Department 19 - Die Wiederkehr: Thriller (German Edition)
weißt?«
»Meister, ich schmeichle mir, dass ich mehr über sie weiß als sie selbst«, sagte Valeri nachdrücklich. »Bestimmt sehr viel mehr, als sie mir jemals zutrauen würden. Department 19, die russische RKSU, der deutsche FTB und die chinesische PBS6, Brasilien, Indien, Südafrika und der Rest.«
»So viele?«, fragte Dracula ungläubig.
»Ja, Meister; der ganze Planet ist so aufgeteilt worden, dass jeder Quadratzoll in die Zuständigkeit einer dieser Organisationen fällt.«
Dracula schwieg; er schien in tiefes Nachdenken versunken zu sein. Nach langer Pause nickte er Valeri zu, er solle fortfahren.
»Dem ersten Agenten von Department 19, den ich je gefangen habe, verdanke ich diesen geschichtlichen Abriss, Meister. Nach Anwendung verschiedener Zwangsmittel konnte er mir jedoch weit wichtigere Informationen liefern; so hat er mir verraten, es gebe vielleicht eine Möglichkeit, Euch wiederzubeleben, Meister. Er hatte Zugang zu van Helsings Tagebüchern gehabt, in denen der Professor seine Experimente mit Männern und Frauen unserer Art beschrieben hat – grausame, unmoralische Experimente, Meister, kaum mehr als wissenschaftlich getarnte Foltern.
Eines dieser sogenannten Experimente betraf die Regeneration eines zu Asche verbrannten Vampirs, der durch ausreichende Mengen Blut wiederbelebt wurde.
Als ich das erfahren hatte, bin ich sofort in unser Heimatland zurückgekehrt, um Eure sterblichen Überreste zu suchen, Meister. Aber sie waren ebenso verschwunden wie Quincey Morris’ Leichnam; daraus konnte ich schließen, dass sie nicht im Erdreich verkommen, sondern abtransportiert worden waren. Ich habe meinen Spion angewiesen, ihren Aufbewahrungsort zu entdecken, aber das konnte er nicht. Genau wie alle seine Nachfolger in sämtlichen Departments weltweit; der Verbleib Eurer sterblichen Überreste war das am besten gehütete Geheimnis der Welt. Das heißt, bis wir Thomas Morris für uns gewonnen haben.«
»War er ein Spion?«, fragte Dracula. »War er dir treu ergeben?«
Valeri lächelte. »Nein, Meister, er gehörte meinem verstorbenen Bruder; er hatte nichts mit meinem Bemühen zu tun, Euch wiederzubeleben, zumindest nicht ursprünglich. Er hatte von Alexandru den Auftrag, die Familie des Mannes aufzuspüren, der Ilyana getötet hatte – die Nachkommen Henry Carpenters, der Kammerdiener bei van Helsing war. Morris war der erste Nachkomme, an den wir jemals herangekommen waren, und gehörte bei Schwarzlicht zur obersten Führungsebene. Daher hat Alexandru ihn angewiesen, die Informationen zu beschaffen, hinter denen ich seit achtzig Jahren her war. Die hat er binnen vierundzwanzig Stunden geliefert.«
»Was geliefert?«, fragte Dracula. Seine Stimme klang aufgeregt, und er verdrehte seinen schwachen Körper in Valeris Richtung. »Was hat er finden können?«
»Einen Teil von van Helsings Tagebuch«, antwortete Valeri, »der außerhalb des Hauptarchivs aufbewahrt wurde. Darin schildert er seine Reise zur Exhumierung Eurer sterblichen Überreste, die am Borgo-Pass beigesetzt waren. Die Reise, die Exhumierung und den Vertrauensbruch eines gewissen Bucharin , eines Abgesandten des russischen Zaren, der sie nach Moskau entführt hat. Soviel ich feststellen konnte, war dies die weltweit letzte Erwähnung Eurer sterblichen Überreste, aber wie sich zeigte, war sie völlig ausreichend. Als ich wusste, dass sie in russischer Hand waren, gab es nur einen Ort, an dem sie versteckt sein konnten. Der Ort, von dem ich sie in der Nacht vor Eurer Wiedergeburt geholt habe, Meister.«
Valeri strahlte vor Stolz über das von ihm befehligte Kommandounternehmen auf dem RKSU-Stützpunkt Poljarny, aber falls er auf die Dankbarkeit oder Anerkennung seines Meisters gehofft hatte, wurde er enttäuscht. Dracula war geistesabwesend; er starrte wieder aus dem Fenster und war tief in Gedanken versunken. Dann schien er sprechen zu wollen, aber in diesem Augenblick schrillte plötzlich Valeris Mobiltelefon. Er zog es heraus, las den Namen des Anrufers, lachte und sah zu seinem Meister hinüber. Dracula gab mit einem Nicken seine Erlaubnis, und Valeri nahm den Anruf entgegen.
Er öffnete den Mund, aber die Stimme am anderen Ende kam ihm zuvor, und Valeri erstarrte; er riss den Mund noch weiter auf, und seine Augen flammten glutrot, als stünden die Augäpfel in Flammen. Er hörte fast eine Minute lang schweigend zu, dann ließ er das Smartphone langsam sinken. Dann folgte ein kurzer Augenblick der Stille, bevor
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