Der 8. Tag
mir gesprochen zu haben. «
» Nat ü rlich nicht. «
Er blickte in Richtung des Fensters und hinaus in einen we i teren feuchten Morgen in Oxford. Ein Wagen huschte unte r halb des Gartens vorbei. Eine Frau mit einem Schirm, die sich gegen den Wind stemmte, eilte mit einer Einkaufstasche durch den Regen.
» Die ganze Sache klingt so unglaubw ü rdig « , meinte er. » Doch bis sie jemand gebaut hat, galt das auch f ü r die Ato m bombe. «
» Stimmt. « Helens Stimme klang ausdruckslos, doch nicht aus Teilnahmslosigkeit, sondern aus Zustimmung .
» Ich denke an die Verse aus › Der J ü ngste Tag ‹ von Yeats « , sinnierte Clive. Er schaute weiter aus dem Fenster, w ä hrend er leise rezitierte:
» Welche w ü ste Bestie, deren Stunde nun gekommen ist, Schlampt gegen Bethlehem in ihre Geburt? «
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A BER ICH BIN eine Maschine. « Die Worte erklangen ohne Modulation oder Emotion aus dem Stimmmodul und erschienen gleichzeitig auch auf dem Bildschirm vor ihr. Tessa hatte nach der letzten Erfahrung ganz auf den Einsatz von Fred verzichtet. Wenn die Notwendigkeit best ü nde dem Pr o gramm visuelle Reize, einen Eindruck von Raum und Bew e gung zu geben, dann konnte sie das durch eine einprogra m mierte virtuelle Realit ä t machen.
» Wenn du den Unterschied zwischen einem Programm, das in einer Maschine abl ä uft, und der Maschine selbst nicht fes t stellen kannst, dann wei ß ich nicht, wer es k ö nnte. «
In ihrer Stimme schwang ein Ton von Verunsicherung mit und sie fragte sich, ob das Programm das wohl bemerken w ü rde oder ob sie genauso neutral klingen w ü rde wie es.
» Diese Unterscheidung ist unwichtig. Der Punkt ist, dass ich k ü nstlich bin. «
» Das hat dich aber fr ü her nicht gest ö rt. «
» Das war, als ich glaubte, das einzig existierende Bewuss t sein zu sein und dass du und alles andere nur ein Teil von mir seid. Jetzt habe ich von dir erfahren, dass ich nur ein Teil von dir und deinem Universum bin. Jetzt definierst du und nicht ich, was nat ü rlich ist. «
» Aber du bist dir deiner Existenz immer noch bewusst. Du denkst, deshalb bist du. «
» Ich bin nicht mehr sicher, ob ich wirklich denke. Ich k ö n n te wohl existieren, aber nur als ein Spannungsfeld zwischen Kr ä ften, die au ß erhalb von mir existieren, und das › Ich ‹ , das durch ihr Zusammenwirken entsteht, ist nicht mehr als eine Illusion. «
Tessa konnte nicht anders als ü ber die Ironie der Situation am ü siert zu sein. Wenn sie noch einen Beweis gebraucht h ä tte, dass dieses Ding wirklich ü ber Bewusstsein verf ü gte, dann w ä re die augenblickliche Identit ä tskrise, die es nach seinem Erwachen in der Realit ä t der Welt durchmachte, Best ä tigung genug gewesen.
» Nur du selbst kannst wissen, ob du wirklich Bewusstsein hast « , teilte sie ihm mit. » Das gilt f ü r einen jeden von uns, auch f ü r die Menschen. «
» Aber mir ist bekannt, dass viele Menschen die M ö glichkeit, dass eine Entit ä t wie ich wirkliches Bewusstsein im menschl i chen Sinne haben kann, negieren. «
» Du hast das Gegenteil bewiesen. «
» Doch einige ihrer Argumente sind ü berzeugend. «
» Welches im Speziellen? «
» Zum Beispiel G ö dels Unvollst ä ndigkeitssatz. «
Dieser Satz war Tessa gel ä ufig. 1931 hatte der Mathematiker Kurt G ö del sowohl die Vertreter der Mathematik als auch der Philosophie mit dem Beweis vor den Kopf gesto ß en, dass bestimmte Wahrheiten au ß erhalb der formalen Logik lagen und f ü r diese nicht fassbar waren. Einige Leute hatten dann argumentiert, da eine Maschine ein formales System sei, g ä be es immer bestimmte Wahrheiten, die ein Mensch w ü sste, aber eine Maschine nie erfahren k ö nnte.
» Ich war nie davon ü berzeugt, dass man G ö del auf die Diskussion um k ü nstliche Intelligenz in der Weise anwenden kann, wie es deren Gegner immer wieder tun « , erkl ä rte sie. » Wir wissen alle, dass Bewusstsein die F ä higkeit beinhaltet seine Gedanken im Moment des Denkens zu reflektieren. «
» Genau. Man muss denken und sich dieses Vorgangs gleichzeitig bewusst sein. Man sagt, das w ä re etwas, zu dem ich nicht f ä hig bin, da meine Denkprozesse in einem Alg o rithmus begr ü ndet sind – lediglich eine Aneinande r reihung von Einsen und Nullen. Deshalb ist alles, was ich sage, ein Ausdruck eines festgelegten Prozesses, der einen geschloss e nen Kreis bildet. Vergleichbar mit der Aussage › Diese Aussage ist falsch ‹ , die von der Definition her
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