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Der 21. Juli

Der 21. Juli

Titel: Der 21. Juli Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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Erbe, er hatte aber nur repräsentative Aufgaben. Trotzdem genoss Göring sein Amt, er protzte und prunkte, dass selbst die humorlosen Deutschen sich das Lachen nicht verkneifen konnten.
    Am Ende des Kriegs wurde Polen geteilt, wie es im HitlerStalin-Pakt von 1939 festgelegt worden war. Werdin hatte in amerikanischen Zeitungen gelesen, dass die osteuropäischen Staaten, die unter deutscher Herrschaft standen, das Reich versorgen mussten, vor allem mit Nahrungsmitteln. Deshalb hungerten Polen, Ungarn, Tschechen und Slowaken. Natürlich hatte es die deutsche Regierung als Verleumdung zurückgewiesen, dass der Hunger Tausende von Osteuropäern umbrachte. Holland, Belgien und Frankreich waren formal wieder souverän, richteten sich aber nach den Wünschen der deutschen Regierung. An Nordsee-und Atlantikküste gab es deutsche Garnisonen und starke Befestigungen, die eine neue Invasion unmöglich machen sollten. Großbritannien hatte sich verpflichtet, nie wieder ausländische Truppen auf seinem Territorium zuzulassen, und seine Armee auf hunderttausend Mann verringert. Churchill keifte im kanadischen Exil. Die skandinavischen Länder sowie Spanien, Portugal und Italien waren eng an die Führungsmacht in Europa herangerückt, auf dem Balkan terrorisierten kroatische Banden die slawische Bevölkerung.
    Crowford hatte Werdin zwei Wege vorgeschlagen: per Flugzeug und Fallschirm oder mit einem U-Boot. Werdin erinnerte sich an die blutigen Erfahrungen, die der SD, aber auch die russische Konkurrenz mit Fallschirmagenten machen mussten, und entschied sich für das U-Boot. Wo er auch an Land ging, er würde in feindlicher Umgebung sein. Die CIA glaubte, er habe in Holland die besten Chancen, zumal es von dort nicht weit zur deutschen Grenze war. Die Küstensicherung an der niederländischen Nordseeküste war lascher als an der deutschen. Die US Navy hatte mit U-Booten die Verhältnisse ausgekundschaftet und dabei vor Nordfriesland zwei U-Boote verloren, vor Holland dagegen hatten sich Lücken gezeigt.
    Werdin war bereit, es über Holland zu versuchen. Das Land war ihm nicht fremd wie Spanien oder Portugal, er beherrschte sogar ein paar Brocken der Sprache, wenn sie auch nicht reichen würden, sich als Niederländer zu tarnen. Er würde per Bahn bis zur deutschen Grenze fahren und hoffen, dass seine gefälschten Papiere den Kontrollen standhielten. Dann musste er herausfinden, wo sich Himmler aufhielt, entweder in Berlin, in der Zentrale der Schutzstaffel, oder auf der Wewelsburg bei Paderborn, seit 1944 offizieller Sitz des Reichsführers-SS.
    Als Crowford über das holländische Grenz städtchen Venlo sprach, schmunzelte Werdin. Crowford schaute ihn fragend an.
    »Erinnern Sie sich nicht mehr an den berühmten Venlo-Zwischenfall?«
    »Ach so«, sagte Crowford. »1939, stimmt. Da hat Schellenberg höchstpersönlich britische Agenten hochgenommen und nach Deutschland entführt. Waren Sie dabei?«
    »Am Rande«, sagte Werdin. Das war untertrieben. Werdin hatte einen der beiden Wagen gesteuert, in denen die SD-Männer mit ihren Gefangenen zur deutschen Grenze gerast waren.
    Werdin hatte sich noch eine Woche Zeit ausbedungen, bis das Unternehmen losging. Das U-Boot würde zwei Wochen brauchen, vielleicht mehr, wenn es auf dem Atlantik oder vor der Küste deutschen, belgischen oder holländischen Kriegsschiffen ausweichen musste. Werdin flog nach San Diego, er wollte sich von seinem Hof verabschieden. Es gab Augenblicke, in denen er sicher war, er würde nicht mehr zurückkommen.
    Heinrich war beleidigt, zumindest bildete Werdin es sich ein. Der Kater war der Schrecken der Mäuse und Ratten in der Umgebung des Hofs und musste nicht gefüttert werden. Vor zwei Monaten hatte Werdin eine Klappe in die Hintertür eingebaut, der Kater konnte kommen und gehen, wann er wollte. Offenbar fehlte dem Tier aber die Ansprache. Es dauerte bis zum Abend, bevor sich die üble Laune des Katers legte, dann forderte er nachdrücklich die Krauleinheiten ein, die ihm durch Werdins Abwesenheit entgangen waren. In dieser Nacht würde Heinrich auf Werdins Bett schlafen dürfen - zum ersten und zum letzten Mal.
    Werdin war klar, dass sein Auftrag nicht durchführbar war. Die CIA wusste wenig darüber, wie Himmler geschützt wurde. Schon früher war Himmler von Männern der Leibstandarte-SS Adolf Hitler umgeben gewesen. Die Gebäude, in denen der Reichsführer sich aufhielt, waren mehrfach gesichert, Werdin würde nicht einmal sein Vorzimmer erreichen. Die

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