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Der 4-Stunden-Koerper

Der 4-Stunden-Koerper

Titel: Der 4-Stunden-Koerper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Ferriss
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werden, Stellen für ihre Studenten und Fördergelder erhalten), müssen sie mehrere Veröffentlichungen pro Jahr vorweisen. Wenn die Forschung das nicht hergibt, lässt man besser die Finger davon. Auch der Status kann Wissenschaftler unter Druck setzen. Der Status eines Wissenschaftlers hängt größtenteils von seiner Arbeit ab. Wenn ein Wissenschaftler die Möglichkeit hat, versucht er, seinen Status zu verbessern oder zu schützen. Manche Forschungsprojekte haben ein höheres Renommee als andere, ebenso manche Fördergelder, daher geben Wissenschaftler teuren Forschungsprojekten den Vorzug gegenüber günstigen Projekten. Hightech ist höher angesehen als Lowtech. Wie Thorstein Veblen in seinem Buch The Theory of the Leisure Class von 1899 hervorhob, hat sinnlose Forschung einen höheren Status als nützliche Forschung. Wenn man nutzlose Arbeit macht, so Veblen, zeigt das, dass man einen höheren Status genießt als diejenigen, die nützliche Arbeit leisten müssen. Daher bevorzugen Forscher nutzlose Forschungsprojekte, was auch die Bezeichnung »Elfenbeinturm« erklärt. Aus Angst, den Arbeitsplatz, Forschungsgelder oder den Status zu verlieren, setzen sich Wissenschaftler auch nur ungern für radikale neue Ideen ein. Selbstversuche, bei denen man versucht, seine eigenen Probleme in ihrer eigenen Zeit zu lösen, unterliegen nicht diesen Zwängen.
    Akne ist dafür ein gutes Beispiel. Die offizielle Linie der Dermatologen lautet, dass Akne nicht ernährungsbedingt ist. Laut einer Website der American Academy of Dermatology haben »umfangreiche wissenschaftliche Studien« gezeigt, dass es ein »Mythos« sei, dass Akne durch die Ernährung verursacht werde. Laut den 2007 erschienenen »Richtlinien« für Dermatologen »hat sich nicht gezeigt, dass sich Einschränkungen bei der Ernährung (bestimmte Lebensmittel oder Lebensmittelarten) vorteilhaft auf die Aknebehandlung auswirken«. Dabei gibt es überwältigende Beweise für einen Zusammenhang zwischen Ernährung und Akne. Bereits in den siebziger Jahren sammelte William Danby, ein Arzt aus Connecticut, Belege für den Zusammenhang zwischen dem Konsum von Milchprodukten und Akne; bezeichnenderweise war Danby nicht in der Forschung tätig. Wenn seine Patienten auf Milchprodukte verzichteten, besserte sich oft ihre Akne. 2002 veröffentlichten sechs Wissenschaftler (keine Dermatologen) einen Artikel in der Tradition von Weston Price, in dem sie feststellten, dass zwei isolierte Volksstämme (die Bewohner der Insel Kitava und die Angehörigen des Stamms der Aché in Paraguay, die noch als Jäger und Sammler lebten) keine Akne kannten. Sie hatten über 1000 Personen, die älter als zehn Jahre waren, untersucht und keine Akne gefunden. Wenn die Personen jedoch ihre Gruppe verließen und sich anders ernährten, bekamen sie auch Akne. Diese Beobachtung
deutet darauf hin, dass Akne größtenteils – vielleicht auch ganz – mit der richtigen Ernährung geheilt und verhindert werden kann.
    Warum ist die offizielle Haltung so falsch? Weil penible Forschung erforderlich wäre, um die vielen Möglichkeiten zu untersuchen, wie falsche Ernährung Akne auslöst. Doch das ist genau die Art von Forschung, die von professioneller Seite nicht geleistet werden kann und nicht geleistet werden will. Sie kann nicht geleistet werden, weil sie kaum zu finanzieren ist (niemand verdient damit Geld, dass Patienten auf Milchprodukte verzichten) und weil die Trial-and-Error-Verfahren zu langwierig wären, um sie schnell zu veröffentlichen. Die Forscher wollen sie nicht leisten, weil sie Lowtech erfordert, wenig kostet und sehr nützlich ist – und daher kaum Ansehen genießt. Während in anderen Spezialbereichen teure Behandlungen mit Hightech-Geräten erforscht werden, würde man hier nur langwierig untersuchen, was passiert, wenn man auf bestimmte Lebensmittel verzichtet. Das wäre geradezu demütigend, Kollegen aus anderen Fachgebieten könnten sich darüber lustig machen. Und um sich diese Peinlichkeiten zu ersparen, erklärt uns der ganze Berufsstand mit »umfangreichen wissenschaftlichen Studien«, dass Schwarz weiß ist. Beim Selbstversuch können Aknepatienten die seltsamen Behauptungen der Dermatologen ignorieren und auf ihre gefährlichen Medikamente (etwa mit dem Wirkstoff Isotretinoin) verzichten. Die Betroffenen können einfach ihre Ernährung ändern, bis sie wissen, welche Lebensmittel die Hautprobleme verursachen.
    Gregor Mendel war Mönch. Er stand nicht unter Druck, musste

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