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Der 50-50 Killer

Der 50-50 Killer

Titel: Der 50-50 Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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Nebenfach BWL, und gab selbst zu, nicht eine kreative Faser im Leib zu haben. Die Bilder waren ganz nett, doch er wusste, dass sie sich, wäre sie Kunststudentin, viel kritischer und sogar snobistisch geäußert hätte. Begabung war genauge nommen nicht das Thema: Jeder Affe konnte malen lernen. Aber es schadete ja nichts. Er konnte sich die Komplimente anhören und sich darüber freuen. Es gefiel ihm, wenn sie solche Dinge sagte. Er wollte sie beeindrucken und … … dann war die Sonne plötzlich weg. Ein Schatten war auf den Raum gefallen.
    Der Teufel, dachte Scott, obwohl er nicht wusste, was das zu bedeuten hatte. Er hörte ein kehliges, rasselndes Geräusch auf der linken Seite und drehte sich langsam danach um.
    Irgendetwas anderes war im Zimmer, saß auf der anderen Seite auf dem Bett. Sein Gesicht war so nah, dass er seine Wärme spürte, konnte es aber nicht sehen. Es war nur ein Eindruck von roter und schwarzer Haut und einer spitz zulaufenden Schnauze, wie bei einer Ziege.
    Das Gesicht pendelte schnell von einer Seite zur anderen wie ein Metronom, die Züge verwischten sich noch mehr.
    Du magst meine Kunst und unterstützt mich.
    Scott wandte sich um, weil er Jodie warnen wollte, doch dann hielt er abrupt inne, er war verwirrt. Das alte Studentenzimmer war verschwunden. Er saß im Wohnzimmer ihrer jetzigen Wohnung auf der linken Seite der Couch.
    Es war unmöglich, aber er sah dort sich selbst.
    Sein zweites Ich stand in der Mitte des Zimmers, das Gesicht war halb von dem Fotoapparat in seiner Hand verdeckt.
    »Sag Cheese.«
    »Cheese!«
    Er blickte gerade rechtzeitig nach rechts und sah, dass Jodie am anderen Ende der Couch von einem Blitz beleuchtet wurde. Sie hatte sich zusammengerollt wie eine Katze, die Beine angezogen, und lächelte breit in die Kamera.
    Noch ein Blitz.
    Der mit dem Fotoapparat runzelte die Stirn, als er das Display hinten auf der Kamera betrachtete.
    »Das hier ist besser. Guck mal, was meinst du?«
    Plötzlich waren Jodie und sein zweites Ich weg, und Scott hörte wieder das Rasseln. Es kam aus der Küche hinter ihm und von links. Er stand schnell auf und wich in die Mitte des Raumes zurück.
    Hinter dem Türrahmen hervorspähend, sah er den Trockner und die Waschmaschine. Er machte einen Schritt nach rechts und sah mehr: Den Kühlschrank, die Ecke des Küchenschranks …
    Die Finger einer Hand legten sich langsam um den Türrahmen. Dann weiter oben die Finger einer zweiten Hand. Der Teufel. Eine Sekunde später schob sich ein schwarz-rotes Gesicht langsam in sein Blickfeld, und dann stürzte sich der Dämon auf ihn.
     
    »Lass mich sehen!«
    Sie waren im Schlafzimmer. Er stand hinter Jodie, hatte die Arme um sie gelegt und hielt ihr die Hände vor die Augen. Sie zog halbherzig an seinen Handgelenken. Er sah, dass das Wetter draußen frisch war, die Luft still und schneidend kalt. Er fing an zu zittern und wandte sich wieder Jodie zu.
    »Ich liebe dich.«
    Er nahm seine Hände weg.
    »Happy Birthday.«
    Das Bild lag auf dem Bett, an das Kissen am Kopfende gelehnt.
    Er hatte mit einem Foto angefangen, das er von Jodie auf der Couch gemacht hatte, und wandte die gleiche, mit Wiederholungen arbeitende Technik an, die er in letzter Zeit bei seinen Arbeiten verwendet hatte: Malen, Einscannen, Redu zierung der Bildschärfe, wieder Malen. Das letzte Bild auf dem Bett, das aus der Mitte des Prozesses stammte, zeigte einerseits Jodie, andererseits aber auch nicht. Es waren viereckige Farbblöcke, Braun-, Rosa- und Beigetöne – auf eine Leinwand gemalt, etwa siebzig Blöcke in der Höhe und vierzig in der Breite. Wenn man die Augen etwas zusammenkniff, konnte man Jodie erkennen, jedenfalls ungefähr. Er hatte sich große Mühe gegeben und war stolz auf das Bild.
    Sie schlug die Hände eine Sekunde lang vor den Mund, drehte sich dann zu ihm um und umarmte ihn.
    »Ich find’s toll«, sagte sie. »Es ist perfekt.«
    Er hielt sie fest an sich gedrückt und sah über ihre Schulter hinweg das Bild an. Sie sagte ihm, wie wunderbar es sei, wie sehr sie ihn liebte und ihm für die Mühe dankte, die er sich gemacht hatte … Aber sie konnte sagen, was sie wollte, er wusste Bescheid. Er hatte die Enttäuschung in ihren Augen gesehen, und wie sie diese schnell verbarg.
    Ich hab Mist gebaut. Ich hätte ihr das erste Bild geben sollen, das ich gemalt habe. Er konnte das immer noch tun, aber es wäre nicht dasselbe. Man konnte immer etwas anderes für jemanden tun. Man bekam es gesagt, und man

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