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Der 50-50 Killer

Der 50-50 Killer

Titel: Der 50-50 Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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immer Eckpfeiler des Falls sind, kann es trotzdem leicht passieren, dass sie einen erdrücken und man sich in den vielen Details nicht zurechtfindet. Wenn das geschieht, ist die einzige Lösung, etwas Abstand zu nehmen. Man betrachtet die Fakten mehr aus der Ferne und sieht dann besser, wie sich auf einmal das ganze Bild zusammensetzt.
    Auszug aus: Die Geschädigten von John Mercer
     
     
    4. Dezember
6 Stunden 35 Minuten bis Tagesanbruch
00:45 Uhr
     
    Mark
    Mitternacht war bereits vorbei. Der Schnee fiel immer noch, und die Straßen waren dick verschneit, also ein Anlass, vorsichtig zu fahren, wie man hätte meinen sollen, besonders nach einem so langen Tag. Aber Greg hatte nur eine Hand am Steuer. An den Fingern der anderen Hand zählte er Symptome und Verletzungen auf und sah immer wieder zu mir herüber, um sich zu vergewissern, dass ich ihm auch zuhörte. Und das tat ich wirklich.
    »Unterkühlung«, sagte er. »Erfrierungen. Schock. Gott weiß, was sonst noch alles. Ich meine, gucken Sie sich doch das Scheißwetter an.«
    Ich nickte und sah durch die Windschutzscheibe hinaus. Der Schnee fiel still, schonungslos und schwer vom Himmel. Die Scheibenwischer des Kleinbusses quälten sich quietschend über die Scheibe und wischten ihn weg, aber ein Dutzend nasser weißer Küsse landete zwischen jedem Wischer wieder auf dem Glas. Obwohl die Heizung voll aufgedreht war, fühlten sich meine Handrücken vom Herumstehen in und vor Carl Farmers Haus immer noch taub an.
    Wir waren in einem Bus, Mercer und Pete in einem zweiten, Simon in einem dritten. Die anderen fuhren voraus, und wir waren alle auf dem Weg zum Krankenhaus. Dieser lange, anstrengende Tag hatte sich wie ein Nebelschleier über alles gelegt, und viele meiner Erkundungen zur Geographie der Stadt ausgelöscht, die ich vor dem ersten Arbeitstag angestellt hatte, doch ich vermutete, wir würden bald dort sein. Natürlich nur, wenn wir keinen Unfall bauten.
    Die Meldung war durchgekommen, nachdem ich die Berichte über die Tür-zu-Tür-Befragung abgelegt hatte. Vor zwei Stunden war ein halbnackter Mann aus dem Wald nördlich der Stadt auf die Umgehungsstraße gerannt, wo er fast von einem Auto überfahren worden wäre. Die Wageninsassen, Neil und Helen Berry, hatten gerade noch anhalten können und riefen dann die Polizei. Der Mann behauptete, er und seine Freundin seien entführt und im Wald festgehalten worden und dass seine Freundin noch dort sei. Im Bericht wurde ohne weitere Einzelheiten erwähnt, dass er zahlreiche Verletzungen aufwies.
    Die Details waren interessant, doch selbst wenn der Mörder seine Vorgehensweise geändert hatte, war es eine sehr große Abweichung von seinen früheren Taten, Menschen im Wald festzuhalten. Aber der Bericht gab auch den Namen des Mannes an. Er lautete Scott Banks. Der Name seiner Freundin war Jodie McNeice.
    Die Namen genügten. Zehn Minuten nachdem wir den Bericht erhalten hatten, waren wir schon unterwegs. Unterwegs, um ihn zu befragen.
    Greg sagte: »Von anderen Verletzungen mal abgesehen, werden uns die Ärzte in seinem Zustand heute Nacht nicht mit ihm reden lassen.«
    »Vielleicht doch.«
    Es würde von seinem Zustand abhängen, und aufgrund des ersten Berichts wussten wir einfach nicht genug. Wenn ich bedachte, wie kalt mir war, und ich war ja die ganze Zeit warm gekleidet gewesen, hatte Greg wahrscheinlich in Bezug auf die Unterkühlung und Erfrierungen recht. Wenn Scott Banks nicht richtig angezogen eine Weile draußen in diesem Wetter gewesen war, würde es ihm schlechtgehen. Und wenn seine anderen Verletzungen ernst waren, würden die Ärzte fürs Erste nicht bereit sein, uns in seine Nähe zu lassen.
    Andererseits würde es bestimmt nicht leicht sein, Mercer davon abzubringen. In Carl Farmers Haus hatten wir alle eine gewisse Ziellosigkeit empfunden. Wir waren nicht sicher, wie es weitergehen sollte. Wir hatten Zeit bis Tagesanbruch, um die nächsten Opfer des Killers zu finden, aber keinen Hinweis darauf, wo wir auch nur anfangen könnten, zu suchen. Ausnahmsweise sah Mercer diesmal genauso unsicher aus wie wir. Als ich ihn über die Bestätigung informierte, die ich zu dem Foto bekommen hatte, hörte er zu, war aber offensichtlich durch andere Sorgen abgelenkt. Schließlich standen Menschenleben auf dem Spiel. Er war also geduldig, wartete, dass etwas passierte, und war frustriert, weil er nicht wusste, was in der Zwischenzeit zu tun sei. Als dieser Bericht durchkam, wurde klar, dass er darauf – oder auf

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