Der 7. Lehrling (German Edition)
einiger Zeit den Weg säumten. Dort konnte niemand sein. Der nächste Bewacher war ein Stück weiter hinter ihm. Und die anderen waren vor ihm oder auf der rechten Wagenseite… Der Druck auf seinen Magen war fast nicht mehr zum Aushalten.
Was ist hier los!?
Hab’ keine Angst! Du kannst mich nur in Deinen Gedanken hören, nicht sehen. Ich bin Amina.
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Quentin war überzeugt, dass er gerade dabei war, seinen Verstand zu verlieren. Doch dann erinnerte er sich an den Tag, an dem er die Salbe für Finja gemacht hatte. Plötzlich hatte er den Zauberspruch gewusst, der die Salbe vollständig machte, und hätte er damals nicht schwören können, dass er ihn
gehört
hatte? Trotz aller Zweifel entschloss sich Quentin, einen Versuch zu wagen. Er nahm seinen ganzen Mut zusammen und dachte:
Hallo?
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Ja, Du träumst nicht, ich bin wirklich da. Naja, eigentlich bin ich weit weg von Dir, aber das erkläre ich Dir später. Wie heißt Du?
Quentin. Woher soll ich wissen, dass ich das nicht träume?
Hm. Hattest Du schon einmal einen solchen Traum?
Nein
. Quentin dachte nach.
Doch. Einmal. So ähnlich. Vor zwei Wochen.
Und worum ging es da?
Naja, ich war gerade dabei, Kräuter in einem Mörser zu zerstoßen. Es sollte eine Salbe ...
DU warst das?
, unterbrach ihn Amina.
Das gibt’s ja nicht! Du hast so laut geschrien, dass ich fast vom Stuhl gefallen wäre! Und? Ist – wie hieß sie gleich noch? Ach ja: Ist Finja wieder gesund?
Quentin war sprachlos.
Ja, aber ... Ich glaub's nicht. DU hast mir den Spruch gesagt?
Amina lachte in Gedanken.
Ja, das war ich. Glaubst Du mir jetzt?
Ich weiß nicht. Ich habe eher das Gefühl, dass ich gerade verrückt werde.
In Ordnung, Quentin, ich lasse mir etwas einfallen, um es Dir zu beweisen. Aber bis dahin vertraust Du mir. Einverstanden?
Ja, ich glaube schon.
Quentin war sich noch lange nicht sicher.
Na, das ist doch mal ein Anfang. Hör zu, Quentin, die Kontaktaufnahme strengt mich und die anderen sehr an, ich muss gleich aufhören. Sag mir bitte noch, wie alt Du bist.
Die anderen? Welche anderen?
Bitte, ich habe jetzt keine Kraft, Dir alle Fragen zu beantworten!
Amina spürte, dass ihr nicht mehr viel Zeit blieb.
Wie alt?
Ich bin dreizehn.
Danke, Quentin. Pass auf: Ich muss mich jetzt verabschieden, aber ich komme wieder. Und dann habe ich auch mehr Zeit für Deine Fragen. Nur so viel für den Anfang: Wir haben Dich lange gesucht. Und jetzt, da wir Dich gefunden haben, werden wir Dich da rausholen. Versprochen!
Quentin wagte nicht sich zu freuen, er zweifelte zu sehr an dem, was gerade in seinem Kopf vor sich ging. Plötzlich fiel ihm etwas ein:
Ich gehe nicht allein.
Wie meinst Du das?
Na: Falk, Medard und die anderen. Ich gehe auf keinen Fall ohne sie.
Amina überlegte.
Hör zu, Quentin, das wird schwierig. Aber wir lassen uns etwas einfallen, ja? Ich muss jetzt gehen, aber ich komme wieder. Nur Mut!
Ja, ist gut.
Quentin wusste nicht, ob und wie er sich bei jemandem verabschieden sollte, den er weder richtig hören geschweige denn sehen konnte. Dann merkte er mit einem Mal, dass diese Amina wieder verschwunden war. Und mit ihr sein fürchterliches Magendrücken.
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„Was ist los, Quentin?“, wollte Falk wissen. „Du stierst die ganze Zeit nur vor Dich hin. Wirst Du krank?“
Quentin schüttelte den Kopf. Einerseits wollte er Falk alles erzählen, andererseits wusste er selbst nicht, ob diese Amina nun real war oder ob er gerade verrückt wurde. „Es ist nichts. Ich habe nur geträumt“, wich er Falk aus.
„Na, dann sieh zu, dass Du vor lauter Träumerei nicht stolperst und auf die Nase fällst!“ Falks Lachen wurde von einem Hustenanfall abgerissen. Als er sich wieder erholt hatte, sah er noch einmal lächelnd herüber: „Immerhin geht so der Tag schneller vorbei, oder nicht?“
Quentin hatte plötzlich ein schlechtes Gewissen, weil er es Falk nicht gleich gesagt hatte. „Falk?“, begann er so leise, dass die anderen es nicht hören konnten.
„Was denn?“, fragte Falk genauso leise zurück.
„Ich muss Euch etwas erzählen. Es ist vielleicht sehr wichtig.“
„Nun mach's nicht so spannend. Du weißt, dass Du mir alles sagen kannst.“
„Ja, ich weiß.“ Quentin überlegte. „Ich glaube, ich muss erst noch ein wenig darüber nachdenken. Kann ich es Euch auch heute Abend erzählen?“
„Natürlich kannst Du das. Lass Dir so viel Zeit, wie Du brauchst.“ Falk musste trotz der Situation, in der sie sich befanden, lächeln.
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