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Der 26. Stock

Titel: Der 26. Stock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enrique Cortés
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Polizist da? Und der Typ am Boden? Ist der tot?«
    »Ich weiß es nicht, aber dafür weiß ich etwas anderes: Wenn der Bildausschnitt größer wäre, könnte man ein kaputtes Fenster
     sehen.«
    »Woher willst du das wissen?«
    Da erklärte Isabel ihm, was sie auf dem Video gefunden hatte, in der Kamera, die Carlos Teo zum Geburtstag geschenkt hatte.Als sie fertig war, stand Hugo auf, klappte die Mappe zu, klemmte sie sich unter den Arm und bedeutete Isabel, ihm zu den
     Aufzügen zu folgen.
    »Wohin gehen wir?«, fragte sie, während er in seiner Tasche kramte.
    »Ich glaube, ich habe meine Karte im Büro vergessen. Nimm deine.«
    Isabel zog die I D-Card aus der Brusttasche ihrer Bluse und schob sie in den dafür vorgesehenen Schlitz. Hugo drückte auf »Erdgeschoss«.
    Als die Aufzugstür sich öffnete, ging Hugo schnurstracks zu den Drehkreuzen am Ausgang und wechselte ein paar Worte mit einem
     der Wachleute. Der Mann nickte und gab seinem Kollegen, der in dem Wachhäuschen mit den dicken Glasscheiben stand, ein Zeichen.
     Auf ein fernes Summen folgte das Quietschen eines Metallbolzens, der zurückgefahren wurde, und schon konnte Hugo eines der
     Drehkreuze passieren, ohne von seiner Karte Gebrauch machen zu müssen.
    »Man muss überall Freunde haben«, erklärte Hugo, als sie ins Freie traten. »Diese Security-Trottel haben neulich mitbekommen,
     wie ich mich am Eingang mit ein paar Oberbossen unterhalten habe, und seitdem lassen sie mich auch ohne Karte raus.«
    »Was tun wir hier?«
    Hugo lächelte väterlich. »Mir ist etwas eingefallen. Komm mit.« Er sah sich konzentriert um, wie ein Jäger, der das Areal
     rund um den Büroturm ins Visier nahm. Dann klappte er die Mappe auf, und Isabel dämmerte, was er vorhatte. Hugo nahm eine
     der Kopien aus der Mappe, wandte sich um, so dass er das Hochhaus vor sich sah, und begann um das Gebäude herumzugehen. Isabel
     folgte ihm neugierig. An der Rückfassade blieb er stehen. Vor ihnen erstreckte sich ein weiträumiger Platz, eingerahmt von
     weiteren Bürobauten. Hugo zeigte auf eine Grünfläche und Hecken drum herum.
    »Tja, wir werden wohl den Rasen betreten müssen.«
    Vorsichtig ging er bis zu dem Zierbrunnen in der Mitte.
    »Hier ist es«, sagte er. »Ja, es muss hier sein. Das Foto wurde von hier aus gemacht.«
    Isabel nahm ihm die Kopie aus der Hand. Hugo hatte recht. Von ihrem Standort aus sah man denselben Teil des Gebäudes, der
     auf dem Foto und dem Video zu erkennen war. Sie gab ihm die Fotokopie zurück.
    »Aber das heißt doch, dass sich jemand hier versteckt hat, um das Ganze heimlich zu fotografieren, oder?«
    »Nein.« Hugo schüttelte den Kopf und steckte die Fotokopie wieder in die Mappe. »Das hat jemand fotografiert, der immer da
     ist.«
    Isabel runzelte die Stirn. »Wie meinst du das? Hier ist doch niemand.«
    »Das werden wir noch sehen.« Hugo bückte sich und warf einen Blick zwischen die Sträucher. »Ha, wusste ich’s doch! Schau dir
     das mal an.«
    Isabel trat näher, aber ihr Kollege hob warnend die Hand.
    »Nicht bücken! Sonst merken sie noch, dass wir fündig geworden sind.«
    Mit beiden Händen schob er die Zweige neben dem Brunnen auseinander. Darunter befand sich das Gerät, das für jenes seltsame
     Bild verantwortlich war: eine kleine, beweglich montierte Kamera, die aufmerksam hin und her fuhr und den Wolkenkratzer im
     Visier hatte. Ein rotes Lämpchen blinkte. Vorsichtig ließ Hugo die Zweige los und erhob sich.
    »Das ist eine der Kameras vom Sicherheitsdienst. Wann, sagtest du, hat man dir die Fotos ins Büro gelegt?«
    »Vor drei Tagen.«
    »Dann war die Kamera wahrscheinlich schon hier installiert, bevor das neue Sicherheitssystem eingeführt wurde. Und du weißt
     nicht, wer dir die Bilder hat zukommen lassen?«
    Isabel erzählte Hugo, während sie zum Gebäude zurückgingen, noch einmal, wie sie das Foto zunächst am Kopierer gesehen hatte
     und später dann in der Mappe, und dass ihr Bruder derjenige gewesen war, der die Mappe im Büro gefunden hatte.
    »Verstehe.« Hugo stopfte sich die Pfeife, zündete sie an und paffte ein wenig, bis sie die Glastüren am Eingang durchquerten.
     Ein neuerliches Nicken zu den Wachleuten, und die Drehtür öffnete sich wieder für ihn. »Wie wär’s, wenn du mich mal einen
     Blick auf die Aufnahme auf Carlos’ Videokamera werfen lässt? Ich hoffe ja, dass er bald aufwacht, dann kann er uns erklären,
     was es damit auf sich hat.«
    Isabel nickte. Der Aufzug erreichte ihr

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