Der 1. Mord - Roman
oder?«
»Heute Abend nicht.« Er lachte. »Diesmal habe ich selbst etwas mitgebracht.«
Das verstand ich nicht so ganz, drückte jedoch auf den Knopf und ließ ihn herein. Dann rannte ich in die Küche und drehte die Platte für die Pasta niedriger, fast gleichzeitig warf ich Kissen vom Fußboden auf die Couch und verfrachtete einen Stapel Illustrierte auf einen Stuhl in der Küche.
Ich legte gerade ein bisschen Lippenstift auf und schüttelte mein Haar aus, als es an der Tür klingelte.
Raleigh trug ein Hemd mit offenem Kragen und ausgebeulte Khakihosen. Er hielt eine Flasche Wein in der Hand. Sehr schön. Er lächelte mich um Entschuldigung heischend an. »Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, dass ich Sie so überfalle.«
»Niemand hat mich überfallen, ich habe Sie reingelassen«, sagte ich. »Was tun Sie eigentlich hier?«
Er lachte. »Ich war gerade in der Gegend.«
»In der Gegend, ach ja? Sie wohnen doch auf der anderen Seite der Bucht.«
Er nickte und ließ sein Alibi ohne viel Widerstand fallen. »Ich wollte nur sehen, ob Sie in Ordnung sind. Auf dem Revier schienen Sie gar nicht Sie selbst zu sein.«
»Das ist nett, Raleigh«, sagte ich und schaute in seine Augen.
»Und, wie geht’s Ihnen?«
»Na ja, ich fühlte mich irgendwie überfordert. Roth. Diese FBI-Sache. Jetzt geht’s mir prima. Ehrlich.«
»Freut mich zu hören«, sagte er. »He, irgendwas duftet hier herrlich.«
»Ich mache gerade Pasta.« Ich machte eine Pause und dachte darüber nach, was ich als Nächstes sagen sollte. »Haben Sie schon zu Abend gegessen?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein, aber ich will nicht stören.«
»Deshalb sind Sie mit Wein gekommen?«
Er schenkte mir eines seiner unwiderstehlichen Lächeln. »Wären Sie nicht zu Hause gewesen, hätte ich mir in einer Imbissbude etwas geholt, wie immer.«
Ich lächelte zurück und bat ihn endlich herein.
Als Raleigh meine Wohnung betrat, schaute er sich um und nickte beeindruckt. Er betrachtete die Keramiken, die schwarzgoldene Baseballjacke von Willie Mays, meine Terrasse mit der Aussicht auf die Bucht. Dann streckte er mir die Flasche entgegen.
»Auf dem Tresen steht schon eine offene«, sagte ich. »Schenken Sie sich ein Glas ein. Ich sehe mal nach dem Essen.«
Ich ging in die Küche und hielt mir vor Augen, dass ich gerade von einer ambulanten Behandlung wegen einer ernsten Krankheit aus der Klinik zurückgekommen war - und außerdem waren wir Partner. Mit mühsam unterdrückbarer Aufregung holte ich ein zweites Gedeck heraus.
»Nummer vierundzwanzig, Giants?«, rief er mir zu. »Diese Sportjacke ist echt, oder?«
»Ja, von Willie Mays. Mein Vater hat sie mir zu meinem zehnten Geburtstag geschenkt. Er wollte einen Jungen. Ich habe sie all die Jahre lang aufbewahrt.«
Er kam in die Küche und drehte einen Stuhl vor dem Tresen herum. Während ich die Penne umrührte, goss er sich ein Glas Wein ein. »Kochen Sie immer so für sich?«
»Alte Gewohnheit«, meinte ich. »Früher hat meine Mutter
abends lange gearbeitet. Ich habe eine sechs Jahre jüngere Schwester. Manchmal kam meine Mutter erst um acht Uhr nach Hause. Ich hab das Abendessen kochen müssen, seit ich denken kann.«
»Wo war Ihr Vater?«
»Hat uns verlassen«, sagte ich und mischte Senf, Traubenkernöl, Balsamico und Zitrone zu einer Vinaigrette für den Salat. »Als ich dreizehn war.«
»Dann hat Ihre Mutter Sie aufgezogen?«
»Könnte man sagen. Manchmal habe ich allerdings das Gefühl, ich habe mich selbst aufgezogen.«
»Bis Sie geheiratet haben.«
»Ja, dann habe ich sozusagen meinen Mann auch noch großgezogen.« Ich lächelte. »Sie sind ziemlich neugierig, Raleigh.«
»Bullen sind das normalerweise. Wussten Sie das nicht?«
»Ja, richtige Bullen.«
Raleigh tat so, als sei er beleidigt.
»Kann ich Ihnen helfen?«, erkundigte er sich.
»Sie können reiben«, antwortete ich lächelnd und schob ihm ein Stück Parmesankäse und eine Reibe hin.
Wir saßen da und warteten, dass die Pasta gar wurde. Er rieb den Käse. Sweet Martha kam in die Küche und ließ sich bereitwillig von Raleigh streicheln.
»Heute Nachmittag schienen Sie völlig durch den Wind zu sein«, sagte er und kraulte Marthas Kopf. »Für gewöhnlich lassen Sie doch Roths Scheiß an sich ablaufen wie Wasser an einer Ente. Ich hatte den Eindruck, dass irgendetwas nicht in Ordnung war.«
»Alles ist bestens«, log ich. »Zumindest jetzt, falls Sie das beruhigt.«
Ich lehnte mich an den Tresen und sah ihn an. Er war
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