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Der 21. Juli

Der 21. Juli

Titel: Der 21. Juli Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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deutschfreundlich. Im Krieg hatten die Schweden Deutschland geholfen, vor allem mit Erz. Sie hatten einige Male deutsche Soldaten durchmarschieren lassen und die Russen wütend gemacht, um dem Schicksal von Dänemark und Norwegen zu entgehen. Sie hatten es geschafft, mit viel Glück. In den Waffenstillstandsvereinbarungen nach der Bombe auf Minsk hatte Deutschland sich mit den Grenzen vom April 1940 begnügt. An der deutschsowjetischen Grenze waren beidseitig je zweihundert Kilometer tiefe Zonen eingerichtet worden, in denen Deutsche und Russen nur eine geringe Zahl von Soldaten stationieren durften. Die Staaten Westeuropas hatten sich mit der deutschen Vormacht abgefunden. An der Atlantikküste gab es deutsche Stützpunkte. Keine Regierung in Frankreich, Holland, Belgien oder der Schweiz wagte es, Berlin zu vergrätzen. Den Schweden blieben Besetzung und andere Schikanen erspart. Sie hatten den Deutschen geholfen, halfen ihnen immer noch, und so retteten sie ihre Souveränität, oder das, was sie von ihr noch nicht abgegeben hatten. Die Flugverbindungen von Berlin und Moskau nach Stockholm waren gut, amerikanische Agenten hatten es dort schwer. Und Stockholm war wunderschön in diesem Frühjahr 1953. Bei Sonne hatte die Stadt das Flair einer südeuropäischen Metropole. Helle Gebäude, Stühle und Tische auf den Straßen, flanierende Menschen.
    Sie trafen sich in einem kleinen Haus bei Gröndalsbron im Westen der Stadt inmitten eines Fichtenwalds. Es war ein Objekt der deutschen Botschaft. Grujewitsch staunte, was seine Gastgeber aufgefahren hatten: Lachs, Kaviar, Elchbraten, Wodka, Wein und deutsches Bier. Grujewitsch war allein gekommen, die Deutschen erwarteten ihn zu dritt. Da war ein schmächtiger Mann mit wachen Augen in einem Jungengesicht. Ein hübscher Kerl, dieser Schellenberg, dachte Grujewitsch. Die anderen kannte er nicht. Der eine war ein baumlanges Kraftpaket mit strohblondem Haar. Ein nordischer Held, wie ihn die SS so liebte. Er sollte wohl aufpassen, dass Schellenberg nichts geschah. Der Vorzeigegermane verschwand bald in einem Nebenraum und ließ nichts mehr von sich hören. Der dritte Mann, klein, dick, Hitlerbart, war der Dolmetscher. Grujewitsch konnte Deutsch, er hatte es in der Schule gelernt und Speziallehrgänge der Staatssicherheit besucht. Dennoch wollte er nichts gegen die Anwesenheit des zu kurz geratenen Fettsacks einwenden.
    Schellenberg strahlte, als er Grujewitsch begrüßte. Er bot ihm einen Wodka an, Grujewitsch sah keinen Grund, sich nicht einzulassen auf die Gastfreundschaft. Sie setzten sich in bequeme Ledersessel, die auf einem dicken Teppich standen, der die Geräusche im Zimmer dämpfte. Die Vorhänge waren zugezogen. An der Decke ein Lampenschirm aus blauem Kristallglas. Keine Blumen, keine Bilder, keine Regale. Nur der Tisch, voll beladen mit Köstlichkeiten.
    »Es ist gut, dass wir uns endlich treffen«, sagte Schellenberg. »Richten Sie Minister Berija bitte Grüße aus vom Reichsführer. Er hat großen Respekt vor ihm. Wir haben, ich gestehe es, viel gelernt von Ihrem Dienst.«
    Grujewitsch nickte bedächtig. Es stimmte, sie hatten viel gelernt. Er erwiderte die Grüße.
    »Wir sollten bald darangehen, einen Friedensvertrag abzuschließen. Bald wird der Krieg zehn Jahre vorbei sein, und noch immer ist er offiziell nicht beendet. Das ist absurd.«
    »Das stimmt«, sagte Grujewitsch. Man konnte glauben, die Welt stünde noch immer unter dem Schock der Bombe auf Minsk, obwohl die USA und die Sowjetunion inzwischen auch Atomwaffen besaßen. Allerdings hatten die Deutschen Raketen gebaut, die ihre Uranbomben schnell und sicher ins Ziel bringen konnten. Grujewitsch war mit sich zufrieden. Er hatte seine Nerven unter Kontrolle und ließ sich nicht aus der Reserve locken. Nicht einmal vom Wodka. Von dem vertrug er eher mehr als Schellenberg. »Hören Sie zu!«, hatte Berija ihm befohlen. »Lassen Sie sich auf nichts ein, weisen Sie aber auch nichts zurück. Das alles will gut überlegt sein.«
    »Mein Reichsführer meint, wir sollten uns auf unsere gemeinsamen Interessen besinnen.«
    Grujewitsch neigte seinen Kopf und schaute Schellenberg aufmerksam an.
    »Wir glauben, die Amerikaner sind mit dem Ausgang des Kriegs nicht zufrieden, und das macht uns Sorgen. Sie haben große Verluste gehabt und nichts gewonnen. Washington sagt, die Deutschen und die Russen seien die Sieger. Berlin habe sich Westeuropa unterworfen und einen großen Teil der Kriegsbeute behalten. Moskau sei auch

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