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Der 3. Grad

Der 3. Grad

Titel: Der 3. Grad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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Notaufnahme uns auf den neuesten Stand. »Ihre Körpertemperaturen liegen zwischen neununddreißig sieben und vierzig«, meldete der Doktor. »Übelkeit mit Erbrechen und akute Atemnot. Ich weiß nicht, was die Ursache ist. Ich habe keine Erfahrung mit solchen Dingen.«
    »Sie müssen sofort Abstriche von der Mund- und Nasenschleimhaut machen, um feststellen zu können, ob sie Giftstoffen ausgesetzt waren«, wies ihn der Toxikologe an. »Und machen Sie Thoraxaufnahmen. Achten Sie auf eventuelle bilaterale Infiltrate.«
    Claire schaltete sich ein. »Wie sieht es mit den Atemfunktionen aus? Arbeiten die Lungen normal?«
    Alles wartete angespannt. »Sie scheinen normal zu funktionieren«, meldete der Arzt.
    Claire fasste Molinaris Arm. »Hören Sie, ich weiß nicht, was da los ist, aber ich glaube nicht, dass es Rizin ist«, sagte sie.
    »Wie können Sie das wissen?«
    Claire hatte jetzt die uneingeschränkte Aufmerksamkeit aller Anwesenden. »Rizin wirkt in Form einer Nekrose der Gefäßzellen. Ich habe das Ergebnis mit eigenen Augen gesehen. Die Lungen müssten bereits geschädigt sein. Außerdem hat Rizin in Verdünnung eine Latenzzeit von vier bis acht Stunden, nicht wahr, Dr. Taub?«, fragte sie den zugeschalteten Toxikologie-Fachmann.
    Dieser bejahte widerstrebend.
    »Das bedeutet, dass sie während der Nacht mit dem Stoff in Berührung gekommen sein müssten. Wenn die Lungen frei von Symptomen sind, dann glaube ich nicht, dass es irgendetwas mit dem Wasser zu tun hat. Ich weiß nicht, ob es sich um Staphylokokken handelt oder vielleicht um Strychnin... Aber dass es Rizin ist, glaube ich nicht.«
    Die Minuten verstrichen quälend langsam, während die Ärzte in Redwood City die erste Reihe von diagnostischen Tests durchführten.
    Ein Notarztteam war bereits vor Ort in San Leandro. Die Sanitäter berichteten, der zusammengebrochene Bauarbeiter habe einen Herzinfarkt erlitten; sein Zustand sei inzwischen stabil. »Ein Herzinfarkt«, wiederholten sie.
    Minuten später meldete sich Redwood City wieder. Die Röntgenaufnahmen zeigten bei keinem der Kinder eine Schädigung des Lungengewebes. »Die Blutuntersuchungen weisen Spuren von Staphylokokken-Enterotoxin B auf.«
    Ich beobachtete Claires Mienenspiel.
    »Was zum Teufel bedeutet das?«, wollte Bürgermeister Fiske wissen.
    »Das bedeutet, dass sie eine schwere Staphylokokken-Infek tion haben«, antwortete Claire und atmete hörbar auf. »Das ist ernst, und es ist ansteckend – aber es ist nicht Rizin.«
80
    Um zwölf Uhr mittags war das Rincon Center brechend voll. Hunderte von Menschen, die plaudernd ihren Imbiss aßen, die Sportseiten lasen oder mit Einkaufstüten von Gap und Office Max vorübereilten. Oder einfach nur eine Weile unter der riesigen Wassersäule verschnauften, die von dem glitzernden Dach herabfiel.
    Der Pianist spielte Mariah Carey. »
A hero comes along
...« Aber niemand schien auf die Musik oder den Musiker zu achten. Er war aber auch echt grauenhaft.
    Robert saß da mit der Zeitung in der Hand, und sein Herz schlug wie wild. Kein Platz mehr für Gespräche oder Argumente, dachte er ununterbrochen. Jetzt war Schluss mit dem Warten auf Veränderungen. Heute würde er selbst dafür sorgen, dass sich etwas änderte. Er konnte sich weiß Gott zu den Entrechteten zählen. Die zahllosen Aufenthalte in Militärkrankenhäusern. Um den Verstand gebracht durch die Erlebnisse im Krieg und dann fallen gelassen. Das war es, was ihn zum Radikalen gemacht hatte.
    Er stieß mit dem Schuh an die lederne Aktentasche, nur um sich zu versichern, dass sie noch da war. Er erinnerte sich an eine Sendung, die er einmal im Fernsehen gesehen hatte; einen Spielfilm über den amerikanischen Bürgerkrieg. Ein entflohener Sklave hatte seine Freiheit erlangt und war dann in die Armee der Nordstaaten eingezogen worden. Er nahm an einigen der blutigsten Schlachten des Krieges teil. Und nach einer dieser Schlachten entdeckt er plötzlich seinen alten Herrn, traumatisiert und verwundet, unter den konföderierten Gefangenen.
    »Hallo, Massa«, sagt der ehemalige Sklave und geht auf ihn zu, »sieht aus, als wär unten jetzt oben!«
    Und genau das dachte Robert, als er den Blick über die ahnungslosen Anwälte und Banker schweifen ließ, die hier ihr Mittagessen hinunterschlangen.
Sieht aus, als wär unten jetzt oben
...
    Durch das Gewirr von Menschenleibern erblickte Robert den Mann, auf den er gewartet hatte; den Mann mit dem grau melierten Haar. In diesem Moment betrat er den

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