Department 19 - Die Wiederkehr: Thriller (German Edition)
hatte.
Er wollte ihr genau das sagen, wollte sich für alles entschuldigen, als plötzlich die Konsolen an ihren Koppeln summten.
Jamie fluchte, dann zog er das Gerät aus der Halterung. Larissa dachte nicht daran, nach ihrem zu greifen; stattdessen starrte sie ihn ungläubig erstaunt an. Als Jamie die grüne Taste drückte, erschien auf dem schmalen Bildschirm eine Nachricht:
g-17/op_ext_l2/live_briefing/ha/sof
Sofortige Einsatzbesprechung im Hangar. Klasse. Großartiges Timing.
Jamie stand auf und wartete darauf, dass Larissa seinem Beispiel folgen würde. Aber sie bewegte sich nicht; sie sah nur zu ihm auf, und ihr Gesicht war so blass, dass es fast durchscheinend wirkte.
»Komm, wir müssen los«, sagte er.
»Ist das dein Ernst?«, fragte sie mit so zarter Stimme, dass ihm fast das Herz brach.
»Wir können später weiterdiskutieren«, antwortete er. »Ich weiß, dass du gesagt hast, dass wir miteinander reden müssen, und bin völlig deiner Meinung. Mir gefällt diese Nachricht nicht besser als dir. Aber wir haben unseren Auftrag auszuführen. Also müssen wir gehen.«
Larissa stand langsam von seinem Bett auf und starrte ihn an, ihr Blick voll Trauer und dem Bewusstsein, einen schweren Verlust erlitten zu haben. Dann durchquerte sie den Raum, öffnete die Tür und verschwand ohne ein weiteres Wort nach draußen. Jamie blieb noch einen Augenblick regungslos stehen, versuchte zu analysieren, was er empfand, und gelangte zu einem überraschenden Schluss; zu dem Gefühl – obwohl er wusste, dass das nicht stimmen konnte –, dass er sie nie wiedersehen würde.
18
Halte deine Freunde nahe bei dir
»Bis ans Ende der Welt«, sagte Dracula. »Das hast du mir damals versprochen. Bis ans Ende der Welt. Aber als mein Blut von dem Amerikaner und seinen Freunden vergossen wurde, warst du nirgends zu sehen, und ich habe über ein Jahrhundert lang in der Erde geruht, bevor du mich wiederbelebt hast. Ich verlange eine Erklärung für diese Verbrechen, Valeri, und ich wünsche sie jetzt zu hören.«
Valeri zögerte. Das Thema der Niederlage seines Meisters gegen van Helsing und dessen Freunde war nicht tabu, aber er mied es aus verständlichen Gründen möglichst.
Er hatte sich nie verziehen, dass er seinen Meister im Stich gelassen hatte.
Als Dracula mit durchschnittener Kehle in der transsilvanischen Winterluft lag, war Valeri mit Ana in Moskau. Sein Verhältnis zu Dracula war seit vielen Monaten beeinträchtigt, seit Vlad den drei Brüdern Rusmanov mitgeteilt hatte, er habe die Absicht, Osteuropa zu verlassen und nach London zu gehen, wo es hoffentlich eine Kur für seine Langeweile geben und er vielleicht nach jahrhundertelanger Ehelosigkeit zum dritten Mal heiraten würde.
Für Valeri, der an Traditionen, an das alte Dunkel der Wälder und die weite Einsamkeit der Ebenen glaubte, war das eine obszöne Vorstellung. Er hielt es für feigen Verrat an Sofia, der schönen, bis in den Tod treuen ersten Frau seines Meisters, die Valeri sehr verehrt hatte. Sofia hatte sich im Jahr 1458 von den höchsten Zinnen der Burg Poenari gestürzt, weil sie glaubte, die Türken marschierten heran; sie hatte den Tod der Sklaverei vorgezogen.
Als sein Herr im Jahr 1461 wieder geheiratet hatte, war das aus politischem Kalkül geschehen: Ilona Szilágyi war eine Cousine des ungarischen Königs Matthias Corvinus, der Vlad damals in der Stadt Buda gefangen hielt. Aber seine Idee, in London ein modernes Leben zu führen und eine dritte Ehe anzustreben, die nicht auf Zweckmäßigkeit, sondern auf dem Wunsch nach Geselligkeit basierte, erschien Valeri fast blasphemisch. Er hatte sich zurückgehalten, als sein Meister ihm seine Absichten erläutert hatte, aber doch unmissverständlich klargemacht, dass er dieses Vorhaben nicht billigte.
Mit ungewöhnlicher Selbstbeherrschung hatte Dracula seinen alten Freund ohne Verweis entlassen, und am folgenden Morgen waren Valeri und seine Frau nach Moskau abgereist, wo sie den Sommer mit einer kleinen Gruppe adliger Gefolgsleute verbringen würden, die Valeri für nahezu gottgleich hielten. Er war noch dort gewesen und hatte die unzähligen Vergnügungen der Moskauer Nächte genossen, als ihn die Nachricht vom Tod seines Meisters erreicht hatte.
Valeri hatte sofort die Rückreise geplant und seine Brüder benachrichtigt. Valentin vergnügte sich wie immer irgendwo in Südfrankreich, versprach aber, sofort abzureisen. Alexandru war wie so oft nirgends zu finden; die finstersten Winkel der
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