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Der 26. Stock

Titel: Der 26. Stock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enrique Cortés
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sie beide aus und gingen über den Gehsteig auf die Reinigungskraft zu.
     Zac ergriff das Wort, als sie nur noch wenige Meter entfernt waren.
    »Na, wie läuft’s, Kumpel?«
    Der Mann fuhr erschrocken herum, beruhigte sich dann aber gleich wieder. Márquez lächelte ihn freundlich an, seinerseits erleichtert,
     dass die Uniformen anscheinend die gewünschte Wirkung zeigten.
    »Wie’s halt so läuft. Der Chef hat gesagt, ich soll die Container reinholen, sie vollmachen und wieder rausbringen.«
    Damit ging er zum nächsten Container und schob ihn mit sichtlicher Mühe an. Erst jetzt sah Márquez, dass der Mann für eine
     so harte Arbeit schon zu alt war, und Mitleid überkam ihn.
    »Du bist neu hier, oder?« Der Mann nickte. Zac ging zur linkenSeite des Containers und packte mit an. »Na komm, wir helfen dir mit der ersten Fuhre. Wenn die Dinger voll sind, wird’s natürlich
     noch happiger. Ich glaube nicht, dass der Chef dich lange auf diesem Posten lässt. Das ist nur ein kleiner Streich zum Einstand.
     Nachher wird’s einfacher.«
    Márquez nickte, um die Worte seines Begleiters zu bestätigen. Von der ersten Sekunde an hatte er gemerkt, dass er kaum würde
     eingreifen müssen. Zac war ein guter Schauspieler. Als sie die Rampe hinuntergingen, hielt er sich ein wenig gebeugt auf der
     linken Seite, um der Überwachungskamera zu entgehen. Zum Glück waren die Container breit und hoch genug, um ihnen Schutz zu
     bieten. Hinter der Schranke stand ein bewaffneter Wachmann, die Aufzüge im Blick. Márquez sah Zac an, der seinen Blick jedoch
     nicht erwiderte.
    »Und wer seid ihr?« Der Wachmann machte ein paar Schritte auf sie zu. Seine Stimme klang hart. »Ich habe euch nicht rausgehen
     sehen.«
    Márquez war sofort klar, dass es sich um einen unvorhergesehenen Zwischenfall handelte. Zac ging einfach weiter, als hätte
     er den Mann nicht gehört, und begann die Rampe zum Parkhaus hinunterzugehen. Márquez sah sich schon den Container auf den
     Wachmann kippen, um sich dann auf ihn zu stürzen. Vielleicht hatten sie dann eine Chance, das Gelände lebend zu verlassen.
     Jetzt gab es kein Zurück mehr. Er brauchte sich nicht an den Gürtel zu fassen, um sicher zu sein, dass seine Dienstwaffe noch
     da war. Zwei Meter vor dem Wachmann blieb er sprungbereit stehen, aber da hielt eine Stimme ihn auf.
    »Die sind von der Firma.« Der ältere Mann streckte den Kopf hinter dem Container hervor und zeigte auf sie. Er hatte den Köder
     geschluckt. »Sie sind mit mir rausgegangen. Der Chef hat sie hergeschickt, damit sie mir helfen, stimmt’s, Jungs?«
    Sie nickten beide. Der Wachmann sah sie misstrauisch an. Einen Augenblick lang dachte Márquez, er würde sein Walkie-Talkie
     zücken und um eine Bestätigung bitten, aber nein. Der Wachmann trat beiseite und ließ sie passieren. Sie schoben denContainer weiter zu den Aufzügen. Márquez nahm die Karte, die Zac ihm gegeben hatte, und steckte sie in einen Schlitz. Mit
     einem pfeifenden Geräusch setzte sich der Lift in Bewegung. Während er wartete, ließ er seinen Blick über den Parkplatz schweifen.
     Fünf weiße Vans standen mit offenen Türen da; im Inneren sah er Putzeimer und Schrubber. Neben den Aufzügen waren große durchsichtige
     Plastikbehälter aufgereiht, in denen rosafarbene oder dunkelgelbe Flüssigkeiten schwammen.
    »Was ist das hier?«, fragte Zac, dem die Behälter ebenfalls aufgefallen waren.
    »Desinfektionsmittel«, antwortete der kleine Mann. Er trat an einen der Plastikbehälter heran und schleppte ihn bis zum Aufzug.
     »Die kommen aus Mr O’Reillys Lager. Ich habe ihm angeboten, sie herzutransportieren, dann hat er wieder mehr Platz. Am Ende
     braucht man das Zeug ja sowieso hier.«
    Zac nickte und reagierte rasch auf die neue Lage. Er trug einen zweiten Behälter zum Aufzug. Márquez tat es ihm nach, und
     da öffneten sich auch schon die Türen.
    »Müssen Sie hoch?«, fragte Márquez, bevor er hineinging. Der Mann verneinte. »Na gut, dann mal Hals- und Beinbruch. Wir sehen
     uns.«
    »Klar doch«, gab der andere zurück.
    Die Aufzugtüren schlossen sich hinter Márquez. Kurz darauf kam ein zweiter Aufzug an. Zac half dem Kollegen noch, den Container
     mit den eben eingetroffenen Müllsäcken zu beladen. Dann verabschiedete sich der kleine Mann von ihm. Zac war versucht, ihm
     auch noch mit dem schweren Container zur Hand zu gehen, blieb dann aber doch stehen. Er konnte es nicht riskieren, den nächsten
     Aufzug zu verpassen. Als der

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