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Der 8. Februar (German Edition)

Der 8. Februar (German Edition)

Titel: Der 8. Februar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeron North
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einem Heidauer Schuster ein Paar Halbschuhe machen, die zwar nicht sehr jugendlich aussahen, aber fest und haltbar waren. Für ein Paar Winterschuhe reichte das Leder leider nicht.
       Weihnachten 1947 gingen wir von Rimbeck aus mit einer ganzen Schar Jugendlicher zur Christmette nach Kleinenberg und kehrten erst nach Mitternacht zurück. Elisabeth und ihre Brüder waren auch dabei und so erlaubte mir Mama auch mitzugehen. Es war eine stern-enklare Winternacht, an die ich mich noch sehr gut erinnere. Alles war friedlich und niemand brauchte Angst zu haben. Obwohl wir jetzt schon eineinhalb Jahre in Rimbeck lebten, war die Erinnerung an den Krieg noch sehr frisch und gerade deshalb kann ich mich an diese ruhige Nacht entsinnen. Zehn Kilometer im Schnee waren zurück zu legen und ich musste wieder an die vielen Toten denken, die ich auf der Haupstraße in Heidau gesehen hatte. Sie hatten nicht soviel Glück gehabt wie wir. Wieder hatten wieder ein Weihnachten ohne unseren Vater verlebt. An den Festtagen gab sich Frau Laudage immer besondere Mühe mit dem Mittagessen. Es gab dann kein Durcheinander oder Resteessen. Manchmal gab es eine Scheibe Schinken wie ein Schnitzel paniert, dazu Kartoffeln und Soße und meistens selbstgemachtes Sauerkraut.
       An den Sonntagen im Winter versammelten wir uns gegen Abend in Laudages Küche und machten Gesellschaftsspiele. Für uns gab es sonst keine Räumlichkeiten und Elisabeths Brüder mit Freunden waren auch dabei und wir hatten viel Spaß.
       Dann kam wieder eine Karte von Papa vom 18.8.47 und auch wieder ganz kurz, die folgenden vom 15.10. und 18.12.1947. Die Karte vom 5.1.48 war erstmalig ausführlicher. Er schrieb vom Heimkommen und wollte dann wieder bei Herrn Schulze vorsprechen, um alles in Gang zu bringen, wie damals in Cospuden. Er schrieb verschlüsselt, dass er wieder in seinem Beruf arbeiten wollte. Schulze hatte ihm seinerzeit eine Gerberei in Cospuden gesucht, die er aber wegen der Kriegsereignisse fallen ließ. Mama sollte zusehen, dass das letzte Geld nicht auch noch verfällt und falls notwendig, eine kleine Wirtschaft oder Siedlung bei Leipzig besorgen. Mama hatte ihm verschlüsselt mitgeteilt, dass sie noch Reichsmark hatte. Papa wusste nicht, dass es vollkommen unmöglich war, etwas zu kaufen. Alles, wirklich alles, war rationiert und konnte nur in Verbindung mit den Bezugsscheinen gekauft werden. Mama hätte sicher eine Ziege gekauft, aber es gab ja nicht einmal ein Huhn. Laudages werden am Anfang nichts von unserem Geld gewusst haben, später schon, denn sie rieten Mama, nach Marsberg zu einer Bank zu fahren, damit die Rimbecker Spar- und Darlehenskasse mit dem Bankvorstand umgangen werden konnte. Ein solcher Betrag hätte im Dorf sicher für Aufsehen gesorgt. Laudages verstanden die Sachlage und es gab nie ein neidisches Wort ihrerseits. Wir hatten wirklich Glück.
       Am 14.2.1948 gratulierte Papa mir zum 14. Geburtstag und schrieb, zu Ruths 19. wolle er bestimmt zu Hause sein. Er schrieb auch zum ersten Mal, dass er krank sei und sich wie ein Kurgast fühlte. In der Gefangenschaft hungerte er jeden Tag, dazu die langen Monate des Winters...
       Er befand sich im Lazarett, wo er sich nach seinem zweiten Herzinfarkt dank eines deutschen Arztes und Mitgefangenen, Dr Hellhacke aus Iserlohn, erholen sollte. Außerdem schrieb er noch von seinen Zukunftsplänen und dass wir uns nicht zu viele Sorgen machen sollten, er würde den Laden schon schmeißen. Am 13. März schrieb er, dass es ihm im Erholungsheim besser ginge und er wieder 65 Kilogramm wog. Ein Heimtransport war schon abgefahren, zwei weitere sollten folgen, von denen er hoffte, bei einem dabei zu sein. Es folgten noch Karten vom 7. April, 9. Juni, 10. Juli und 23. August, in denen er uns Mut machte und schrieb, dass wir aushalten sollen, er würde heimkommen und alles würde wieder gut. Er hatte auch wieder zugenommen und wog jetzt 70kg.
       Der Marshallplan wurde bekannt gegeben, konnte aber auf Grund schlechtester Währungsverhältnisse zuerst nicht durchgeführt werden. Eine Währungsreform hätte schon nach Kriegsende stattfinden sollen, der Alliierte Kontrollrat konnte sich nicht einigen und so dauerte es bis 1948. In Deutschland herrschte eine Viermächte-Regierung und nach dem Scheitern der Verhandlungen bereiteten die Westmächte ohne die Sowjetunion eine Reform in den drei Besatzungszonen vor. Das neue Geld wurde schon im Oktober 1947 in den USA gedruckt und am 20. Juni 48

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