Der 8. Tag
Einfluss nehmen, doch Tessa wusste ganz genau, dass er in dem Moment, in dem er sich in die wartende Limousine, die ihn die Autobahn 40 hinunter nach London bringen w ü rde, setzte, einen offizie l len Bericht diktieren w ü rde.
» Nun, wie geht es Fred heute Morgen? « , fragte Jonathan, als sie den Gang zu Tessas Arbeitsplatz hinunterschlenderten.
» Sehen wir mal nach « , gab sie zur ü ck. » Ich habe gestern Nacht von zu Hause aus etwas an ihm gearbeitet. Ich bin ne u gierig, ob er uns beachten wird. «
Fred war ein Roboter, der aus einer Menge von hoch en t wickelten Sensoren bestand, die Daten an Attila, den gro ß en Computer im Labor zwei Stockwerke tiefer, ü bermittelten, wo sich sein › Gehirn ‹ , ein Programm, das Tessa geschrieben hatte, befand. Dies war das Programm, an dem sie von ihrem Hei m computer aus, der ü ber Telefon mit dem im Institut verbunden war, bis in die fr ü hen Morgenstunden gearbeitet hatte. Fred hatte tats ä chlich in den letzten paar Wochen erstaunliche For t schritte gemacht, doch sie fragte sich, ob dies f ü r einen relativ Au ß enstehenden feststellbar w ä re.
Eine Stunde sp ä ter bemerkte sie, wie sich Jonathan auf dem Plastikstuhl, auf dem er wie gebannt gesessen hatte, zur ü c k lehnte und beobachtete, wie Fred eine Reihe immer kompl i zierterer Labyrinthaufgaben mit teilnahmsloser Pr ä zision l ö ste. Tessa hoffte, dass man ihr ihren Stolz nicht zu deutlich ansah.
» Erstaunlich. Einhundert Prozent Verbesserung, wenn nicht mehr. Was im Himmel haben Sie getan? «
Sie zuckte leicht mit den Schultern. » Vielleicht habe ich nur Dusel gehabt. «
» H ö ren Sie auf, Tessa. Wenn es Dusel w ä re, dann w ü rde er nicht von Mal zu Mal besser. Ich wei ß , dass dies der Sinn eines Nervensystems ist, wahrnehmen, sich weiter entwickeln und all das. Aber das hier ist herausragend. «
Er sa ß da und blickte sie an, wartete auf eine Erkl ä rung, bis sie sich schlie ß lich veranlasst sah eine zu geben.
» Ich habe das System dabei unterst ü tzt, sich selbst ü ber die Erfahrung zu definieren. Ich habe das Programm um einige Funktionen erweitert, die das System dynamisch r ü ckkoppeln und effektiv die Erfahrungen verarbeiten. «
Sie brach ab und hoffte darauf, dass er wissend nicken, auf seine Uhr sehen und erkl ä ren w ü rde, dass er gehen m ü sse. Stattdessen hob er fragend eine Augenbraue, als sich die Stille hinzog, so als ob ihn ihre Zur ü ckhaltung am ü sieren w ü rde.
» Sie meinen, er wird durch Ü bung besser. Ist es das, was Sie damit sagen wollen? «
» Prinzipiell schon. «
Er schaute sie an. » Das ist v ö llig neu, stimmt ’ s? «
Sie neigte ihren Kopf zur Seite. » Es ist das erste Mal, dass es in einem System von solcher Komplexit ä t benutzt wird. «
» Wie haben Sie es gemacht? «
» Zuerst habe ich die Steuereinheit f ü r das neurale System ver ä ndert um ein Geflecht von ver ä nderten Reaktionsschem a ta zu erhalten, immer wenn die Umst ä nde sich grundlegend ver ä ndert hatten. «
» Damit haben Sie das System gezwungen sich als Reaktion auf neue Eindr ü cke weiterzuentwickeln. «
» Im Prinzip, ja. Die ver ä nderten Reaktionen waren zuf ä llig, also musste ich einen Algorithmus generieren, der die L ö su n gen, die funktionierten, speicherte und die, die nicht funkti o nierten, herauswarf. «
» Und wie haben sie das erreicht? «
Tessa holte tief Luft. Es war eine instinktive Reaktion auf die Schwierigkeit in einfachen S ä tzen etwas zu erkl ä ren, das selbst sie nur in der fachspezifischen Terminologie v ö llig b e griff. Sie bereute sofort ihre Reaktion und hoffte, sie w ü rde von ihrem Gegen ü ber nicht als Ungehaltenheit oder offene Unh ö flichkeit ausgelegt. Doch Jonathan schien unbeeindruckt.
» Ich habe das Programm sowohl in Attilas virtuelle Simul a tion des Labors als auch in Freds tats ä chlich vorhandenen K ö rper eingespeist. «
» So, wie wir gesehen haben, gibt es dem Programm die M ö glichkeit erst abzuw ä gen, bevor es Fred eine Handlung ausf ü hren l ä sst? «
» Ja, so ä hnlich « , best ä tigte sie und ihre Blicke trafen sich. Nicht zum ersten Mal fiel ihr auf, wie bemerkenswert schnell seine Auffassungsgabe f ü r einen Nichtfachmann war. Doch dann rief sie sich in Erinnerung, dass er einer der Besten unter den Besten, dazu noch ein Fellow von All Souls war, was e i nen Verstand voraussetzte, der wahrscheinlich alles meistern konnte, was er sich vornahm. Wie schade,
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