Der 7. Rabe (German Edition)
ins Kinn.
„Autsch! Du freches Hühnchen.“
„Farres, so geht das nicht!“
„Was?“
„Du redest zu viel.“
„Ach?“ Er grinste und kitzelte Raj, dass sich der kichernd krümmte.
„Dein Mund ist zu mehr als bloß zum Plappern gemacht“, fuhr Raj schließlich japsend fort.
„Zum Beispiel?“
Nachtschwarze Augen funkelten ihn übermütig an.
„Mich beschleicht das merkwürdige Gefühl, dass du eben gerade nicht ans Küssen denkst.“
„Nun …“ Rajs Mundwinkel zuckten.
„Sag bitte .“ Farres kam in den Genuss, Rajs Mund fassungslos offen stehen zu sehen.
„Was? Ich soll dich anbetteln?“
„Ich bin immerhin der Kronprinz meines Rudels und du lediglich der siebte Sohn eines Vogels. Natürlich sollst du mich anflehen, wenn du eine erotische Sonderbehandlung wünschst. Ansonsten …“
„Ja?“ Raj konnte seine Belustigung nicht mehr verbergen.
„Ansonsten verwandele ich mich und lasse dich mit diesem durchaus verlockenden Ständer einfach hier sitzen.“
„Das wagst du nicht!“
Na warte, dachte sich Farres und setzte zu seiner Transformation an.
Es ging nicht!
Farres stutzte und versuchte es erneut.
Nichts! Nicht der Hauch von einem verstärkten Haarwuchs.
Verwirrt schaute er auf. Raj hockte vor ihm, das Gesicht seltsam leer und die Augen völlig ausdruckslos. Was passierte hier? In Wolfsgestalt hätte sich ihm das Fell gesträubt. Ihr neckisches Geplänkel hatte sich schlagartig in eine ernste – bedrohliche? – Richtung gewandelt.
„Raj?“ Durfte er seinen erstarrten Raben berühren, oder löste er damit etwas Schreckliches aus?
„Raj!“ Farres streckte seine Hand aus, doch seine Finger verharrten kurz vor Rajs Arm. Guter Gott, was sollte er tun? In diesem Moment blinzelte Raj und bewegte den Kopf auf die Weise von jemandem, der gerade aus einem tiefen Schlaf erwachte. Eine Sekunde später blickte er Farres verwundert an.
„Ich habe den Wolf in dir gesehen“, sagte er staunend.
„Was?“ Er war wohl zu lange mit den Raben zusammen gewesen, denn nun krächzte seine Stimme.
„Als du dich verwandeln wolltest … Und … und ich habe die Verwandlung geblockt.“
„Raj, wovon redest du? Ich konnte nicht zu einem Wolf werden. Da war so etwas wie eine Sperre. Willst du mir jetzt sagen, dass das du warst?“
„Verwandel dich“, befahl Raj in einem Ton, dem er sich nicht zu widersetzen wagte. Farres konzentrierte sich und fand sich gleich darauf in seiner Tiergestalt wieder. Auch das Annehmen seiner Menschengestalt stellte kein Problem dar.
„Und nun noch einmal, Farres.“
Rajs Augen wurden glasig, es sah unheimlich aus. Folgsam leitete Farres die Verwandlung ein und – es ging nicht.
„Da! Da!“ Aufgeregt sprang Raj in die Höhe, verwandelte sich selbst und flog auf den Schrank, wo er aufgeregt hin und her trippelte, ehe er seine Menschengestalt annahm und sich schmerzhaft den Kopf an der Decke stieß.
„Farres! Ich kann dich blockieren und hilflos machen!“
Farres krabbelte aus dem Bett, um seinem Liebsten vom Schrank zu helfen. Sein Verstand versuchte dabei das Geschehen zu verarbeiten.
„Hast du schon mal …?“
„Nein“, rief Raj. „Ich wusste nicht, dass ich so etwas kann. Aber merkst du nicht, was uns das für Möglichkeiten hinsichtlich Farouche eröffnet?“
Farouche!
„Du … du meinst, du könntest das auch bei anderen?“
„Wenn es bei dir funktioniert, warum denn nicht?“
„Hattest du nicht einen Plan?“
„Das hier ist besser.“ Raj strahlte ihn geradezu an. Farres packte seinen Liebsten am Handgelenk und zerrte ihn mit sich, hinaus auf den Flur und ohne anzuklopfen in das Zimmer, das Randyn und Risser bewohnten. Der eine schreckte im Bett auf, der andere regte sich krächzend auf der Gardinenstange.
„Verwandel dich“, forderte Farres Randyn ohne jede weitere Erklärung auf.
„In eine Decke? Damit ihr eure Blöße verbergen könnt und nicht jedermann eure Schwänze zeigt?“, fragte Randyn kopfschüttelnd.
„ Verwandel dich !“, herrschte er den Raben an. Randyn zuckte zurück, hielt es dann offenbar für besser, kommentarlos zu gehorchen. Gleich darauf flüsterte er verblüfft:
„Es klappt nicht!“
„Was geht hier vor?“, erkundigte sich Risser und trat nun in Menschengestalt näher. Farres ließ sich neben Randyn auf das Bett nieder.
„Ich glaube, ihr solltet Rynalph und Rayskel dazu holen“, sagte er und schaute sein kleines Hühnchen an, das breit lächelnd vor ihm stand. „Wir haben einen
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