Der 26. Stock
sich zu vervielfachen. Er wandte sich an seinen Schergen.
»Hugo, was redet der?«
Ein kaum hörbares Auflachen.
»Wovon spricht er? Es gibt keinen Brand, oder? Etwas Derartiges hätten wir doch bemerkt, das kann doch gar nicht sein. Wir
haben Kameras, das Sicherheitssystem«, Visotti hielt irritiert inne. »Hugo, was ist hier los? Warum lachst du? Die Überwachungssysteme …«
»Sie sagten doch, Sie wollten keinen Kontakt zur Außenwelt, nicht wahr?«, sagte Hugo und ging auf Zac zu. Der wich abermals
einen Schritt zurück und zielte abwechselnd auf Hugo unddessen Boss. »Genau das habe ich Ihnen organisiert. Einen prächtigen Sarg für einen verkalkten alten Mann.«
Visotti wollte protestieren, wurde jedoch von einem heftigen Hustenanfall geschüttelt. Zac richtete die Waffe auf ihn. Hugo
machte zwei weitere Schritte.
»Bleib stehen, oder ich schieße!«
»Tu’s doch. Mir ist das egal«, erwiderte Hugo und sprang auf seinen Gegner zu. Zac sah seine letzte Chance gekommen. Seine
Finger warteten auf den Befehl, den Abzug zu betätigen. Neunundzwanzig Gramm Blei würden mit einer Geschwindigkeit von fast
dreihundert Metern pro Sekunde an vitaler Stelle in den Körper des alten Mannes eindringen und dabei Gewebe, Organe, Knochen
durchschlagen. Er war schuldig, er hatte den Tod verdient. Doch Zac brachte es nicht über sich, abzudrücken. Und deshalb hatte
er, als er unter Hugos Angriff zu Boden ging, ein Lächeln im Gesicht. So war er am Ende also doch kein Killer. Drei kräftige
Hiebe, und Zac flog die Pistole aus der Hand, in eine Ecke des Raumes. Er kämpfte gegen Hugos übermenschliche Kräfte an, aber
die Erschöpfung und die Verletzungen an seinen Händen waren zu viel für ihn.
»Töte ihn!«, kreischte Visotti.
Isabel sah sich nach Vera um, doch die schien sich in Luft aufgelöst zu haben. Sie wandte sich verstohlen ihrem Bruder zu,
fasste ihn an der Hand. Isabel nahm sich nicht die Zeit, Teo zu fragen, wie es ihm ging. Sie küsste ihn nur und drückte ihn
ganz fest, während in nächster Nähe Hugos Fausthiebe auf Zac niederprasselten.
Ungerührt stand Hugo schließlich auf. Er hatte keine einzige Schramme davongetragen. Zac dagegen versuchte vergeblich, sich
aufzurichten; er lehnte an der Wand und war kurz davor, die Besinnung zu verlieren.
»So gefällt mir das.« Der alte Visotti war mit dem Ergebnis sichtlich zufrieden. »Das hat er verdient. Und jetzt erklär mir
das mit dem Brand.«
Hugo antwortete nicht. Er drehte sich um und ging auf ihnzu, und bevor der reagieren konnte, versetzte er ihm einen Faustschlag ins Gesicht. Visotti brach zusammen und wälzte sich
jammernd am Boden.
»Da gibt’s nichts zu erklären, Tattergreis.« Er kramte in der Hosentasche und zog sein Taschenmesser hervor. Das Blut daran
war noch nicht ganz trocken. In diesem Augenblick dröhnte eine Explosion durch das Stockwerk und der Boden bebte. Hugo riss
einen der schweren schwarzen Vorhänge auf. »Du wirst sterben, wie sie alle. Du wirst in diesen vier Wänden hier verbrennen.«
»Nein!« Visottis Schrei gellte durch den Raum.
Isabel hielt ihrem Bruder die Ohren zu; sie selbst konnte den Schmerz kaum aushalten.
»Das Unternehmen ist sowieso schon tot, jedenfalls dasjenige, das du geführt hast. Du bist alt, und dein Verstand ist nichts
mehr wert. Du warst sowieso noch nie zu etwas nutze, immer ist es an mir hängengeblieben, deine Weisungen auszuführen. Du
hattest ja noch nicht einmal genug Mumm, deine eigene Frau umzubringen. Du hast sogar geglaubt, so wärst du weniger schuldig.
Nichts hast du gelernt. Gar nichts. Aber darum geht es hier doch, oder? Das ist es, was uns das Schwein beibringen will, das
uns in diesen Schlamassel verwickelt hat: Für die Folgen seiner Taten muss man bezahlen. All unserer Taten, auch wenn die
Folgen viele Kilometer weit weg eintreten und Menschen treffen, die uns gar nicht kennen. Glaubst du, ich hätte meine Familie
ausgelöscht, um für immer unter deiner Fuchtel zu stehen? Für wie dumm hältst du mich. Jetzt wirst du für deine Sünden büßen,
indem du mitsamt deinem gebrechlichen Körper für immer verschwindest. Und wenn der Turm wieder aufgebaut wird, wenn das Unternehmen
neu ersteht, dann werde ich hier sein. Das schwöre ich dir. Ich werde für immer da sein, denn mich kann nichts umbringen,
und ich werde auf meine Weise die Geschicke der Firma lenken. Ich werde der neue und ewige Vorsitzende sein.«
Visotti hatte
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