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Der 26. Stock

Titel: Der 26. Stock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enrique Cortés
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das ausprobieren, aber nicht heute. Heute
     Nacht würde er Isabel an seiner Seite haben, wenn die Stunde null kam, und dann   … dann würde sie ihm gehören.
    Sie kam aus dem Schlafzimmer, nur mit einem seiner Hemden bekleidet, so dass ihre Beine zu sehen waren. Gaardner biss sich
     auf die Lippen. Es erregte ihn ungemein, sich vorzustellen, dass sich sein Körpergeruch, der noch im Stoff des Oberhemds hängen
     musste, nun mit dem Duft dieser weißen Haut mischte. Er atmete tief durch und lächelte, während er einen Stuhl zurückzog,
     um Isabel Platz nehmen zu lassen. Dann setzte er sich ebenfalls und goss heiße Schokolade über die Erdbeeren auf Isabels Teller.
    »Erdbeeren und Champagner. Ein alter Freund hat mir beigebracht, was für eine interessante Mischung das ist. Sie soll sogar
     leicht aphrodisierend wirken.«
    Isabel sagte nichts. Sie steckte lediglich einen Finger in die Schokoladensauce, leckte daran und ließ sich den Geschmack
     auf der Zunge zergehen. Gaardner hob sein Glas.
    »Worauf wollen wir anstoßen?«, fragte Isabel.
    »Auf uns natürlich.«
    Der Klang von Gläsern beim Anstoßen war sein Lieblingsgeräusch. Sie wusste es nicht, keine Frau wusste es, aber von diesem
     Augenblick an waren sie verloren. Ab jetzt gab es keinen Weg zurück. Er würde sie verführen, und sie würde ihm nicht widerstehen
     können. Jemand hatte einmal gesagt, eine Frau wolle von einem Mann immer das, was ihr kein anderer geben könne. Er gab den
     Frauen Luxus und das Versprechen eines aufregenden, genussreichen Lebens. Und zwar so lange, bis er sich zu langweilen begann.
     Er fragte sich, wie lange es wohl mit Isabel dauern würde, bis dieser Punkt erreicht war. Sehr viel Zeit bestimmt nicht.
    »Wie spät   …?«, setzte Isabel an und unterbrach sich dann mitten im Satz. »Entschuldige.«
    Gaardner nickte und ging über ihren Lapsus hinweg.
    »Na ja, dass ich in letzter Zeit keine Uhren mag, heißt nicht, dass ich nicht auch manchmal wissen müsste, wie spät es ist.
     Jetzt haben wir etwa vier Uhr.«
    Isabel ließ die Gabel fallen.
    »So spät!«
    »Spät wofür?«, fragte Gaardner. »Isabel, es ist Wochenende. Du musst etwas ausspannen, ja, Süße?«
    Sie nickte. Sicher rief etwas in ihr lauthals, dass sie sehr wohl etwas anderes vorhatte, dass ihr Bruder verschwunden war
     und niemand außer ihr ihn suchen würde, aber sie konnte sich seinen Worten nicht entziehen. Genieß es, Isabel, dachte er,
     in neun Stunden wirst du bei mir sein, um mich zu beschützen.
    »Ich muss heute in den Turm, ich habe da noch ein paar Sachen zu erledigen, die gestern liegen geblieben sind. Magst du mich
     begleiten?«, schlug er vor. »Ich schätze, es wird wohl sonst niemand da sein.«
    Isabel schien sich über den Vorschlag zu freuen, und Gaardner musterte sie zufrieden, wie sie eine weitere in Schokolade getunkte
     Erdbeere in den Mund steckte. Was hatte Hugo nur erzählt? Sie war völlig unschuldig. Sie hatte nichts, aber auch gar nichts
     mitbekommen. Und so hatte sie auch für nichts zu büßen. Ihr gemeinsamer Freund hatte ihm auf dem Silbertablett präsentiert,
     was er jetzt am dringendsten brauchte: eine unschuldige Seele, die ihm die Hand halten konnte, wenn die Stunde kam. Jemand,
     den sie nicht würden angreifen können. Alle fielen auf die eine oder andere Weise, mancher stand nicht wieder auf, und auch
     ihn würden sie sich holen wollen. Aber sie würden ihm nichts anhaben können, weil er mit ihr zusammen sein würde.
    Nach dem Frühstück wartete Gaardner, bis Isabel sich angezogen hatte. Sie würden shoppen gehen. Er würde mit ihr in die Innenstadt
     fahren und Kleider für sie aussuchen. Er wollte, dass sie heute Abend blendend aussah, denn nach Ablauf der Stunde nullmussten sie gebührend feiern. Als Isabel so weit war, nahm er ihre Hand. Sie wies ihn nicht zurück. Ihre Finger waren kalt
     wie die Flügel eines verlorenen Vogels im Winter. Er führte sie zur Garage und bat sie, den Wagen auszuwählen, mit dem sie
     in die Stadt fahren würden. Sie war überrascht, dort fünf Sportwagen zu sehen, und konnte sich nicht entscheiden. Gaardner
     nahm ihr die Entscheidung ab, und sie stiegen in ein schwarzes Cabrio. Er sah ihr an, wie sie das herrliche Gefühl genoss,
     den Wind in den Haaren zu spüren. Zum Glück hatte sich der Regen der letzten Tage verzogen, und ein paar schüchterne Sonnenstrahlen
     durchbrachen die Wolken. Es war angenehm, dass sie so wenig redete und einfach nur genoss.
    Sie

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