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Der 50-50 Killer

Der 50-50 Killer

Titel: Der 50-50 Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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bedachten. Es schien keinen Sinn zu ergeben. Pete brach das Schweigen, ohne aufzusehen, er sprach langsam und klang müde.
    »John – sie ist schon tot.«
    »Nein, ist sie nicht.«
    »Er hat sie umgebracht.« Pete hob resignierend die Handflächen. »Was auch geschehen ist, er ist schlau und hat damit gerechnet, dass Scott Banks es aus dem Wald schafft. Er wird nicht auf uns warten. Das Spiel ist zu Ende. Er hat es frühzeitig zu Ende gebracht. Er hat das Mädchen getötet und ist längst fort.«
    »Nein.« Mercer schüttelte zuversichtlich den Kopf. »Nein, das Spiel ist nicht zu Ende.«
    »Du meinst also, er ist einfach dort geblieben? Und er wartet auf uns?«
    »Nicht unbedingt. Aber er plant dies alles schon seit zwei Jahren, Pete. Es ist ihm nicht mehr wichtig, seine Identität vor uns geheim zu halten. Und er hat uns eine Aufnahme von Simpsons Ermordung zukommen lassen – er hat ganz ausdrücklich Tagesanbruch gesagt. Das Spiel, das er spielt, hat sich geändert, aber nicht der Zeitrahmen. Wir haben also noch Zeit bis Tagesanbruch, oder?«
    Pete schaute endlich auf und blickte Mercer unverwandt in die Augen.
    »Bei allem Respekt, John, ich glaube, du siehst, was du sehen willst.«
    Sofort drehte ihm Mercer den Rücken zu und ging zu dem Vorhang hinüber. Pete starrte noch einen Augenblick auf den leeren Platz und schloss dann die Augen.
    Ich wusste, was er dachte. Der Killer hatte sein Vorgehen in so vieler Hinsicht geändert, dass es nicht mehr sinnvoll war, anzunehmen, er würde das Mädchen erst bei Tagesanbruch töten. Mercer gab einfach die Hoffnung nicht auf. Deswegen war das Team in der Kantine besorgt gewesen. Wie würde es sich auf ihn auswirken, wenn er diese Menschen nicht retten konnte? Dieser Fall, dieser Killer. Mercer stellte Vermutungen an, die auf etwas beruhten, das er wahrhaben wollte. Vielleicht musste es für ihn wahr sein.
    Pete hatte vorhin die Entscheidung getroffen, zu seinem
    Chef und Freund zu halten. Jetzt wurde mir klar, dass er ernstlich daran zweifelte, ob diese Entscheidung richtig gewesen war. Greg schwieg. Mercer würde Einspruch offensichtlich nicht ruhig hinnehmen. Sondern er begann, auf und ab zu gehen, als wolle er den Schwung nutzen, um Kraft zu schöpfen.
    »Sir, ich …«
    »Zur Kenntnis genommen.« Mercer blieb stehen und starrte ihn an. »Alles ist zur Kenntnis genommen. Den ganzen Tag schon. Damit ist es erledigt.«
    Die Atmosphäre wurde augenblicklich frostig. Pete schien durch Mercers Ausbruch gekränkt.
    »Es ist tatsächlich meine Entscheidung«, rief er uns ins Gedächtnis. »Ich habe hier die Leitung, und ich weiß, was ich tue. Ich bin noch kein gebrochener Mann, weißt du. Aber wenn du das denkst, was sollten wir dann tun, Pete? Sag’s mir. Vor zwei Stunden war unser Killer im Wald. Wo sollen wir sonst anfangen?«
    Pete schloss die Augen.
    »Also gut, John«, sagte er ruhig. »Suchtrupp?«
    »Suchtrupp, ja«, sagte Mercer. Gott sei Dank. »Erkundige dich, ob der Hubschrauber fliegen kann. Weck den Suchund Rettungsdienst und sorge dafür, dass sie Hunde vor Ort haben. Sieh zu, dass die Leute wirklich in den Wald vordringen.«
    »Es ist ein riesiges …«
    »Ein riesiges Gebiet, natürlich. Fang dort an, wo Banks gefunden wurde. Mark wird versuchen, bei der Befragung etwas herauszukriegen. Wenn Banks sich an irgendetwas Bestimmtes erinnern kann, wird das die Parameter reduzieren, die wir beachten müssen.« Er wandte sich an mich. »Sie haben doch schon Opfer vernommen?«
    Ich nickte.
    »Versuchen Sie, beim ersten Gespräch so viel herauszubekommen, wie Sie können. Bestätigung dessen, was er schon gesagt hat. Informationen über Jodie. Alles über den Wald. Helfen Sie ihm vorsichtig, sich an mehr zu erinnern, und geben Sie nicht zu schnell auf.«
    »Ich weiß, wie ich’s machen muss.«
    Ich musste wohl etwas patzig geklungen haben, denn Mercer runzelte die Stirn. Alle rebellierten gegen ihn. Er fuhr sich mit den Fingern durch die Haare.
    »Also gut. Sie und Pete, legt los. Pete – bleib in Kontakt, zur Sicherheit.«
    »Ja, John.«
    Wir verließen den Raum, und ich folgte Pete zum Eingang hinunter. Er ging schnell, sagte aber nichts, sondern schüttelte nur gelegentlich den Kopf, und ich musste mich beeilen, um mit ihm Schritt zu halten. Am Empfang blieb er stehen, drehte sich endlich um und sah mich an.
    »Was werden Sie tun?«, fragte ich. »Ich fahre zum Wald und organisiere den Suchtrupp. Was denn sonst?« Er seufzte und schüttelte ein letztes Mal

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