Der 8. Tag
die Stirn, als ihm etwas durch den Kopf ging.
»Weiß Jack Fischl etwas von der ganzen Sache?«
Tim schaute ihn mit leichter Missbilligung an. »Nein. Du hast doch nichts davon erwähnt?«
»Natürlich nicht. Ich wollte es nur wissen. Er scheint mir ein ziemlich vernünftiger Kerl zu sein.«
»Einer der Besten. Aber es gibt keinen Grund ihn zum Komplizen bei der illegalen Beschaffung von Beweisen zu machen.«
»Was passiert dann«, Josh kippte seinen Stuhl zurück und verschränkte die Hände hinter seinem Kopf, »wenn wir tatsächlich auf eine Spur stoßen, die dich zu dem Kerl führt? Was ist dann mit der Zulässigkeit von Beweismitteln und dem ganzen Kram? Ich meine, du musst doch irgendeine Geschichte parat haben, wie du auf den Kerl gekommen bist.«
Tim zuckte mit den Achseln. Es war keine Geste des Nichtwissens, sondern ein reumütiges Fügen in die Gegebenheiten.
»Das könnte ein Problem werden. Aber ein Problem, das ich gerne habe. Vielleicht ist dann die Zeit gekommen, dass ich Jack mal etwas flüstere.«
Etwas in der Art, wie er es sagte, leichthin aber endgültig, hielt Josh davon ab, weitere Fragen zu stellen.
Froh das Thema zu wechseln erinnerte er sich an etwas, dass er vor ein paar Tagen in sein Gedächtnis verbannt hatte.
Er griff nach seiner Brieftasche und holte einen Zettel hervor, auf dem er einen Namen und eine Adresse notiert hatte.
»Das hätte ich fast vergessen, vielleicht ist nichts daran, aber ich habe versprochen sie weiterzugeben. Ein Freund von mir, Ted Sawyer, er lebt jetzt in Kansas, nun momentan ist er in Europa, aber nur für ein paar Wochen, ich habe ihn gebeten mir eine Kontaktperson in England in Oxford zu vermitteln.
Eine der Spuren, die wir verfolgen, hat zu einem Computer dort geführt. Er hat mit einer Frau gesprochen und mir berichtet, dass sie eine Scheißangst bei dem Gedanken hat, jemand könnte das Programm, an dem sie arbeitet, gestohlen haben. Sie arbeitet mit uns zusammen, aber er musste ihr versprechen, dass sie davon erfährt, wenn der Kerl jemals gefasst wird. Man weiß ja nie, vielleicht ist es zu etwas nütze.
Ich meine, wenn wir ihr Programm in seinem Computer finden… «
24
DIE BILDER WAREN Schuld daran gewesen. Sie war in
die kleine Küche hinter ihrem Labor gegangen um sich einen Kaffee zu machen und dort auf sie gestoßen: Ein halbes Dutzend Zeitungen lag oben auf der Abfalltonne und wartete darauf, weggeworfen zu werden, und auf allen Titelseiten waren schreckliche Bilder von der Absturzstelle in Deutschland. Tessa war seit achtundvierzig Stunden wieder in Oxford und hatte es bis jetzt erfolgreich umgangen, sich Nachrichten anzusehen oder eine Zeitung zu lesen. Es war der einzige Weg gewesen sich vor dem lähmenden Gefühl der Schuld an diesen Toten zu schützen und sich auf das zu konzentrieren, was getan werden musste, damit sich so etwas nicht wiederholte.
Danny war hereingekommen und sah, wie sie langsam die Seiten umblätterte. Tränen liefen ihr das Gesicht herab und ihre Schultern zitterten im stummen Schmerz. Er wusste natürlich nicht genau, um was es ging. Niemand außer Tessa kannte die ganze Geschichte und sie hatte sich nur Helen anvertraut, die würde es zwar Clive erzählen, aber das war schon in Ordnung. Danny wusste nur, dass Tessa knapp ihren Flug verpasst hatte, was seiner Meinung nach durchaus ein Grund für ihre hysterische Reaktion war. Er hatte ihr die Zeitungen weggenommen und aus ihrem Gesichtskreis gebracht und Tessa dazu gebracht, sich ruhig hinzusetzen. Dann machte er ihr eine Tasse Tee und redete ihr zu zeitig nach Hause zu gehen, denn sie würde zu hart arbeiten. Als sie sich weigerte, schlossen sie den Kompromiss, dass sie zumindest einen kurzen Spaziergang machen und etwas frische Luft schnappen sollte. Er bot ihr an mitzukommen, doch sie zog es vor, alleine zu sein.
Der Campus der Universität, der sich hinter den wissenschaftlichen Labors hinzog, war eine große, von hohen Bäumen umgebene Rasenfläche, die im frischen Grün des Frühlings schimmerte. Oben an einem kalten blauen Himmel zogen grauweiße Wolken dahin. Trotz des Aspirins, das sie genommen hatte, fühlte Tessa, wie sich ein rasender Schmerz in ihrem Kopf ausbreitete.
Sie ließ sich auf einer Holzbank nieder und blickte sich um.
Studenten hetzten mit ihren Unterlagen unter dem Arm zu Lehrveranstaltungen, Mütter schoben Kinderwagen, während die Kleinen neben ihnen herliefen, Pärchen gingen Hand in Hand und hatten nur Augen für den anderen
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