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Der 26. Stock

Titel: Der 26. Stock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enrique Cortés
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»Eines Tages finde ich auch so eine«, hatte er dann immer hinzugefügt.
    Nach dem Tod der Eltern war Carlos ein anderer Mensch geworden. Er stand damals am Rande des Abgrunds. Doch bald darauf erzählte
     er Zac, er habe eine neue Stelle. Die Konzernleitung im Turm wollte einen guten Juristen; er wollte eine Chance, Nachforschungen
     zum Tod seines Vaters anzustellen. Zac begriff, dass all diese Nachforschungen, bei denen Carlos immer mehr Unterlagen und
     Fotos anhäufte, nichts als ein unbewusster Versuchwaren, den Vater zurückzuholen. Die ersten Ergebnisse waren ermutigend, und Carlos fand einige Punkte, die seine Hypothese
     zu stützen schienen. Der Grundgedanke war simpel, und er hatte noch keine umfassende Erklärung, aber wenn er richtiglag, würde
     das gravierende Konsequenzen haben: Der Tod seines Vaters war die Folge einer Verschwörung. Er hatte sich gar nicht umgebracht.
     Zac mochte das nicht glauben. Er bat Carlos, die Sache zu vergessen. Ja, sein Vater mochte ein sehr vitaler Mann gewesen sein,
     aber eine Pechsträhne konnte jeden verändern. Carlos erwiderte, dass er das nicht akzeptieren könne. Er müsse weiter nachforschen,
     und er werde herausfinden, was wirklich passiert war. Das alles hatte sich ereignet, bevor er die junge Frau im Tankstellenshop
     kennengelernt hatte. Oder genau genommen, bis er ihr dort wiederbegegnet war.
    Zac parkte den Kleinbus in der Nähe des Krankenhauses und schlenderte zum Eingang. Er wollte die frische Luft im Gesicht spüren
     und ganz bewusst das wundervolle Gefühl genießen zu leben. Er warf einen Blick auf die Armbanduhr. Als er Carlos’ Zimmer erreichte,
     zeigte er dem wachhabenden Polizisten seinen Ausweis und trat ein. Sein Freund lag nach wie vor im Koma, und das war Zac in
     diesem Moment sogar recht, denn sonst hätte er ihn wahrscheinlich in den Turm begleiten wollen. Zac blieb neben dem Bett stehen
     und versuchte sich vorzustellen, wie Carlos’  Leben wohl verlaufen wäre, wenn er sich nicht in den Kopf gesetzt hätte, Nachforschungen
     zum Tod seines Vaters anzustellen. Er hätte nie den Turm betreten und wäre nie im Krankenhaus gelandet. Aber er hätte auch
     Isabel nie kennengelernt. Die Zukunft würde zeigen, ob er die richtige Entscheidung getroffen hatte.
    »Wie läuft’s, alter Freund? Sind die Krankenschwestern nett zu dir?«
    Er setzte sich in einen der Sessel. Das andere Bett war immer noch frei. Was war wohl aus der armen alten Frau mit den langen
     weißen Haaren geworden? Vielleicht war sie tot, oder man hatte sie in ein anderes Zimmer verlegt, wo sie weiter einsam vor
     sichhin dämmerte. Carlos war nicht allein. Er hatte Isabel, und er hatte ihn und Angie.
    Er senkte den Kopf, schloss die Augen und versuchte es mit einer Art Gebet. Zac dachte an den Tag, an dem sein Kumpel zu ihm
     gekommen war und gesagt hatte, er glaube, die Frau gefunden zu haben, von der er so oft geredet hatte; er dachte an Carlos’
     Brief, in dem er ihn bat, sich so schnell wie möglich mit Isabel in Verbindung zu setzen; an die Nacht, in der er fast ums
     Leben gekommen wäre   … Und an die erste Begegnung mit Inspektor Márquez. Am Anfang hatte er ihn für einen Trottel gehalten, aber dann hatte er
     erkannt, dass es sich um einen der seltenen Menschen handelte, für die ihr Beruf eine Berufung war. Ein guter Polizist.
    Dass er sich jetzt zurückzog, war verständlich. Er hatte eine Tochter, die er nicht in Gefahr bringen konnte. Für Zac dagegen
     ging es um etwas anderes – sein bester Freund lag im Koma. In den Tagen vor der Tat hatten sie kaum miteinander gesprochen.
     Carlos war wie vom Erdboden verschluckt gewesen, aber Zac wusste, dass er noch keinen Beweis für seine Theorie haben konnte.
     Sonst hätte er Kontakt zu ihm aufgenommen, um ihm davon zu berichten, so wie an dem Tag, an dem er die Sache mit Alberto Hernán
     herausgefunden hatte. Damals war der Abteilungsleiter seiner Freundin Isabel verschwunden. Das passte zu Carlos’ Einschätzung
     der Lage.
    Dann waren da noch die Beförderungen. Eine Unmenge Kollegen, die in die oberen Etagen versetzt worden waren, und zusätzlich
     hatte die Personalabteilung ihre Kriterien aufgeweicht, um mehr neue Leute einstellen zu können. Im Turm waren Veränderungen
     im Gang. Etwas geschah mit den Angestellten. Wahrscheinlich hatte Carlos zu dem Zeitpunkt auch die Personalblätter entdeckt,
     vielleicht sogar schon vorher. Einzelheiten hatte er ihm nicht erzählen wollen, er hatte nur gesagt,

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