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Der 8. Tag

Der 8. Tag

Titel: Der 8. Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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Kommunikation erfahren, dass sie zunehmend besorgt dar ü ber waren. Deshalb hatte er Unterlagen gef ä lscht, Listen von Telefonanrufen, die sie nie get ä tigt hatte, Spuren zu geheimen Bankkonten, die nirgendwo au ß er im Cyberspace, dem Netz der Elektronen, existierten, und die ihre Vorgeset z ten veranlassen sollten etwas gegen sie zu unternehmen. Er war sicher, dass alles, was sie herausfinden w ü rden, in offizie l len Dateien abgelegt w ü rde, zu denen er Zugang hatte, und damit w ü rde er schlie ß lich wissen, was sie machte. Doch nichts hatte bis jetzt so geklappt wie geplant. Und die Zeit verging, wurde sogar knapp. Selbst f ü r ihn. Wenn er nicht wusste, welche Bedrohung auf ihn zukam, konnte er sich auch nicht sch ü tzen.
    » Meine Zukunft liegt in deiner Hand « , erkl ä rte die Stimme, » so wie die deine in meiner. «
    Die Worte dr ü ckten eine deutliche Warnung aus. Wenn er seinen Teil nicht erledigte, dann k ö nnten ihn jederzeit die Beh ö rden schnappen. Doch er sah das nicht als wirkliche B e drohung an. Man musste ihm nicht drohen, wenn die Belo h nung f ü r den Erfolg so verlockend war. Die Vorstellung davon machte ihn ganz nerv ö s.
    » Ich habe vor es heute Nacht zu erledigen « , sagte er. » Die Sache wird in ein paar Stunden vorbei sein. «
    » F ü r den Fall, dass du versagen solltest, bereite ich schon einmal andere Schritte vor. «
    » Was f ü r andere Schritte? «
    » Das brauchst du nicht zu wissen, noch nicht. Es w ä re be s ser f ü r dich, wenn du nicht versagst. «
    Als die Stimme die Verbindung unterbrochen hatte, legte er fast versch ü chtert den H ö rer auf. Er schlenderte in die einbr e chende Dunkelheit und fragte sich, was mit der letzten B e merkung wohl gemeint gewesen war. Um sich zu beruhigen wiederholte er einem Mantra gleich immer und immer wieder, dass ein Versagen f ü r den Netzmann unm ö glich war, und nach einigen Minuten hatte sich Ruhe ü ber die seltsamen inn e ren Landschaften seiner Seele gebreitet. Er war bereit. Er wus s te, dass ihn sein Gott nicht im Stich lassen w ü rde .

66
    G
    ENAU UM ACHT Uhr vernahm Tessa sein Klopfen an der Haust ü r. Sie rechnete seine P ü nktlichkeit dem U m stand zu, dass er Polizist war, und ihre Unp ü nktlichkeit hatte zu viele Ursachen, als dass man sie analysieren konnte. Sie hastete die Stufen hinunter, zog sich dabei ein rostfarbenes Tweedjackett ü ber die cremefarbene Seidenbluse und sch ü tte l te ihre Haare unter dem Kragen hervor. Diesmal f ü hrte sie ihn ins Wohnzimmer anstatt in die K ü che. Es war nicht ganz so geschmackvoll eingerichtet, als wenn ihr das Haus geh ö ren w ü rde, aber ihm schien es zu gefallen, als er es sich auf dem gro ß en, altert ü mlichen, mit einem Schonbezug ü berzogenen Sofa gem ü tlich machte. Sie fragte ihn, was er trinken wolle, und er bat um eine Virgin Mary. Sie hatte aber kein Selleri e salz mehr, was ihrer Meinung nach f ü r eine Mary, ob Virgin oder nicht, unbedingt n ö tig war, worauf er antwortete, dass es ihm nichts ausmachte. Sich selbst schenkte sie aus der Flasche Meursault im K ü hlschrank ein Glas Wein ein.
    Sie sa ß en sich vor dem offenen Kamin gegen ü ber und u n terhielten sich. Sie h ä tte ja ein Feuer machen k ö nnen, doch sie wollte den Eindruck vermeiden zu viel Aufhebens f ü r einen Abend, der ganz zwanglos sein sollte, zu machen und f ü r einen Besucher, den sie kaum kannte und auch nicht mehr wiedersehen w ü rde.
    »Ü brigens hat Sie heute ein Journalist gesucht. Haben Sie ihn getroffen? «
    » Ein Journalist? « Er runzelte die Stirn. Er war ü berrascht, und zwar nicht angenehm. » Wer? Was wollte er? «
    » Es war ein Amerikaner. Irgendwie Walsh, Conrad Walsh aus San Francisco. «
    » Verdammt « , fluchte er leise. » Gott verdammt. « Dann f ü gte er unn ö tigerweise hinzu: » Entschuldigung. «
    » Kennen Sie ihn? «
    » Nie von ihm geh ö rt. Aber was ich im Moment am weni g sten gebrauchen kann, ist ein Journalist, der mir im Nacken sitzt. «
    » Er sagte, er sei Wissenschaftsjournalist, nicht etwa ein Kriminalreporter oder so etwas. «
    » Was hat er f ü r Fragen gestellt? «
    » Er fragte, ob ich Sie kenne und ob ich Ihnen in der Comp u tersache geholfen h ä tte, von der er geh ö rt hatte. «
    » Was haben Sie ihm gesagt? «
    » Ich sagte, ja, ich h ä tte. Geholfen, verstehen Sie. Ich sagte, dass ich in Berlin jemandem ü ber dem Weg gelaufen w ä re, der Ihren Bruder kennt. «
    » Das war alles? Ich meine,

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