festplatte kopiert, die er mitnehmen wollte. Er ist nur noch heruntergekommen, um alle Vampire zu vernichten; damit sei seine Arbeit abgeschlossen, hat er gesagt.«
»Du verstehst bestimmt, was auf dieser Festplatte gespeichert ist«, sagte Jamie ruhig. »Nicht wahr? Du kannst rauskriegen, woran er wirklich gearbeitet hat.«
»Vielleicht«, sagte Matt. »Ich kann’s jedenfalls versuchen.« Er sah zu seinem Freund auf, dann verzog er das Gesicht und hatte plötzlich Tränen in den Augen. »Wer war er, Jamie? Ich hatte solche Angst.«
»Jetzt ist wieder alles in Ordnung«, versicherte Jamie ihm. »Du hast deine Sache klasse gemacht.«
Matt lächelte und versuchte aufzustehen.
»Langsam«, sagte Jamie rasch. »Bleib vorläufig sitzen, okay?«
»Okay«, sagte Matt einfach. Jamie hatte plötzlich einen Kloß im Hals, als er das grenzenlose Vertrauen im Blick seines Freundes sah, und musste sich rasch abwenden, bevor er die Fassung verlor.
Er durchquerte den Operationssaal und blieb vor der ersten Zelle rechts stehen. Patrick Connors schien ruhiger zu werden, als Jamie sich näherte; er sprang nicht mehr in dem kleinen Raum umher, und seine Augen flackerten unsicher dunkelrot, als der Teenager vor ihm stehen blieb. Auf seinem Gesicht stand noch Euphorie, vermutlich wegen des Todes von Professor Talbot, aber es ließ auch Angst und Sorge erkennen, und Jamie wurde bewusst, dass er sich jetzt nicht die Realität dessen vorstellen durfte, was der Vampir hier unten auf der tiefsten Ebene des Rings erlitten haben musste.
Jamie suchte nach passenden Worten, die dem Gefangenen irgendetwas bedeuten
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