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Der 21. Juli

Der 21. Juli

Titel: Der 21. Juli Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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sonst kapierten diese Hohlköpfe nicht, dass es ernst war. Sie jagten nicht Lieschen Müller, sondern Moskaus Funker. Sie würden die Knollennase kriegen. Und dann hatten sie auch bald den Verräter. Krause malte sich aus, wie Müller seinem Konkurrenten Schellenberg die frohe Botschaft überbringen würde. Ein feindlicher Agent im SD, das war nicht karrierefördernd.
    Krause beschloss, die Jagd zu beschleunigen. Er rief seinen Fahrer und befahl ihm, nach Lichterfelde zu fahren. Er wollte selbst sehen, ob die Gestapoleute und die Schupos ihre Arbeit gut machten. Er glaubte, sein Erscheinen würde die Jäger zu Höchstleistungen anspornen. Und er wollte selbst schauen, wie die Menschen auf der Straße reagierten.
    Sie fuhren zur Leitzentrale der Jagd in der Kaserne der Leibstandarte-SS Adolf Hitler in der Finckensteinallee. Es hatte einigen Ärger gegeben, bis Müller durchsetzte, dass die Gestapo sich für ein paar Tage auf dem Kasernengelände einnisten durfte, die Herren von der WaffenSS glaubten, sie seien was Besseres, richtige Soldaten und keine Polizisten.
    Der Leiter der Fahndung, Sturmbannführer Leutpold, machte Männchen, als er Krause erkannte. Es gab nichts Neues, die Knollennase war abgetaucht. Anruf in der Leitzentrale, Krause wurde zum Funkgerät gerufen. »Zwei Peilwagen blockieren den Eingang in der Prinz-Albrecht-Straße. Der Oberleutnant, der sie kommandiert, behauptet, Sie hätten die Wagen angefordert.«
    Man war von Idioten umgeben. »Die Wagen sollen zur Kaserne der Leibstandarte in der Finckensteinallee fahren, und das im Rekordtempo. Das ist ein Befehl! Haben Sie verstanden?« Er wartete die Antwort nicht ab.
    Jetzt hatten sie die Bilder und die Peilwagen. Fritz, wir kommen. Krause hätte jubeln können.
    Zwei aufgeregte Schupos kamen angerannt. Der eine hatte das Bild in der Hand. »Wo ist der Sturmbannführer?«, rief er. »Wir haben ihn!«
    Leutpold brüllte: »Zu mir!« Er stand am Eingang des großen Zelts, in dem die Leitzentrale untergebracht war.
    Die beiden Schupos bauten sich vor ihm auf. Der mit dem Bild in der Hand meldete: »Sturmbannführer, in der Altdorfer Straße 12 gibt es einen kleinen Lebensmittelladen. Die Besitzerin hat Fritz sofort erkannt. Er kommt ein-, zweimal die Woche und kauft was ein. Gestern erst war er da.«
    Krause hatte sich in den Rücken der Schupos gestellt.
    »Wir fahren hin, kommen Sie mit!«, befahl er.
    Die Schupos erschraken, dann salutierten sie.
    Er führte die beiden zu seinem Kübel und befahl dem Fahrer: »Vollgas!«
    Sie brauchten zwei Minuten, dann standen sie vor einem Haus, dessen obere Stockwerke eine Bombe zerstört hatte. Schwarz ragte ein Kamin heraus, Reste des verbrannten Dachs lagen im Vorgarten. Eine Treppe führte ins Kellergeschoss, vorne am Geländer war ein frisch gemaltes Schild angeschraubt: Lebensmittel Inh. G. Ötter, weiße Schrift auf rotem Grund.
    Krause befahl dem einen Schupo, den Eingang abzusperren, den anderen nahm er mit in den Laden. Fein geordnet standen die wenigen Waren, die es zu kaufen gab, in Regalen an der Wand. Hinter dem Tresen starrte sie eine fette Alte mit fettig glänzenden grauen Haaren erschreckt an. Krause legte das Porträt auf den Tresen und sagte: »Sie kennen diesen Mann!« Er versuchte es auf die freundliche Tour.
    »Ja, ich glaub schon«, antwortete die Frau.
    »Was heißt, ich glaube schon?«
    »Na ja, das Bild ist vielleicht nicht ganz genau.«
    »Aber genau genug. Sie haben dem Wachtmeister hier gesagt, dass der Mann hier regelmäßig einkauft.«
    »Ja, das stimmt, zwei-oder dreimal die Woche.«
    »Er hat eine Lebensmittelkarte?«
    »Ja.«
    »Wo wohnt er?«
    »Weiß ich nicht. Hat er mir nicht gesagt.«
    »Überlegen Sie mal, macht er den Eindruck, er hätte einen weiten Weg?«
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Der Mann ist dick?«
    »Ja, sehr.«
    »Schwitzt er, wenn er Ihren Laden betritt.«
    »Ist mir nicht aufgefallen.«
    »Und wenn es regnet, hat er einen Schirm dabei?«
    Die Frau dachte kurz nach. Dann sagte sie: »Ich glaub, nicht.«
    »Ist er dann richtig nass?«
    »Nein, nicht so richtig.« Sie überlegte einen Moment, malte sich offenbar ein Bild aus. »Wenn er bei Regen reinkommt, dann hat er nur ein paar Tropfen abgekriegt. Er fährt sich mit der Hand durchs Haar und schüttelt die Hand dann aus.«
    »Kennen Sie seinen Namen?«
    »Nein.«
    »Er lässt nie anschreiben?«
    Die Frau schaute ihn empört an: »Bei mir wird nicht angeschrieben.«
    Krause befahl dem Schupo, die

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