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Der 3. Grad

Der 3. Grad

Titel: Der 3. Grad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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»Ich verstehe. Ich werde mich melden, sobald ich etwas habe. Ja, Sir. Vielen Dank.«
    Er steckte das Handy wieder in die Tasche. »Washington...«, sagte er entschuldigend.
    »Washington? Sie meinen, der
Direktor
des DHS?« Ich fand es irgendwie spannend, zu sehen, dass auch Molinari seinen Platz in der Hackordnung hatte.
    »Nein.« Er schüttelte den Kopf und nahm noch einen Bissen von seinem Fisch. »Washington heißt in diesem Fall das Weiße Haus. Das war der Vizepräsident der Vereinigten Staaten. Er kommt zum G-8-Gipfel nach San Francisco.«
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    Was beweist, dass auch mir manchmal die Spucke wegbleiben kann.
    »Wenn ich nicht Lieutenant bei der Mordkommission wäre«, sagte ich, nachdem ich mich wieder gefangen hatte, »dann würde ich Ihnen das eventuell sogar glauben. Der
Vizepräsident
hat Sie gerade angerufen?«
    »Ich könnte ja *69 eingeben und es Ihnen zeigen«, erwiderte Molinari. »Aber ich finde es wichtiger, dass wir ein vertrauensvolleres Verhältnis zueinander entwickeln.«
    »Arbeiten wir heute Abend nicht genau daran?«, fragte ich und musste unwillkürlich lächeln.
    Was immer da gerade passierte, inzwischen ratterten diese kleinen Flipperkugeln in meiner Brust zwischen den Rippen hin und her, dass es sich anfühlte wie das Schlagzeug bei »Sunshine of Your Love«. Ich spürte, dass sich ein leichter Schweißfilm an meinem Haaransatz gebildet hatte, und mein Pulli begann auf der Haut zu jucken. Molinari erinnerte mich an Chris.
    »Ich hoffe, wir fangen allmählich an, einander zu vertrauen«, sagte er schließlich. »Lassen wir es vorerst dabei bewenden, Lindsay.«
    »Jawohl, Sir«, erwiderte ich.
    Er zahlte und half mir in die Jacke. Dabei streifte ich seinen Arm, und – tja, es funkte ein bisschen. Ich sah nach der Uhr. Halb zehn. Vierzig Minuten Fahrt zum Flughafen; es blieb nicht mehr viel Zeit, wenn ich meinen Flug noch erwischen wollte.
    Wir spazierten ein oder zwei Blocks die Vine Street entlang. Ich hatte kaum Augen für die Auslagen in den Schaufenstern. Die Abendluft war kühl, aber angenehm. Was tat ich hier eigentlich? Was taten
wir
?
    »Lindsay« – er blieb stehen und sah mich an –, »ich will jetzt nichts Falsches sagen...« Ich war mir selbst nicht sicher, was ich als Nächstes hören wollte. »Mein Fahrer wartet an der Ecke, wenn Sie wollen... Aber es gibt auch noch einen Flug um sechs Uhr früh.«
    »Hören Sie...« Ich hätte gerne seinen Arm berührt, aber ich tat es nicht. Ich weiß selbst nicht genau, warum.
    »Joe«, sagte er.
    »Joe.« Ich lächelte. »Haben Sie das gemeint, als Sie von ›außerhalb der Dienststunden‹ sprachen?«
    Er nahm meine Tasche und sagte: »Ich dachte nur, es wäre doch zu schade, wenn Sie ganz umsonst Kleider zum Wechseln mitgenommen hätten.«
    Ich vertraue ihm wirklich
, dachte ich. Alles an Joe Molinari erweckte Vertrauen. Und ich mochte ihn, keine Frage. Aber ich war mir noch nicht sicher, ob es eine gute Idee war, und das war mir fürs Erste Entscheidungshilfe genug.
    »Ich denke, ich werde Sie einfach in dem Glauben lassen, dass ich ein bisschen schwerer rumzukriegen bin, als ich es tatsächlich bin« – ich biss mir auf die Unterlippe –, »und zusehen, dass ich den Elf-Uhr-Flug noch erwische.«
    »Ich verstehe...« Er nickte. »Sie haben das Gefühl, dass es nicht richtig wäre.«
    »Das ist es nicht.« Ich berührte seine Hand. »Es ist bloß, weil ich nicht für Ihre Regierung gestimmt habe...« Molinari lachte schallend. »Aber nur der Vollständigkeit halber – Sie haben überhaupt nichts Falsches gesagt.«
    Auch darüber musste er lächeln. »Es ist schon spät«, sagte er. »Und ich muss hier noch einiges erledigen. Wir sehen uns sicher bald wieder.«
    Und dann winkte Molinari seinen Wagen heran. Der schwarze Lincoln fuhr vor, der Fahrer stieg aus und öffnete mir die Tür. Immer noch unsicher, ob ich tatsächlich das Richtige tat, stieg ich ein.
    Plötzlich fiel mir siedend heiß etwas ein. Ich drehte die Scheibe herunter. »Übrigens, ich weiß ja gar nicht, mit welcher Maschine ich fliege.«
    »Ist schon alles organisiert«, sagte Molinari. Dann winkte er und schlug die Tür zu. Der Wagen fuhr los.
    Als wir auf dem Highway waren, schloss ich die Augen und ließ den Tag noch einmal Revue passieren. Vor allem aber mein Abendessen mit Molinari. Nach einer Weile sagte der Fahrer: »Wir sind da, Ma'am.«
    Ich blickte aus dem Fenster und sah, dass wir uns auf einem abgelegenen Teil des Flughafens befanden. Und wieder blieb

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