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Der 50-50 Killer

Der 50-50 Killer

Titel: Der 50-50 Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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vor und tastete ihre Hose ab. Hausschlüssel, Kleingeld. Gab es da Möglichkeiten? Sie hatte an der Uni an einem Selbstverteidigungskurs teilgenommen, und einige der unwahrscheinlichsten Vorschläge kamen ihr jetzt in den Sinn. Man konnte dem Angreifer eine Handvoll Münzen ins Gesicht schleudern. Die Schlüssel so zwischen die Finger klemmen, dass sie eine mit Stacheln besetzte Faust bildeten. Es waren ziemlich verzweifelte Aktionen. Aber trotzdem, ein kleiner Vorteil war immer noch ein Vorteil. Man sollte nichts unversucht lassen.
    Als Nächstes ihr Mantel. In der Außentasche waren zwei alte Quittungen, die wohl selbst von der Leiterin des Selbstverteidigungskurses als unverwertbar betrachtet worden wären. Der iRiver in der Innentasche. Wenigstens hatte sie den. Ein Elektronikfachmann würde ihn wahrscheinlich auseinandernehmen und eine Möglichkeit finden, damit einen Notruf zu senden, aber sie konnte sich keine Verwendung für ihn vorstellen. Sie hatte eine vage Erinnerung, dass man damit laut Anleitung Radio hören konnte, hatte ihn aber nie dafür verwendet und wusste nicht, wie das ging. Vielleicht würde in den Nachrichten über sie berichtet.
    Es war dunkel draußen, was hieß, dass sie jetzt schon eine beträchtliche Zeit verschwunden war. Was war wohl geschehen, als sie am Nachmittag nicht zur Arbeit zurückkam? Wahrscheinlich nichts. Es war übertrieben, zu hoffen, dass Suchtrupps den Wald nach ihnen durchkämmten. Michaela hatte ihren Chefs bestimmt gesagt, dass sie sich nicht wohl fühlte, und sie hatten höchstens ihr Handy angerufen, das verloren war, oder ihre Nummer zu Hause, wo niemand da war, der abnehmen konnte. Vielleicht hatte jemand etwas in der Wohnung gesehen oder gehört, als der Mann Scott überfallen hatte.
    Aber selbst wenn sie vermisst gemeldet waren, hätte die Polizei doch keine Ahnung, wo sie suchen sollte.
    Sie waren hier draußen allein auf sich gestellt. Diesem Mann ausgeliefert.
     
    Die Zeit verging.
    Und dabei konnte Jodie an nichts anderes denken als an Kevin. Die Schuldgefühle und die Verzweiflung waren zu viel für sie, doch sie konnte trotzdem nicht damit aufhören. Wie hatte sie das Scott nur antun können? Ihnen beiden. Sie dachte an all die Dinge, mit denen sie ihn enttäuscht hatte, und daran, dass sie jetzt vielleicht keine Möglichkeit mehr haben würde, es ihm zu erklären.
    Die Stimme riet ihr, damit aufzuhören.
    Und dann fing Scott an, zu schreien.
    Jodie hatte im Halbdunkel gesessen und versucht, alles aus ihrem Kopf zu verdrängen, doch als sie das hörte, war sie in die Gegenwart zurückgetaumelt, und ihr Herz fing an, in der Brust zu hämmern.
    Es war ein schreckliches Geräusch, das schlimmste der Welt, und mehr denn je wollte sie zu ihm gehen und den Mann von dem abhalten, was er Scott antat.
    Beruhige dich.
    Das Schreien ging weiter.
    Sie hätte sich am liebsten gegen die Steinwände geworfen, bis sie einstürzten, oder gegen die Tür getreten, bis sie zersplitterte. Stattdessen saß sie nur zitternd und verängstigt da, begann vor Hilflosigkeit und Angst zu weinen und schlug sich immer wieder auf die Schenkel.
    Sie saß gefesselt im Wald an einem Lagerfeuer. Ein Monster aus ihren Alpträumen quälte Scott, misshandelte ihn zu seinem Vergnügen. Sie waren keine Menschen mehr, sondern waren zu Spielzeug erniedrigt worden. Sie selbst, sie beide würden hier draußen umkommen, würden Schlimmeres erleiden als alles, was sie jemals erlebt hatten, und dann sterben.
    Es ging lange so weiter, und Jodie saß da, wiegte sich vor und zurück und versuchte, wegzuhören. Manchmal war es still, dann hörte sie den Mann sanft mit Scott reden und diesen antworten, und das hatte etwas Verschwörerisches, etwas schrecklich Vertrauliches. Manchmal hörte sie ihn schluchzen. Aber das Schreien war das Schlimmste. Ein hoher Ton, der durch die Bäume drang und ihr das Herz brach. Er klang wie ein Tier.
    Es war zu viel. Sie trat gegen die Tür, die alt, aber stabil war und weder nachgab noch zerbrach. Sie zwängte die Finger in die hellen Ritzen zwischen Holz und Stein und rüttelte an der Tür. Nichts. Fast ganz oben am Rand war ein kleines Loch, wo sie den ganzen Finger hineinstecken und versuchen konnte, daran zu ziehen. Aber alles half nichts.
    Dann presste sie das Auge an das Loch und konnte das Feuer brennen und die Flammen an der Unterseite des Blechs hochzüngeln sehen. Es schneite, die Luft war voll stiller Flocken und der Boden schneebedeckt.
    Eine Weile hörte sie

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