Depression: Erkennen, verhindern, bewältigen

schaden kann, Belastungsbereiche vorzeitig zu identifizieren. Es war etwas viel in den letzten zwölf Monaten. Die Schwiegermutter bekam Alzheimer und musste betreut werden. Bei der Arbeit gab es Umstrukturierungen und ein Kollege fiel für längere Zeit aus. Die Heizung im Haus war kaputtgegangen und es fehlte an Geld. Zeit für Hobbys war schon lange nicht mehr. Trotzdem erschien immerhin alles noch einigermaßen sinnvoll und es lohnte sich, die ganzen Probleme zu lösen. Herr Meier beschloss, bei der Arbeit etwas kürzerzutreten und wieder mehr mit der Familie zu unternehmen. Auch besann er sich wieder auf ein altes Hobby und ging zum Chor. Zum Glück entspannte sich die Lage. Der Kollege kam zurück, die Schwiegermutter wurde im Heim gut betreut und es gab insgesamt erst einmal „Entwarnung“.
    Auch wenn das Beispiel etwas trivial klingt, ist es stellvertretend für den ganz normalen Alltag mit all seinen Höhen und Tiefen. Stress muss nicht immer dramatisch sein; er kann sich über die Zeit summieren und durchaus auch aus Kleinigkeiten bestehen. Wenn die Kleinigkeiten die Gesamtbalance aus dem Gefüge bringen, können sie genauso störend sein.
    Egal ob Sie die Übung aus Prophylaxegründen gemacht haben oder wegen einer wirklichen Depression, es hilft, sich klar zu machen, wo die Belastungen herkommen, um sie anzugehen. Manchmal wird man sich durch die Situationsanalyse über Bereiche bewusst, die man vorher nicht berücksichtigt oder an die man nicht gedacht hatte.
    Auf den Punkt gebracht
    Durch die Situationsanalyse in den sechs Lebensbereichenwerden Sie sich Ihrer Stressoren bewusst. Das ist der erste Schritt, um gegenzusteuern. Nur wer seine Belastungen kennt, kann lösungsorientiert dagegen angehen.
Nach der Stressanalyse setzen Sie sich Ziele
    Nachdem Sie jetzt einige Auslöser kennengelernt haben, können Sie (auch ruhig zur Prophylaxe) einmal überlegen, wo Sie Veränderungen vornehmen könnten.
    Ziele haben etwas mit „Lösungsorientierung“ zu tun, d. h., Sie müssen sich Gedanken machen, wie Sie die Situation in diesem Bereich lösen wollen.
    Eine Möglichkeit ist, sich gedanklich fünf Jahre in die Zukunft zu projizieren und sich vorzustellen, wie das Problem dann gelöst wäre. Zusätzlich kann man über die Zwischenschritte nachdenken, die bis dahin geschehen müssten.
    Beispiel
    Nehmen wir z. B. die berufliche Situation. Herr Müller ist unzufrieden an seinem Arbeitsplatz. Wie wäre das Problem gelöst? Mit einer anderen Position in der Firma, z. B. in der Auslandsabteilung. Welche Zwischenschritte wären nötig, um in fünf Jahren dort zu sein? Zum Beispiel die interne Weiterbildung XYZ machen, um die entsprechende Qualifikation zu haben. Was wäre der nächste Schritt? Sich auf die interne Fortbildung zu bewerben.
    Das war ein Beispiel für ein langfristiges Ziel. Wenn in einer Abteilung ein Konflikt vorliegt, z. B. mit Kollegen, kann es notwendig sein, kurzfristig z. B. um eine Versetzung zu bitten. Kurzfristige Ziele sind grundsätzlich okay. Man sollte trotzdem wenigstens ein paar Minuten darüber nachdenken, wie sie in einen längerfristigen Kontext hineinpassen. Die kurzfristige Versetzung verschafft zunächst einmal Luft, aber möchte der Betroffene auch in den nächsten fünf Jahren noch in derselben Position bleiben?
    Ich habe Ihnen ein paar allgemein formulierte Ziele als
    Orientierung vorgegeben. Die Ausgestaltung müssen Sie natürlich selbst vornehmen, da ich Ihre persönliche Lebenssituation nicht kenne. Es sind nur Anhaltspunkte.
Bereich
Mögliches Ziel
Gesundheit
Gesunder Lebensstil (Ernährung, Bewegung, ausreichender Schlaf usw.), Fitness, regelmäßige Vorsorge, gesundheitliche Probleme behandeln (Therapietreue), z. B. Hochdruck, Diabetes, Asthma usw., Depression überwinden
Beziehungen
Beziehungspflege, z. B. geplante gemeinsame Aktivitäten mit Babysitter im Hintergrund; bei Konflikten z. B. Paartherapie, Mediation, Rechtsberatung, Er-ziehungshilfen, psychologische Beratung; bei Pflegefällen und Betreuungsangelegenheiten Unterstützung einschalten; bei Einsamkeit Partnersuche, Flirttraining
Arbeit
Karriereplanung, Weiterbildung, Auslandsaufenthalt, Bewerbung auf höhere Position, bei Konflikten Mediation oder Wechsel erwägen
Freizeit
Regeneration, Stressabbau, Hobbys pflegen, etwas Neues ausprobieren, Entspannungsphasen einplanen
Finanzen
Schulden abbauen, Schuldnerberatung, Privatinsolvenz, Sparen, Geld anlegen, Altersvorsorge
Sinnhaftigkeit
Lebensentwurf,