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Der 7. Rabe (German Edition)

Der 7. Rabe (German Edition)

Titel: Der 7. Rabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt , Sandra Busch
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wusste.“
    Wenigstens hatte Ralinda nicht zu hören bekommen, was man ihrem Küken während seiner Gefangenschaft in der Canisfeste angetan hatte. Sie wusste weder von der Markierung noch von seiner Flügellahmheit. Ansonsten wäre sie wie eine Furie über Farouche hergefallen und hätte seinen Beinamen den Schlächter in den Schatten gestellt. Randyn und Risser befanden sich weiterhin wie unter Schock. Und er hatte vor Randyns Tür stehend gehört, wie sich der Junge in den Schlaf geweint hatte. Er hatte sich hilflos gefühlt und war außerdem zu feige gewesen, um seinen Zweitjüngsten zu trösten. Tatsächlich musste er den eigenen Schrecken erst einmal verdauen und er kaute noch immer an diesen schwer zu schluckenden Brocken. Sein stolzer, frecher Sohn von einem Wolf markiert! Rajadas schüttelte den Kopf. Das war nicht zu fassen.
    „Randyn leidet sehr unter Rajs Gefangenschaft“, sagte Ralinda in diesem Moment.
    „Das tun wir alle, meine Liebe.“
    „Er steht unserem Küken so nahe, als wären sie aus einem Ei geschlüpft. Außerdem hat er sich wie verrückt auf seine Rückkehr gefreut.“
    „Wir werden unseren Jungen wieder bekommen“, versprach er und hoffte inständig, dass er Recht behalten würde. Da vernahm er ein Flattern auf einer der Plattformen und gleich darauf trat Rynalph ein. Wie alle seine Kinder hatte auch Rynalph das dunkle Aussehen seiner Mutter geerbt.
    „Habt ihr ihn gefunden? Habt ihr wenigstens eine Spur?“, rief er und verfluchte einmal mehr sein Rheuma. Das nasse kalte Wetter machte es nicht besser. Erschöpft schüttelte Rynalph den Kopf.
    „Weit und breit ist nichts von Raj zu sehen. Wir werden weitersuchen. Nur …“
    „Nur was?“, fragte Ralinda scharf.
    „Randyn dreht durch. Wir mussten ihn zurückbringen.“
     
    ~*~
     
    „ICH WILL MICH NICHT BERUHIGEN!“, brüllte Randyn aus voller Kehle. Warum er sich auf diesen Wolf gestürzt hatte, wusste er selbst nicht so genau. Mitten in der Suche hatte er drei von diesen Bestien gesehen. Das nächste, woran er sich erinnerte, war Rakdens Stimme, der ihn gemeinsam mit Ris’tan und Rayskel am Boden hielt. Randyn hatte immer noch den Geschmack von Wolfsblut auf der Zunge. Schade, dass er diesen Bastard nicht richtig erwischt und kaum ernstlich verletzt hatte.
    „Dieses elende Pack sollte man ausrotten! Wer weiß, was dieser Farres mit Raj vorhat, dass er diese Gräueltat nicht einmal in der Canisfeste begehen wollte!“
    Er zitterte am ganzen Leib, als er sich im Kreis drehte, um jeden seiner Brüder anstarren zu können. Sie hatten ja keine Ahnung. Sie hatten nicht miterlebt, wie Raj gedemütigt und vollkommen verstört dagestanden hatte, als Randyn das erste Mal in die Feste gegangen war. Nicht einmal Risser hatte so deutlich wie er erkennen können, wie nah Raj dem Abgrund stand, als sie ihn im Verlies präsentiert bekamen. Diese kranken, perversen Mörder lachten auch noch über das Leid, das sie verursachten!
    Mit einem Mal lag er an Rakdens Brust und schluchzte all die Verzweiflung und Anspannung, Angst und Wut heraus, die ihn seit Tagen schier in den Wahnsinn trieben.
    „Als der Schlächter da vor uns stand …“, presste er erstickt heraus, als er endlich ruhiger wurde. „Als er da so stand, da war ich erleichtert, versteht ihr? Ich dachte, er bringt uns Rajs Leiche, um sich an unserer Trauer zu weiden. Ich war so froh über den Gedanken, dass Raj jetzt nicht mehr leiden müsse …“ Er spürte die Betroffenheit seiner Brüder. Rakden umklammerte ihn mehr, als das er ihn tröstend umarmt hielt, Risser fluchte halblaut vor sich hin, während die anderen zu Boden oder aus dem Fenster starrten.
    „Ich bekomme dieses Bild nicht aus dem Kopf“, flüsterte Randyn. „Der Ausdruck tiefster Scham in Rajs Augen, als er nackt und gedemütigt vor mir stand und merkte, dass ich das Mal entdeckt hatte. Die Vorstellung, wie dieses Monster ihn …“
    „Genug ist genug!“
    Sie fuhren alle sechs herum, als sie diese Worte hörten.
    „Mutter!“ Rakden ließ Randyn hastig los, der ernstlich überlegte, ob er sich mit irgendeiner Ausrede aus der Affäre ziehen könnte. Doch der Gesichtsausdruck ihrer Mutter machte klar, dass jeder Beschwichtigungsversuch vergebene Mühe wäre. Wie eine Rachegöttin stand sie da und sirrte bedrohlich vor Zorn.
    „Seit Jahren sehe ich mit an, was dieser Krieg mit den Wölfen uns antut. Ich trockne die Tränen der Waisen, Witwen und Verstümmelten. Ich bestärke euren Vater in allem, was er tut,

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