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Der 26. Stock

Titel: Der 26. Stock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enrique Cortés
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Zeitpunkt die Erlaubnis erteilt hatte, dass eine Putzkolonne auf dieses Stockwerk kam. Er bat Isabel, kurz
     zu warten, ging in sein Büro und schaltete die Sprechanlage ein.
    »Ja?«, fragte eine Männerstimme am anderen Ende der Leitung.
    »Apolo Gaardner vom 26.   Stockwerk.«
    »Was kann ich für Sie tun, Señor Gaardner?«, fragte der Mann respektvoll.
    »Ich bin gerade gekommen, und da sehe ich auf meinem Stockwerk Behälter mit Desinfektionsmittel. Wem gehört das Zeug und was
     hat es da verloren?«
    Sein Ton war harsch.
    »Desinfektionsmittel?«, fragte der Mann sichtlich verwirrt. »Ich weiß nicht, Señor Gaardner. Vermutlich ist es von der Putzfirma.«
    »Und wer hat es hierhergebracht?«
    »Äh   …« Die unsichere Stimme des Mannes wurde von einem Rascheln unterbrochen. Er schien seine Unterlagen nach der gewünschten
     Information durchzusehen. »Also   … ich weiß es nicht.«
    Wütend schlug Gaardner mit der Faust auf den Tisch.
    »Was heißt da, Sie wissen das nicht! Ist nicht zwingend vorgeschrieben, dass mindestens einer von Ihnen den Betreffenden nach
     oben hätte begleiten müssen?«
    »Ja, aber gestern   …«
    Gaardner spürte, wie ein Alarmlämpchen in ihm aufleuchtete. »Gestern was?«, fragte er.
    Es blieb einige Sekunden lang still. Im Hintergrund waren andere Stimmen zu hören. Der Wachmann schien mit jemandem zu sprechen.
    »Gestern hatten wir ein paar Probleme, Señor Gaardner. Aber keine Sorge, wir lassen die Behälter unverzüglich entfernen.«
    Gaardner wollte schon Einspruch erheben. Das war nicht genug. Doch in dem Moment wurde die Verbindung unterbrochen. Er ließ
     noch einmal die Faust auf den Tisch niedersausen, atmete dann aber tief durch und beschloss, sich zu beruhigen. Wegen so einer
     Dummheit auszurasten, war die Sache nicht wert. Dennoch, das Sicherheitssystem hatte versagt. Jemand war ohne sein Wissen
     auf das Stockwerk gekommen. Er würde sich beschweren.
    Er stand auf und sah aus dem Fenster. Die Stadt war voller Menschen, die ein unbedeutendes Leben führten und nicht die Hälfte
     von dem erreicht hatten, was er besaß. Sie hatten Angst, schreckten vor jeglichem Risiko zurück. Sie klammerten sich an eine
     Moral, die sie in engen Schranken leben ließ. Er dagegen hatte beschlossen, diese Schranken hinter sich zu lassen. Schon vor
     sehr langer Zeit hatte er begriffen, dass er sonst nie so werdenkönnte wie diejenigen, die er so sehr bewunderte und beneidete, die Männer mit ihren teuren Autos, ihren Villen und ihrer
     Sorgenfreiheit.
    Gaardner fuhr mit der Hand über die Scheibe. Ganze Familien fristeten dort unten ihr Dasein, in der Ruhe ihrer Wohnungen,
     ohne Zukunftspläne, ohne Ehrgeiz oder Wünsche, aber in Sicherheit. Er jedoch, der so lange gekämpft hatte, musste geduldig
     abwarten, dass die Uhr auf null ging, um dann zu erfahren, was passieren würde. Er war in der Meinung hergekommen, hier sicher
     zu sein, und jetzt stellte sich heraus, dass er nicht einmal auf einen kompetenten Sicherheitsdienst zählen konnte. Er nahm
     seine Hand von der Scheibe und sah zu, wie der Abdruck verdampfte. Er schwitzte. Da drang ein abgebrochener Klagelaut an sein
     Ohr. Er kam von außerhalb seines Büros. Gaardner stürzte hinaus auf den Gang. Er wollte jetzt keine weiteren unliebsamen Überraschungen
     erleben. Weiter hinten saß Isabel in einem der breiten blauen Sessel und winkte. Er ging auf sie zu.
    »Hast du das gehört?« Isabel sah ihn verwirrt an. Sie wusste offensichtlich nicht, wovon er sprach. In der Hand hielt sie
     die zum neuen Kleid passenden grünen Schuhe.
    Die Nerven gingen allmählich mit ihm durch. Ein Knacken in einer Rohrleitung, ein Schaben in der Klimaanlage   … Das konnte alles Mögliche gewesen sein. Aber er musste wachsam bleiben, denn bald würden sie kommen. Er zog die Uhr aus
     der Tasche.
     
    05:45:12
     
    20.712   Sekunden bis zur Stunde null. Gaardner betrat sein Büro und zog die Tür hinter sich zu. Er musste sich entspannen. Er atmete
     mehrmals tief durch. Beim dritten Ausatmen hörte er es erneut. Diesmal war der Klagelaut stärker als zuvor. Das Geräusch kam
     von der anderen Seite der Tür. Er warf einen Blick nach draußen. Isabel hatte nichts gehört, sie war weiterhin mit dem Auspacken
     der Einkäufe beschäftigt. Er sah sich um, und da wurde ihm auf einmal alles klar. Beim Hereinkommen hatte er esnicht gesehen, aber die Tür zur Treppe war nur angelehnt. Mit einem Satz war er dort. Als er die Tür aufriss, sah

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