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Der 21. Juli

Der 21. Juli

Titel: Der 21. Juli Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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Und wenn es um eine Operation geht, dann bin ich raus aus dem Geschäft. Crowford hätte mich sonst längst eingewiesen. Ehrlich gesagt, ich bin froh, mit dem Kerl nichts mehr zu tun zu haben.«
    »Gut«, sagte der kleine Mann und griff in sein Jackett. Er zog einen weiteren Umschlag hervor und legte ihn auf den Wohnzimmertisch.
    »Zählen Sie nach.« Myers zögerte einen Moment, beim anderen Umschlag war er nicht aufgefordert worden nachzuzählen. Er nahm das Kuvert, öffnete es, zog den Stapel Geldscheine heraus und begann die Scheine mit flinkem Zeigefinger durchzublättern. Er sah nicht, dass der kleine Mann plötzlich eine zierliche Pistole in der Hand hielt, auf deren Lauf ein mächtiger Schalldämpfer aufgeschraubt war. Es machte »Plob«, auf Myers’ Stirn zeigte sich ein kleines hässliches Loch, zwei Blutstropfen fanden ihren Weg zur Nasenwurzel. Myers’ Augen starrten tot auf die Dollarscheine in seiner linken Hand.
    Der kleine Mann schraubte den Schalldämpfer ab und steckte ihn zusammen mit der Pistole in sein Jackett. Er zog die Dollarscheine aus Myers’ Hand, griff sich den Umschlag auf dem Tisch und verstaute das Geld in einer seiner Taschen. »Wer für Geld verrät, verrät am Ende jeden«, murmelte er.
    Wenige Tage später hatte Crowford die Ermittlungsakten des FBI auf dem Tisch. Es war schnell gegangen. Als Myers nicht zum Dienst erschien und auch den Telefonhörer nicht abnahm, schickte Crowford einen Nachwuchsagenten nach Wenatchee. Der bleiche junge Mann stotterte noch Stunden später. Crowford nahm sich vor, ihn ins Archiv zu versetzen. Wie immer in solchen Fällen schickte das FBI seine besten Leute. Was sie herausbekamen, war kläglich. Myers war mit einer kleinkalibrigen Pistole erschossen worden, »einer Frauenknarre«, grinste ein Ermittler. Die Fenster von Myers’ Wohnung waren geöffnet gewesen, trotzdem glaubte ein Special Agent, Zigarrenrauch gerochen zu haben. Die Wohnung war durchwühlt worden, offenbar hatte der Eindringling alle Wertgegenstände mitgenommen, jedenfalls waren keine zu finden, auch Myers’ Brieftasche fehlte.
    Trotzdem zweifelte Crowford. War es wirklich ein Einbruch, wie das FBI behauptete? War der Täter durch ein offenes Fenster im zweiten Stock eingestiegen? Das wäre eine akrobatische Leistung, es sei denn, Myers’ Mörder war ein Stabhochspringer von olympischer Klasse. Es gab keine Fingerabdrücke außer denen von Myers. Nach Fußspuren hatten die Ermittler gar nicht erst gesucht, eine Horde von neugierigen Idioten hatte das Grundstück zertrampelt, weil die FBI-Leute es nicht schnell genug absperrten. Die Nachbarn hatten nichts gesehen und nichts gehört. Der einzige Hinweis, der vielleicht weiterführte, waren Kontoauszüge einer Bank in Montevideo, ausgestellt auf den Namen »Scheider«. Sie waren unter einem Bodenbrett versteckt gewesen und entdeckt worden, als ein FBI-Agent auf das Brett trat und fand, dass es stark nachgab.
    Klar, dachte Crowford, in Uruguay gibt es Banken, bei denen kannst du unter jedem Namen ein Konto eröffnen, einen Ausweis will dort keiner sehen. Crowford zweifelte nicht, Scheider war Myers. Aber woher kam das Geld auf diesem Konto? Es hatte unregelmäßig Bareinzahlungen gegeben, nicht riesige Summen, aber für ein paar schöne Urlaube reichten die knapp Zwölftausend Dollar auf dem Konto. Myers hatte in den letzten beiden Jahren in Uruguay Urlaub gemacht, das stand in seinen Urlaubsanträgen. So weit war alles klar. Aber von wem stammte das Geld? Und wofür hatte Myers es erhalten?
    Es mochte ein Zufall sein, dass Myers am Vorabend der wichtigsten Operation in der Geschichte der CIA ermordet worden war. Im Dienst gibt es keinen Zufall, dachte Crowford. Wenn dir auf einer Urlaubsreise ein Besoffener in den Mietwagen krachte, dann mochte es ein Unfall sein. In einer Operation ist es der Feind, und wenn er es nicht ist, dann war man klug, trotzdem davon auszugehen. So viele Unternehmen waren wegen Nachlässigkeit gescheitert, so viele Agenten waren getötet worden, weil sie den Feind unterschätzt hatten.
    Das Telefon klingelte. »Der Chef hat jetzt Zeit für Sie, Sir«, sagte die Stimme seiner Sekretärin, die ihm in ihrer Geduld vorkam wie eine Ordensschwester. Wenn die Deutschen New York einäscherten, würde Sie freundlich sagen: »Sir, es tut mir Leid. Die Deutschen bereiten uns Unannehmlichkeiten.«
    Dulles saß breit hinter seinem Schreibtisch, als Crowford eintrat. Er setzte sich auf den einzigen Stuhl vor dem

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