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Der 7. Rabe (German Edition)

Der 7. Rabe (German Edition)

Titel: Der 7. Rabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt , Sandra Busch
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von seinen Qualen erlösen, dachte er und flog mit kraftvollen Flügelschlägen über die geifernde Wolfsbrut hinweg. Ich lasse ihn nicht in den Fängen dieser Bestien!
     
    ~*~
     
    Farres half seinem an Geist und Körper niedergeschmetterten Raben zurück ins Bett. Ja, Raj war sein Eigentum. Er konnte mit ihm tun und lassen, was immer er wollte. Der Kleine war sein Werkzeug, sein Mittel, um sich für die Verstümmelung und den Mord an seiner Schwester zu rächen.
    Es brauchte etwas Überredung, um Raj zu zwingen, seinen Schlaftrank zu schlucken. Er hätte lieber richtige Medizin geholt, etwas, was dem Kleinen die Schmerzen nahm, doch er durfte nicht zu viel Fürsorge zeigen. Farouche würde ihm nicht verzeihen, wenn er Mitleid mit einem Raben hegte. Dass er ihn ungenügend gefesselt hatte, war hingenommen worden. Seine Erklärung, er habe die Zähigkeit und Widerstandskraft des winzigen Hühnchens unterschätzt, hatte Farouche zufrieden gestellt. Nun wusste er offiziell, dass selbst ein gelehrter Zwergrabe stark wie ein Wolf sein konnte.
    Nur wenn sie unbeobachtet waren, durfte er diesem schuldlosen Geschöpf beistehen, das zum Opfer eines Spieles gemacht wurde, an dem es niemals hatte teilnehmen wollen.
    „Halt durch“, wiederholte er Randyns Worte und streichelte behutsam über Rajs Wange. Ein träger Blick aus halb geöffneten, vom Schlafmittel glasigen Augen traf ihn. Spröde Lippen teilten sich, doch bevor Raj etwas sagen konnte, schlossen sich die Lider und sein Kopf sank zur Seite.
    „Halt durch …“
     
    ~*~
     
     
    Er könnte vor Triumph schreien. Rajs Gefangenennahme war schon ein Glücksfall gewesen, dass Farres ihn für sich beanspruchte, eine unglaubliche Wende. Sein Ziel rückte näher. Der Tag seiner Rache würde schon bald kommen. Nur ein bisschen Geduld. Er musste jetzt sorgfältig planen, nichts überstürzen. Er hatte schon so viel Zeit investieren müssen, Rückschläge ertragen. Der lächerliche Rabe veränderte alles. Er wusste, dass Farres dieses dürre Ding bemitleidete. Begehrte.
    Geduld, das war der Schlüssel zum Erfolg.
     
     
     

5.
     
    „Wir könnten das komplette Gebiet nördlich der Nande beanspruchen.“ Begeistert lief Farouche vor seinem Thron auf und ab, während er sich immer neue Lösegelder für den Raben einfallen ließ.
    „Das wäre ein schwer zu haltendes Gebiet, aber ein herber Schlag für die alte Saatkrähe“, brummte Ephrim.
    „Rajadas wird dir ins Gesicht lachen“, sagte Farres. Ein Satz, den er in den letzten Stunden wenigstens hundert Mal gesprochen hatte. Dies schien auch Farouche aufzufallen, denn er wirbelte verärgert zu ihm herum.
    „Ich bekomme allmählich den Eindruck, du willst mir einreden, dass dieses Hühnchen wertlos ist.“
    „Du hast Randyn doch gehört. Das Wohl des Volkes ist seinem Vater wichtiger als sein eigenes Fleisch und Blut.“
    „Unser Vater hat einmal ähnlich gedacht“, sagte Farouche, schlagartig wieder amüsiert. „Du weißt, wie das geendet hat. Wie er verendet ist …“
    „Ich glaube nicht, dass Randyn oder einer seiner anderen Brüder zum gleichen Mittel wie du greift.“
    Farouches Augen verengten sich gefährlich. „Höre ich da einen Vorwurf aus deiner Stimme, Brüderchen?“
    Hastig winkte Farres ab.
    „Sicherlich hat er es nicht so gemeint, Farouche“, versuchte Ephrim seinen Bruder zu beschwichtigen. Der knurrte warnend in die Richtung des Älteren.
    „Ich habe damals auch deinen pelzigen Arsch gerettet, Farres. Eines Tages hätte dich dieser alte jähzornige Flohteppich sicherlich totgeschlagen.“
    „Ich bin dir dafür sehr dankbar“, murmelte Farres pflichtschuldig und vermied es, Farouche darauf hinzuweisen, dass er mittlerweile genauso blutrünstig wie ihr Vater geworden war. Mit einer Ausnahme: ihm gegenüber. Natürlich bekam er hin und wieder auch einen Klaps hinter die Ohren, aber tief in seinem mordlüsternen Herzen liebte ihn sein Bruder wirklich.
    „Also? Wie lautete deine Meinung? Das nördliche Flussgebiet? Ephrim mag die Idee“, nahm Farouche die Frage erneut auf.
    „Ich will den Raben behalten“, erklärte Farres leise und zog unwillkürlich den Kopf ein.
    Einen Moment lang starrte ihn sein Bruder ungläubig an. Dann brach er in derartig schallendes Gelächter aus, dass die anderen Wölfe im Saal neugierig die Köpfe hoben. Genauso plötzlich wie es begonnen hatte, hörte das Lachen auf. Ephrim wich einen vorsichtigen Schritt zurück.
    „Du lachst gar nicht mit, Farres.“ Farouche

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