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Der 21. Juli

Der 21. Juli

Titel: Der 21. Juli Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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Irgendwo im Rumpf musste ein Splitter getroffen haben. Ein scharfer Geruch nach Rauch. Zacher schickte den Bordingenieur nach hinten, um den Schaden zu begutachten und zu beheben, wenn es möglich war. Die Heinkel vibrierte. Zacher bewegte vorsichtig den Steuerknüppel in alle Richtungen, die Maschine reagierte. Weiter auf dem Kurs, weiter in der Höhe.
    »Noch eine Minute, bei zehn Sekunden beginne ich zu zählen«, meldete Seiden.
    Kurs halten, Höhe halten. Vorne Rauchwölkchen, etwas zu hoch. Die Flakmannschaften tasteten sich an die Maschinen heran. Im Kopfhörer plötzlich der Befehl: »Flakstellungen angreifen.« Der Kommandeur der Eskorte schickte seine Jäger in das Inferno, um die Abwehr von Zachers Heinkel abzulenken. Die Funksperre war gebrochen, sie war sinnlos geworden. »Kommt gut heim, Kameraden. Danke fürs Herbringen«, sagte Zacher. Er hörte keine Antwort.
    »Zehn, neun, acht ...«
    Zacher legte die rechte Hand auf den Ausklinkhebel.
    ». sieben, sechs .«
    Er dachte an Irma. Das letzte Gespräch ging ihm nicht aus dem Kopf. Er akzeptierte nicht, dass es endgültig war.
    ». fünf, vier, drei .«
    Höhe halten, Kurs halten. Das Wetter war gut. Die Meteorologen hatten vernachlässigbare Windstärken prophezeit. Zacher spürte starkes Vibrieren im Steuerknüppel. Wo, verdammt, war der Bordingenieur? Warum meldete er nicht?
    ». zwei, eins, los!«
    Zacher legte mit einem Ruck den Ausklinkhebel um. Ingenieure hatten errechnet, dass die Bombe zunächst schwebte, um dann, sobald sie stark an Fahrt verloren hatte, ziemlich senkrecht in die Tiefe zu stürzen. Die Heinkel schoss nach vorne, als sie die Last an ihrem Heck loswurde. Zacher zog die Maschine nach oben und legte sie in eine Linkskurve. Er wollte Minsk so schnell wie möglich verlassen. Unten zuckte die Flak. Die Scheinwerfer hatten ihn verloren und suchten den Himmel ab. Zacher drehte sich um und sah den Navigationsoffizier auf seine Uhr starren. Es sollte sieben bis acht Minuten dauern, bis die Bombe detonierte.
    Es war, als ginge eine Sonne in ihrem Rücken auf. Ein Lichtblitz unterbrach die Nacht, dann wurde es auf einen Schlag wieder dunkel. Eine Welle von Vibrationen schüttelte die Maschine. Als sie wieder ruhig war, übergab Zacher das Steuer seinem Kopiloten und setzte sich in die Rumpfkapsel. Der MG—
    Schütze machte ihm Platz. Er sah verstört aus und sagte kein Wort. Im Schein des Vollmonds erkannte Zacher einen riesigen Pilz über Minsk, nach oben hin wurde er heller. Sie hatten den Befehl, auf keinen Fall die Detonation zu beobachten, sie würden erblinden, wenn sie in das Licht blickten. Aber sie hatten den Widerschein der Explosion im Nachthimmel gesehen, und der Pilz über Minsk zeugte von der Kraft, die sie entfesselt hatten. Was mochte in der Stadt geschehen sein?
    Der Rückflug verlief ohne Störung. Sie verschwanden in der Nacht, aus der sie gekommen waren. Selbst an der Front schwiegen die Waffen. In ihrem Rücken ging langsam die Sonne auf.
    Als die Maschine auf dem Flugplatz bei Strausberg ausgerollt war, erkannte Zacher ein großes Gewimmel. Da stand ein Empfangskomitee mit Milch an der Spitze. Fehlte nur noch die Blaskapelle. Sie wussten es schon, es hatte geklappt.
    »Herzlichen Glückwunsch, das ist ein großer Tag für Deutschland!«, brüllte Milch. Er hatte getrunken.
    Zacher fühlte, wie die Erschöpfung sich seiner bemächtigte. »Woher wissen Sie?«, fragte er Milch.
    »Die Engländer haben es gemeldet!«, rief er. »Unsere verehrten Feinde sind mit dem Arsch auf Grundeis. Sie haben was gefaselt von einer Riesenexplosion in Weißrussland. Erst war von einem Unfall die Rede, dann rückten sie Scheibchen für Scheibchen mit der Wahrheit heraus.«
    Zacher starrte ihn verständnislos an. Er wünschte sich weit weg. Was, verdammt, war passiert?
    »Minsk gibt es nicht mehr!«, schrie Milch, und die lamettabehängten Affen um ihn herum johlten. Sie hatten alle gesoffen, einer hatte die Flasche noch in der Hand. »Die Herren Engländer sprechen von zehntausenden von Toten. Welch ein Sieg!«
    Ohne zu grüßen, lief Zacher zu den Zelten, seine Mannschaft folgte ihm. Keiner sagte etwas. Zacher war übel. Das Gejohle in ihrem Rücken verfolgte sie, klang langsam ab. Dann wurden sie von Fahrzeugen überholt, darin die Meute. Sie sang. »Flieg, deutsche Fahne, flieg!«
    Zacher saß mit seinen Leuten im Pilotenzelt, draußen grölten die Etappenhelden. Seiden stellte eine Flasche Cognac auf den Tisch, Beute besserer Tage. Er

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