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Der 1. Mord - Roman

Titel: Der 1. Mord - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Bloomberg herausbekommen, dass die Firma in letzter Minute aus einer Verhandlung über die Übernahme des drittgrößten russischen Autoherstellers, Kolja-Nowgorod, ausgestiegen ist. Brandt hatte bis zu zweihundert Millionen Dollar für einen beträchtlichen Anteil geboten. Kolja ist eines dieser russischen Unternehmen, die von den neuen Schwarzmarkt-Kapitalisten übernommen wurde. Ohne die Dollar ist es praktisch pleite. Meine Quelle hat mir gesagt, dass die Stimmung sehr gereizt wurde.«

    Ich lachte. »Gereizt, Ms. Thomas? Ich werde auch leicht gereizt.«
    »Offenbar standen ein paar der Russen danach ziemlich im Regen.«
    Wieder lächelte ich. »Verschwörung zum Mord ist ein Bundesverbrechen«, klärte ich sie auf. »Falls da was dran ist, sollten Sie lieber das Justizministerium anrufen.«
    »Ich wollte es Ihnen nur mitteilen. Wollen Sie mir nicht eine Bemerkung über irgendwelche anderen Möglichkeiten zukommen lassen, die Sie untersuchen?«
    »Klar. Ich denke, ich kann guten Gewissens sagen, dass die Ermittlungen ›laufen‹.«
    »Danke. Haben Sie schon irgendwelche Verdächtige?«
    »Haben Sie beim Chronicle nicht gelernt, solche Fragen nicht zu stellen? Sie wissen, dass ich mich dazu nicht äußern kann.«
    »Und ganz inoffiziell? Als Freundin?«
    Während ich ihr zuhörte, erinnerte ich mich daran, wie ich mich als Anfängerin durchkämpfen musste. Wie vernagelt die Polizeiwelt gewesen war, bis jemand einen winzigen Spalt geöffnet hatte, durch den ich kriechen konnte. »Wie gesagt, Ms. Thomas, keine Versprechen.« Mein Ton war nicht mehr streng.
    »Cindy«, sagte die Reporterin. »Nennen Sie mich wenigstens Cindy, falls Sie noch mal in einer Toilette gestellt werden, wenn Sie es am wenigsten erwarten.«
    »Okay, Cindy . Ich werde an Sie denken.«

19
    Ich wollte nicht nach Hause gehen. Und ich wusste, dass ich nicht länger im Büro bleiben konnte. Ich packte meine Handtasche, lief in die Tiefgarage und startete meinen guten alten Bronco, ohne genau zu wissen, wohin ich fahren wollte. Ich fuhr einfach drauflos - Fourth, Third, Mission Street, vorbei am Moscone Center, an Cafés, geschlossenen Geschäften. Bis ganz runter zum Embarcadero.
    Dann umrundete ich die Battery und fuhr weiter auf der Straße, die von der Bucht wegführt. Ich hatte kein bestimmtes Ziel, doch meine Hände schienen eigenständig zu arbeiten und mich irgendwohin zu führen. Bilder des ermordeten Paars zuckten mir immer wieder durch den Kopf. Das Echo von Orenthalers Worten. Schließlich hatte ich Dr. Medved doch angerufen und einen Termin vereinbart.
    Ich näherte mich Sutter und bog ab. Plötzlich wusste ich, wohin ich fuhr. Auf die Powell Street in der Nähe vom Union Square. Ohne dass es mir recht bewusst wurde, fand ich mich plötzlich vor dem hell erleuchteten Eingang des Hyatt wieder.
    Ich zeigte dem Manager meine Dienstmarke und fuhr mit dem Aufzug in den dreißigsten Stock.
    Vor der Mandarin Suite saß ein uniformierter Polizist. Ich kannte ihn. Es war David Hale. Als ich näher kam, stand er auf. »Noch so spät unterwegs, Inspector?«
    Die Tür der Suite war mit gelbem Plastikband gesichert. Hale gab mir den Schlüssel. Ich entfernte zwei Klebestreifen und kletterte unter den anderen durch. Dann schloss ich auf und trat ein.
    Wenn man noch nie allein am Tatort eines erst kürzlich begangenen Mordes umhergewandert ist, kennt man das Gefühl rastlosen Unbehagens nicht. In den Räumen schienen die dunklen Geister von David und Melanie Brandt zu flüstern.
    Ich war mir sicher, dass ich irgendetwas übersehen hatte. Und ich war mir sicher, dass es hier war. Aber was ?

    Die Suite war eigentlich noch genauso, wie ich sie vor zwei Tagen verlassen hatte. Der Orientteppich aus dem Wohnzimmer war in Clappers Labor gewandert, aber die Umrisse der Leichen und der Blutflecke waren mit blauer Kreide aufgezeichnet.
    Ich betrachtete die Stelle, wo David Brandt gestorben war und rekonstruierte geistig den möglichen Tatverlauf.
    Sie prosten sich zu. Das wusste ich aufgrund der halb geleerten Champagnergläser auf dem Tisch bei der Terrasse. Vielleicht hat er ihr gerade die Ohrringe geschenkt. Die offene Schachtel lag im Badezimmer.
    Es klopft. David Brandt geht zur Tür. Es war, als surrten die Geheimnisse in der dicken Luft, die vor leisem Geflüster vibrierte.
    Der Mörder kommt herein, bringt den Champagner. Vielleicht kennt David ihn - vielleicht hat er ihn erst vor einer Stunde beim Empfang zurückgelassen. Das Messer wird gezogen.

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