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Der 3. Grad

Der 3. Grad

Titel: Der 3. Grad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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Innenhof. Roberts Blut geriet in Wallung. Er stand auf und schloss die Finger fest um den Griff der Tasche, ohne den Mann aus den Augen zu lassen – sein Ziel am heutigen Tag.
    Dies war der Augenblick, sagte er sich, in dem all die hochtrabenden Reden, die Schwüre und Predigten, zur Tat gerannen. Er warf seine Zeitung hin. Um den Brunnen herum drängten sich die Menschen. Er ging auf den Klavierspieler zu.
    Hast du Angst vor der Tat? Hast du Angst, das Rad in Bewegung zu setzen?
    Nein
, sagte Robert.
Ich bin bereit. Ich bin schon seit Jahren bereit
.
    Er blieb stehen und wartete neben dem Flügel. Der Pianist begann eine neue Melodie zu spielen, »Something« von den Beatles. Noch mehr von diesem weißen Müll.
    Robert lächelte dem jungen Rotschopf an den Tasten zu. Er nahm einen Schein aus der Brieftasche und legte ihn in die Schale.
    Der Pianist nickte ihm zu:
danke, Mann
.
    Robert nickte ebenfalls – er musste fast lachen über die falsche Kameraderie – und lehnte seine Aktentasche an ein Bein des Flügels. Er überprüfte noch einmal die aktuelle Position der Zielperson – noch rund zehn Meter entfernt – und beförderte die Aktentasche mit einem unauffälligen Tritt unter das Piano.
Nehmt das, ihr Schweine!
    Robert ließ sich langsam in Richtung Nordausgang treiben.
Das ist es, Mann
. Das war es, worauf er gewartet hatte. Er tastete in seiner Jackentasche nach dem gestohlenen Handy. Die Zielperson war nur noch etwa fünf Meter von der Stelle entfernt. Am Ausgang drehte Robert sich um. Von hier aus konnte er die Szene überblicken.
    Der Mann mit dem grau melierten Haar blieb vor dem Flügel stehen, genau wie der Professor es vorausgesagt hatte. Er zog einen Dollarschein aus der Brieftasche. Hinter ihm rauschte die fünfundzwanzig Meter hohe Wassersäule von der Decke herab.
    Robert stieß die Tür auf, verließ das Gebäude und drückte die beiden voreingestellten Tasten des Handys – G-8.
    Und dann schien die ganze Welt in einem Meer von Flammen und Rauch aufzugehen. Noch nie im Leben hatte Robert eine so unglaubliche Befriedigung empfunden wie in diesem Moment. Das war ein Krieg, in dem er
gerne
kämpfte.
    Den Lichtblitz selbst hatte er nicht gesehen; er spürte nur die Erschütterung, die das Gebäude in den Grundfesten erbeben ließ, hörte das Splittern von Glas und sah, wie hinter ihm die Türen herausflogen.
    Der Startschuss für die Revolution, Mann
... Robert lächelte in sich hinein.
Sieht aus, als wär unten jetzt oben
.
81
    Ein lauter Ruf gellte durch das Kriseneinsatzzentrum. Einer der Männer, die den Polizeifunk verfolgten, riss seinen Kopfhörer herunter. »Im Rincon Center ist eine Bombe hochgegangen!«
    Ich starrte Claire an. Es war ein Gefühl, als ob schlagartig alles Leben aus mir wiche. Das Rincon Center war eines der architektonisch beeindruckendsten Gebäude der Stadt, im Herzen des Finanzdistrikts; es beherbergte Regierungsbehörden, Büros, aber zugleich Hunderte von Privatwohnungen. Um diese Tageszeit würde es brechend voll sein. Wie viele Menschen waren gerade umgekommen?
    Ich wartete nicht ab, bis die Polizeiberichte mit Angaben über Schäden und Opferzahlen eingingen, sondern stürmte sofort hinaus. Claire folgte mir auf dem Fuß. Wir sprangen in ihren Van vom Gerichtsmedizinischen Institut und rasten Richtung Downtown. Es dauerte etwa fünfzehn Minuten, bis wir uns durch das Verkehrschaos und das Labyrinth von Feuerwehrfahrzeugen und Schaulustigen um das betroffene Gebiet herum vorgekämpft hatten. In den Berichten, die über Funk eintrafen, hieß es, die Bombe sei im Atrium detoniert, wo sich um die Mittagszeit die meisten Menschen aufgehalten haben dürften.
    An der Ecke Beale/Folsom ließen wir den Van stehen und rannten los. Über dem zwei Blocks entfernten Rincon Center konnten wir die Rauchwolken aufsteigen sehen. Wir mussten den Eingang von der Stuart Street nehmen und stürmten vorbei am Red Herring, am Harbor Court Hotel, am »Y«.
    »Lindsay, das ist ja furchtbar, einfach furchtbar«, stöhnte Claire.
    Das Erste, was mir entgegenschlug, war der dumpfe Korditgeruch. Die gläsernen Außentüren waren vollständig weggesprengt. Überall auf dem Gehsteig saßen hustende, blutende Menschen, mit Schnittwunden von umherfliegenden Glassplittern und Rauch in den Lungen. Die Evakuierung der Überlebenden war noch in vollem Gange. Das bedeutete, dass das Schlimmste uns drinnen erwartete.
    Ich holte tief Luft. »Gehen wir rein. Pass nur ja auf dich auf, Claire.«
    Alles war

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