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Der 7. Tag (German Edition)

Der 7. Tag (German Edition)

Titel: Der 7. Tag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nika Lubitsch
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Geständnis nicht mit der Verteidigung abgesprochen. Es gab tumultartige
Szenen im Gerichtssaal. Die Verteidigung beantragte eine Vertagung, der das
Gericht auf Wunsch von Sybille Thalheim nicht stattgab. Am Ende des Tages dann
die Urteilsverkündung: Lebenslänglich. Sybille Thalheim wurde in die
Frauenhaftanstalt Lichtenberg überführt.

2. Buch

 
    Cosmos – Ausgabe 2, 13. Januar 2010

Titel: Sybille Thalheim – meine Geschichte -Vorwort
     
        Eine Frau bekennt sich schuldig, den Mord an
ihrem Ehemann geplant und durchgeführt zu haben. Der Fall Sybille Thalheim hat
wie kaum ein anderes Kriminaldelikt in den letzten Jahren die Öffentlichkeit beschäftigt
und in zwei Lager gespalten. Du sollst nicht töten, unter keinen Umständen, so
denken die einen. Man kann die Frau verstehen, so argumentieren die anderen.
Wer ist Sybille Thalheim wirklich? Was ging in ihr vor, in den Wochen und
Monaten, als ihr Leben zerbrach, was passierte mit ihr in den zwei Jahren, in
denen ihr Mann spurlos verschwunden war? Jetzt erzählt Sybille Thalheim
exklusiv im Cosmos, was wirklich geschah. „Sybille Thalheim – meine Geschichte“
wird in sieben Teilen im Cosmos veröffentlicht. Sie wird von Frau Thalheim in
der Frauenhaftanstalt Berlin-Lichtenberg geschrieben. Ihre Bedingung: „Es ist
meine Geschichte, ich will keine redaktionelle Einmischung.“ Cosmos behält sich
vor, Angaben der Autorin auf Richtigkeit zu überprüfen. 
     
    Der Chefredakteur

Sybille Thalheim: Meine
Geschichte

1. Teil: Wie mein Mann verschwand
     
    Mein Name ist Sybille
Thalheim. Ich bin 38 Jahre alt. Die dritte große Strafkammer des Schwurgerichts
Berlin hat mich des Mordes an meinem Ehemann Michael Thalheim für schuldig
befunden. Früher wohnte ich in einer alten Villa in Berlin-Zehlendorf. 360 qm
mit einem herrlichen, alten Garten. Heute „wohne“ ich in Zelle 317, Block D, in
der Frauenhaftanstalt Berlin-Lichtenberg. Zehn Quadratmeter, ausgestattet mit
Toilette, Bett, Tisch (Kiefernachbildung), ein Schrank, in dem noch mein
Jil-Sander-Kostüm hängt, das ich zum Prozess getragen habe. Vielleicht werden sie
mich in zehn Jahren begnadigen, bei guter Führung, versteht sich. Dann wird das
Zeug in meinem Schrank nicht mal mehr ein Second-Hand-Laden wollen. Meine
Cartier-Uhr und meinen Ehering haben sie mir abgenommen. Ja, ich habe ihn zum
Prozess getragen. „Bis dass der Tod euch scheidet“.
    Auf dem Tisch steht mein
Laptop, ich durfte ihn mitnehmen. Natürlich ohne Internet-Verbindung. Zehn
Jahre sind eine verdammt lange Zeit. Dann werde ich Ende 40 sein. Ich werde
hier arbeiten. Vielleicht die Gefängniszeitung schreiben oder Adressen tippen.
Tippen konnte ich immer gut. Aber bevor ich mich hier nützlich mache, werde ich
die Geschichte meiner „Scheidung“ erzählen.
    Es war ein langer Weg von der
Glyzinen-überwucherten Villa in Zehlendorf bis zur Zelle 317, Block D. Er
begann, wie alles Wichtige in meinem Leben, im August.
    Freitagabend, 17. August 2007:
Die Sonne drischt gnadenlos auf die Berliner ein. Selbst das grüne Zehlendorf
liegt unter einer dicken Staubschicht. Seit Tagen sehnen sich die Menschen nach
Regen. Halb Berlin hat Kopfschmerzen: Die Ozonwerte liegen bereits im roten
Bereich und noch ist kein Ende der Hitzewelle in Sicht. An meinen 100 Rosen
wetteifert der Mehltau mit den Blutlauszerpwesen. Mutti hat mir verboten, den
Übeltätern mit Chemie zu Leibe zu rücken.
    „Wenn du das einatmest,
kriegt das Baby nie Kopfläuse“, hat sie gesagt. Ich weiß bis heute nicht, warum
Kopfläuse etwas Gutes sein sollten. Mein Mann Michael hat mir jeden Umgang mit
dem Gartenschlauch untersagt. Ich bin im vierten Monat schwanger. Und werde
seit vier Monaten verhätschelt und bevormundet, als ob ich selbst das Baby sei,
das wir erwarten. Wie ich es genossen habe!
            In Hochstimmung fuhr
ich nach Hause. Endlich Freitag. Ich freute mich auf ein freies Wochenende, das
ich gemeinsam mit meinem Mann Michael und meiner Mutter genießen wollte.
            Auf dem Nachhauseweg
hatte ich mir in meiner Lieblingsbuchhandlung „Diwan“ am U-Bahnhof
Schlachtensee noch ein Buch besorgt: „Schwangerschaft im Sommer“.
            Als ich das
schmiedeeiserne Tor zu unserem Haus öffnete, sah ich gleich, dass Michael noch
nicht da war, sein Parkplatz war leer. Ich lief um das Haus herum. Im Küchengarten
fand ich meine Mutter, die Kräuter schnitt.
    „Lass mich raten, was es
heute gibt“, sagte ich und steckte meine

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