Department 19 - Die Wiederkehr: Thriller (German Edition)
zu zerfallen.
Er hatte die Frage, die er dringender als jede andere beantwortet haben wollte, auf später verschoben, wenn er wieder stärker, wieder mehr er selbst sein würde. Er hatte Valeris langatmige, umständliche Beschreibungen der Entwicklungen und Erfindungen während seiner Abwesenheit langmütig ertragen und den rechten Augenblick abgewartet. Heute, über ein Vierteljahr nach seiner Wiedergeburt, hatte er seinen alten Freund zu sich gerufen und ihn aufgefordert, sich zu rechtfertigen.
Valeri schluckte trocken. »Meister, Ihr müsst verstehen, dass ich nicht wissen konnte, dass es möglich sein würde, Euch wiederzubeleben. Das hat sich erst viele Jahre später gezeigt – und da war es schon zu spät.«
»Das musst du mir erklären.«
»Meister, die Männer, die Euch im Jahr 1891 verfolgt hatten, sind nach ihrem Verbrechen nach London zurückgekehrt und haben weitergelebt wie zuvor. Aber als im folgenden Jahr zahlreiche neue Vampire aufgetreten sind …«
»Glaub ja nicht«, unterbrach Dracula ihn eisig drohend, »dass wir mit diesem Thema schon fertig sind.«
Valeri spürte, wie ihm ein kalter Schauder über den Rücken lief.
»Ich verstehe, Meister«, fuhr er fort und bemühte sich, sein Unbehagen zu verbergen. »Als in europäischen Großstädten, wie gesagt, neue Vampire aufgetreten sind, hat der britische Premierminister die vier Männer, die Ihr aus London kanntet, mit der Gründung einer Organisation beauftragt, die unseresgleichen ausrotten sollte. Das war das Department zum Schutz vor dem Übernatürlichen, Meister, das heute als Department 19 bekannt ist.«
»Jonathan Harker«, sagte Dracula mit hassverzerrter Miene. »John Seward. Albert Holmwood. Und Abraham van Helsing, der Widerwärtigste von allen. Sie stehen mir alle deutlich vor Augen.«
»Und Quincey Morris, Meister«, sagte Valeri. »Der Amerikaner, der unter den Händen Eurer Diener gestorben ist.«
»Morris«, blaffte Dracula. Er erinnerte sich an den Ausdruck auf dem breiten, gutaussehenden Gesicht des Texaners, als er Vlad sein Bowiemesser ins Herz gestoßen hatte, an einen schrecklich triumphierenden Ausdruck.
»Sie sind mehrere Jahre lang zu viert geblieben, Meister«, fuhr Valeri fort. »Gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts haben sie einen Mann namens Carpenter in ihre Gruppe aufgenommen und waren damit zu fünft. Sie haben viele von uns vernichtet, Meister, ohne die Flut der neu Verwandelten aufhalten zu können, obwohl Holmwood sie aus seinem väterlichen Erbe großzügig finanziert hat. Aber das hat sich nach dem Ersten Weltkrieg geändert.«
»Ein Weltkrieg?«, fragte Dracula hörbar hungrig. »Den hätte ich gern erlebt.«
»Er war wundervoll, Meister«, flüsterte Valeri. »Mit keinem früheren Krieg zu vergleichen. In weit weniger als fünf Jahren sind fünfzehn Millionen Menschen gestorben. Die ganze Welt hat geblutet, Meister.«
Dracula knurrte freudig zustimmend, und Valeri sprach weiter.
»Quincey Harker, der Sohn des Mannes, mit dem Ihr einst zu tun hattet, ist nach der Heimkehr aus dem Krieg im Jahr 1919 in das Department versetzt worden. Er hat sich sofort darangemacht, es militärisch straff zu organisieren und aggressiv auszubauen. Sie haben angefangen, uns systematisch anzugreifen, Meister, statt nur auf unsere Anwesenheit in ihren Großstädten zu reagieren. Eine Zeit lang hat in unseren Reihen weit verbreitete Angst grassiert.«
»Angst?«, fauchte Dracula. »Vor einer Handvoll Sterblicher? Was für Vampire waren das, wenn sie so leicht zu ängstigen waren?«
»Frisch verwandelte, Meister. Sie hatten ihre neuen Fähigkeiten kaum unter Kontrolle, wussten fast nichts von ihren Stärken oder Schwächen. Hunderte wurden vernichtet, nicht nur von den Männern von Schwarzlicht. Inzwischen gab es in mehreren anderen Ländern vergleichbare Organisationen.«
»Die zusammengearbeitet haben?«, fragte Dracula.
»Nicht gleich zu Anfang, Meister. Aber Harkers Sohn hat Verbindungen geknüpft und Zweckbündnisse geschmiedet, vor allem mit den Russen. Sie haben auch angefangen, sich rasch zu vergrößern, Meister. Wir hatten nichts Vergleichbares, keine Hierarchie und kein Netzwerk. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs war unsere Zahl auf nur einige hundert zurückgegangen; zum Glück konnten wir im Bombenhagel unsere Zahl wieder vermehren. Seit damals sind wir ständig mehr geworden, Meister.«
Dracula starrte Valeri mit zusammengekniffenen Augen an. »Woher kommt’s, dass du so viel über sie
Weitere Kostenlose Bücher