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Der 13. Brief

Titel: Der 13. Brief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Klassen
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vorwurfsvoll.
    »Und du bist in letzter Zeit echt spießig!«
    Eins zu eins.
    »Na schön, bei der Sache mit den Fotos hab ich vielleicht überreagiert«, gab sie zähneknirschend zu.
    »Hast du geglaubt, dass ich mir was drauf einbilde, oder was?«, zischte ich.
    Sofort sah mich Karo lauernd an.
    Ich lächelte dem Steinzeitmenschen zu, der mit gerunzelter Stirn zu uns herübersah.
    »Hast du geglaubt, dass ich mich von einem Möchtegernfotografen begrapschen lasse, weil er mir eine Modelkarriere bei Neckermann verspricht? Und dass ich Lena da mit reinziehe und wir uns beide ermorden lassen?«
    Polternd hörte Karo auf zu kippeln: »Wer hat dir von Dittmer erzählt?«
    »Die kleine Schwester von Iefgenia Antonczyk«, antwortete ich, um den Verdacht von Franzi abzulenken. »Wenn du mir davon erzählt hättest, hätte ich nicht die gesamte Schwimmmannschaft aushorchen müssen.«
    Karo knirschte mit den Zähnen. »Du hast recht«, gestand sie. »Du konntest nicht wissen, dass sich Eva von Dittmer hat fotografieren lassen.«
    »Und du glaubst, er hat was mit ihrem Selbstmord zu tun?«
    Für einen Augenblick bröckelte Karos hasserfüllte Fassade und sie zuckte ratlos die Schultern.
    »Sie hat sich allein mit ihm im Keller getroffen!«, wurde sie dann sofort wieder wütend. »Ich trau ihm zu, dass er ihr was angetan hat. Wegen irgendwas muss sie sich doch umgebracht haben!«
    Eine halbe Stunde nach Schulschluss hockte ich auf den drei Stufen, die durch das Tor des Stahlzauns vom Schulgelände führten, und winkte Lena nach.
    Danner bemerkte ich erst, als er seine Sporttasche neben mir auf den Boden plumpsen ließ. »Was hat Molle erzählt, nachdem ich weg war? Dass ich in einem Sarg schlafe und Frauen gerne den Hals durchbeiße?«
    Schnell vergewisserte ich mich, dass der Kombi von Lenas Mutter hinter der nächsten Kurve verschwunden war. »Wenn ich ihn richtig verstanden habe, ging es eher um das blöde Rotkäppchen, das eine Affäre mit dem bösen Wolf hat.«
    Ehe ich mich versah, lag ich plötzlich unter ihm auf dem Boden.
    »Und? Hast du Angst?«
    »Ich zittere«, spottete ich.
    Ich spürte seine Erregung unter dem festen Stoff seiner Jeans. Doch dann setzte er sich mit einem Ruck auf und zog mich mit sich.
    »Schätze, das könnte unserer Tarnung schaden«, entschied er ohne Überzeugung in der Stimme.
    Scheiße, war ich verknallt! Ich hätte nichts dagegen gehabt, sofort hier auf dem Gehweg mit ihm zu schlafen – eigentlich sah ich auch keinen Grund, der dagegen sprach.
    Na ja, bis auf den Geschichtsgreis, der gerade seinen klapprigen Benz vom Lehrerparkplatz lenkte.
    »Hast du sonst noch was rausgekriegt?«, fragte Danner. »Ich meine, außer dass du mit dem bösen Wolf ins Bett gehst?«
    Schlagartig ernüchterte ich. »Wir sollten uns endlich Dittmer vornehmen. Karo hält ihn für gefährlich, und wenn du mich fragst, ist da was dran. Außerdem sind Massenmörder doch meistens unauffällige, verklemmte Pullunderträger oder nicht?«
    »Das würde viele Mordermittlungen vereinfachen.« Irgendetwas in Danners Augen gefiel mir nicht.
    »Wir besuchen Dittmer gleich heute Nachmittag«, entschied er. »Jetzt muss ich zum Direx. Ich hab den bekifften Moritz aus dem Schwimmkader geschmissen und sein Daddy hat sich prompt beschwert.« Er stand auf und nahm seine Tasche. »Wir treffen uns nachher bei Molle.«
    Hm.
    Danner schlenderte über den Schulhof davon.
    Da stimmte was nicht.
    Es dauerte einen Augenblick, bis ich dahinterkam: Wieso hatte er seine Tasche mit rausgebracht? Wenn er sowieso noch zum Direktor musste, hätte er sie doch gleich drinlassen können!
    Wollte der mich verarschen?
    Verdammt!
    Genau das wollte er!
    »Ich warte lieber hier auf dich!«, rief ich ihm nach.
    Wütend fuhr er herum.
    Aha, ich hatte ihn durchschaut! Er war nicht der Einzige, der das konnte.
    »Du fährst nach Hause, kapiert?« Sein Ton sollte mir drohen.
    »Ich denke gar nicht dran. Wenn du mich loswerden willst, musst du dir schon was Besseres einfallen lassen!«
    Sein Blick wurde so kalt, dass mir ein Schauer über den Rücken kroch: »Wenn du nicht sofort die Biege machst, fliegst du raus, kapiert?«
    Kaum wurde ich unbequem, stand ich wieder auf einer Stufe mit den Parasiten. »Du meinst, aus dem Haus, aus dem Molle dich vorhin geworfen hat?«
    Er verzog keine Miene.
    Aber ich kochte vor Zorn: »Schmeiß mich doch raus, ist mir egal! Aber jetzt komme ich mit, ob dir das passt oder nicht!«
    Plötzlich stand er wieder direkt vor mir,

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