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Der 13. Brief

Titel: Der 13. Brief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Klassen
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ließ mich nicht aus den Augen.
    Ich hasste den Kerl aus tiefstem Herzen!
    Feindselig starrte ich ihn an.
    Er verschränkte die Arme und hielt meinem Blick stand.
    Wollte ich es sagen?
    Konnte ich das überhaupt?
    »Mein Vater!« Ich musste das Wort ausspucken, es klebte an meinem Gaumen fest wie ein zu lange gekauter Kaugummi.
    »Danke schön, aber ich pfeife auf einen geschenkten Studienplatz!«, schreie ich empört und knalle ihm die Uni-Einschreibung vor die Füße. »Ich denke überhaupt nicht daran zu studieren und schon gar nicht Scheißjura! Ich habe es satt, mir alles vorschreiben zu lassen! Wenn ich auf Bali Bananen sortieren will, dann mache ich das, kapiert?«
    Blitzschnell holt er aus.
    Ich drehe mich noch weg, sodass der Schlag nicht mein Gesicht, sondern nur meinen Rücken trifft.
    Wieder durchzuckte mich die Erinnerung an das Krachen, an den rasenden Schmerz, der meine Wirbelsäule hinabgejagt war.
    »Nur das eine Mal?«, riss mich Danner aus meinen Gedanken.
    Ich schüttelte den Kopf, etwas länger, als für eine Antwort nötig gewesen wäre. Kalter Schweiß ließ meine Handflächen feucht werden und meine ineinander verkrampften Finger zitterten. Überdeutlich wurde mir bewusst, dass ich das noch niemals irgendjemandem erzählt hatte.
    Jetzt wusste Danner mehr über mich als jeder andere Mensch.
    Sein Blick war messerscharf und ausdruckslos, die gleiche Miene, mit der er Ahrend befragt hatte.
    »Hat deine Mutter davon gewusst?«
    Ich wischte mir die Hände an meiner Jeans ab. »Klar«, antwortete ich leichthin.
    »Und sie hat nichts unternommen?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    Ich zuckte die Schultern. »Sie hat wohl nie die Hoffnung aufgegeben, dass die Prügel irgendwann etwas nützen würden.«
    Unerwartet gab Danner seine ausdrucklose Schnüfflermiene auf. Einen Moment lang glaubte ich, Mitleid in seinem Gesicht zu erkennen – und Mitleid war das Letzte, was ich wollte!
    »Meine Rache war übrigens furchtbar«, grinste ich.
    »Glaube ich aufs Wort!« Endlich grinste Danner auch.
    Ich stand auf, ging zum Computer hinüber und öffnete das Schreibprogramm, um meine Hände zu beschäftigen, damit sie aufhörten zu zittern.
    »Reicht dir das oder willst du noch mehr intime Details aus meinem Leben hören?«, hielt ich Danner auf Abstand.
    »Vielleicht, wie ich das erste Mal besoffen in ein fremdes Auto gekotzt habe? Oder lieber, wie ich Sex in dem uralten Opel Kadett hatte, der neben einer Polizeistreife parkte?«
    Er streckte sich und legte die Füße auf den Tisch. »Ich komme drauf zurück.«

20.
    »Hallo – äh – Lila.«
    Ich kratzte mich an der Nase.
    Jendrick, der Duschgel-Gegner, stand mit hängenden Schultern im Eingang der Sporthalle. Ich hatte ihn schon von der Straße aus bemerkt. Sah aus, als wartete er auf jemanden.
    »Morgen – ähm – wie war noch mal dein Name?«
    »Jendrick.«
    »Ach ja.«
    Die Hände in den Taschen heftete er sich an meine Fersen, ohne dass ich ihn dazu aufgefordert hätte. Er ging nicht neben mir, sondern schlurfte einen Schritt hinter mir her.
    »Und?«, fragte er.
    Ich atmete tief ein. »Was und?«
    »Und, wie geht’s dir?«
    »Gut!«, knurrte ich. Bevor du mich angequatscht hast!, fügte ich in Gedanken hinzu.
    Jendrick, das Kommunikationsgenie, nickte: »Mir auch.«
    Ich kniff die Augen zusammen und dachte daran, seinen langen, dünnen, knochigen Geierhals zu packen und seinen vorstehenden Adamsapfel knackend an seiner Wirbelsäule zu zerquetschen!
    Doch er trottete unbeeindruckt bis zu den Mädchenumkleiden hinter mir her. Ich fragte mich schon, ob er wohl mit reinlatschen würde, als die Toilettentür aufging und Karo neben mir stand.
    Sie trug ein grellpink T-Shirt zu einer rosa Sporthose mit Schlag. »Verpiss dich, Spanner! Hast du nicht genug angerichtet? Wenn du die Nummer noch mal abziehst, bring ich dich um!« In ihren Augen funkelte purer Hass.
    Schleicher-Jendrick trollte sich.
    Karo knallte die Tür der Umkleide hinter uns zu. Außer uns waren noch Franzi und zwei andere Mädchen im Raum.
    »Wen hat er denn bespannert?« Ich versuchte, so harmlos wie möglich zu klingen.
    Karo winkte ab: »’ne Freundin von mir. Seit der fünften Klasse war er hinter ihr her. Ist ihr auf Schritt und Tritt nach, hat keine Abfuhr kapiert, hat ihr Briefchen geschrieben und sie bis nach Hause verfolgt. Einmal hat sie ihn sogar erwischt, wie er durchs Fenster Fotos von ihrem Zimmer gemacht hat!«
    »Ist ja abartig!« Ich zog die Jeans aus und schlüpfte in meine

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