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Der 18 Schluessel

Der 18 Schluessel

Titel: Der 18 Schluessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Fiolka
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Augenblicks. Und ich sah, und siehe, ein weißes Pferd. Und der darauf saß, hatte einen Bogen, und ihm wurde eine Krone gegeben, und er zog aus sieghaft und um zu siegen.
    Die grünliche Flüssigkeit rann in die Vene der Frau, während der Padre ihre Hand hielt und flüsterte: „Dies, mein Kind, ist der Beginn der Apokalypse. Wenn sie vorüber ist, wird die Welt frei von jeder Sünde sein. Auch du, mein Kind ... auch du wirst Gottes Gnade erfahren.“
     
    Eliana wunderte sich über die straffe Organisation, die Christopher de Banes und der Golden Dawn in der kurzen Zeit auf die Beine gestellt hatte. Der Flieger war kaum gelandet und sie aus dem Flughafen, da winkte Chris ein Taxi heran. Zumindest, so glaubte Eliana, sollte das Ding wohl ein Taxi sein. Die gelbe Rostlaube sah aus, als wäre sie mal ein Taxi gewesen ... vor einem halben Jahrhundert! Es gab reguläre und private Taxen in Rom – und Reiseveranstalter warnten ausdrücklich davor, ein privates Taxi zu nehmen, auch wenn diese viel einfacher zu bekommen waren. Chris schien das nicht weiter zu stören. Er schob Eliana auf den Rücksitz und stieg dann ebenfalls ein. „Hotel Aldobrandeschi“, wies er den Taxifahrer an. Der trat ohne zu Zögern aufs Gaspedal und drehte sein Radio auf, damit er neben dem ohrenbetäubend lauten Motor noch etwas hörte – Fußball! Die Stimme des Reporters schrie auf Italienisch aus den krächzenden Lautsprechern. Wiederum schien es Chris nicht zu stören. Er sah entspannt aus dem Fenster, während das Taxi in halsbrecherischer Geschwindigkeit durch die vollgestopften Straßen von Rom fädelte. „Stronzo!“ Der Fahrer packte sich an die Stirn und brüllte im Wechsel das Radio und den Fahrer des Autos, das vor ihnen fuhr, an. Die gegnerische Mannschaft hatte gerade ein Tor geschossen, wie Eliana der entrüstet kreischenden Stimme im Radio entnahm, der Fahrer vor ihnen hatte eine Vollbremsung hingelegt ... wahrscheinlich aus eben diesem Grund.
    Eliana drückte sich tiefer in die Kunstledersitze und tastete nach den Gurten. Es gab keine. „Wohin fahren wir denn?“ Sie musste sich von diesem Irren, der vorn am Lenkrad saß, ablenken.
    „Der Tempel hat Zimmer für uns in einem Hotel gebucht, ganz in der Nähe der Universität. Sie haben glücklicherweise sehr schnell etwas organisieren können. Ein Bioethikseminar beginnt in drei Tagen. Mitglieder von Milizia Dei studieren ebenfalls an der Lux Aeternum Universität und nehmen an den Seminaren teil.“
    Eliana starrte ihn an, als hätte er einen schlechten Scherz gemacht. „Das ist der Plan? Ich soll da als Studentin auftauchen?“
    Chris zuckte die Schultern, als verstünde er ihre Bedenken nicht. „Spätanmeldungen sind nicht unüblich, und es ist eine internationale Universität, also wirst du als Deutsche nicht auffallen.“ Wie selbstverständlich drückte er ihr ein Faltblatt der Universität in die Hand. Es war ein moderner Komplex, helle pastellfarbene Gebäude umgeben von hübschen Rasenflächen. Tatsächlich sah die Universität nicht annähernd wie eine Hexenküche oder ein mittelalterliches Kloster aus.
    „Sie bieten auch Kurse für Exorzisten an“, zerstörte Chris jedoch im nächsten Augenblick ihren positiven Eindruck.
    Sie seufzte gequält auf. „Das ist doch krank!“
    Er zuckte mit den Schultern. „Und das, was dir in den letzten Tagen passiert ist, findest du normal?“
    „Nein ...“, gab Eliana resigniert zu. „Aber ich kann es noch immer nicht glauben.“
    Kurz darauf bretterte ihr Taxi die Auffahrt des Hotels hoch und legte eine Vollbremsung mit quietschenden Reifen hin. „Hotel Aldobrandeschi“, gab der Fahrer mit einem Grinsen zu verstehen und streckte Chris die geöffnete Hand entgegen, in der umgehend Euroscheine verschwanden. „Mille gracie“, bedankte sich Chris. Eliana verzichtete auf einen Kommentar.
    Sie stiegen aus und betraten die luxuriöse Empfangshalle des Hotels. Die Dame an der Rezeption übergab Eliana freundlich lächelnd die Keykarte zu ihrem Zimmer. „Einen schönen Aufenthalt in Rom“, leierte sie auf Deutsch den wahrscheinlich einzigen Satz herunter, den jeder Angestellte des Hotels auswendig zu lernen hatte.
    Tatsächlich schien der Golden Dawn außergewöhnlich gute Kontakte zu haben – Elianas neue Ausweispapiere, ihr Seminarplatz an der Universität, die Flüge, die Zimmer, Geld ... „Euch scheint wirklich viel an Danyal zu liegen.“ Es lag mittlerweile in ihrer Natur, skeptisch zu sein. Außerdem passte Chris

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