Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2
Höhlen.
Simon hatte sich gerade mit großer Anstrengung halb aufgerichtet,als eine graue Gestalt an ihm vorbeisauste, auf die sich windende, quiekende Masse, die einmal Skodi gewesen war, losstürzte und sie zu Fall brachte. Die miauenden Schreie der Gräber wurden schriller und verwandelten sich schnell in angstvolle Triller, als Qantaqa Genicke und Schädel zermalmte und mit freudiger Begeisterung kleine Körper in die Luft schleuderte. Gleich darauf war sie durch die erste Meute hindurchgebrochen und jagte auf die Kreaturen zu, die sich über Binabik und Sludig hergemacht hatten.
Das Feuer war inzwischen hoch emporgestiegen. Das formlose Ding darin lachte. Simon fühlte, wie seine grausige Fröhlichkeit an ihm nagte und das Leben aus ihm heraussaugte.
Lustig ist das, kleine Fliege, findest du nicht! Warum kommst du nicht näher, damit wir uns alles gemeinsam anschauen können?
Simon versuchte sich dem Sog der Stimme zu entziehen, die hartnäckige Macht der Worte nicht zu beachten. Qualvoll kam er auf die Füße und stolperte vom Feuer und dem Wesen weg, das darin lauerte. Er benutzte Dorn als Krücke, auf die er sich stützte, obwohl ihm der Griff immer wieder aus der von Blut nassen Hand zu gleiten drohte. Vrens Schnittwunde auf seinem Rücken war ein kalter Schmerz, eine Taubheit, die trotzdem wehtat.
Das von Skodi heraufbeschworene Wesen fuhr fort, ihn zu reizen. Das Echo seiner Stimme dröhnte in Simons Kopf, es spielte mit ihm wie ein grausames Kind mit einem gefangenen Insekt.
Kleine Fliege, wo willst du hin? Komm zu mir. Der Gebieter wird dich kennenlernen wollen …
Es fiel ihm unsäglich schwer, sich weiter in die entgegengesetzte Richtung zu bewegen. Das Leben schien aus ihm herauszurinnen wie Sand. Das Quieken der Gräber und Qantaqas nasses, freudiges Knurren waren nur noch ein schwaches Rauschen in seinen Ohren.
Es dauerte einen langen Augenblick, bis er die Klauen bemerkte, die nach seinen Beinen griffen. Als er endlich nach unten in die Spinneneieraugen des Bukken blickte, war ihm, als schaue er durch ein Fenster in eine andere Welt, einen fürchterlichen Ort, der wenig mit seiner eigenen Realität zu tun hatte. Erst als die kratzenden Krallen seine Hosenbeine aufzuschlitzen und das Fleisch darunter zu zerfetzen begannen, fiel der Traumzustand von ihm ab. Mit einem Aufschreides Entsetzens zerschmetterte er mit der geballten Faust das Schrumpfgesicht. Immer mehr Bukken krochen an seinen Beinen hoch. Stöhnend vor Ekel trat er sie beiseite, aber sie schienen zahllos wie Termiten.
Wieder erbebte Dorn unter seiner Hand. Ohne zu überlegen hob Simon es hoch und ließ die schwarze Klinge pfeifend in einen Klumpen um ihn herumspringender Wesen sausen. Er fühlte das Schwert summen, als sänge es ein wortloses Lied. Plötzlich wundervoll leicht, mähte Dorn Köpfe und Arme wie Grashalme, bis dunkle Flüssigkeit in Strömen über die Klinge lief. Jeder Hieb stach mit feurigen Schmerzen in Simons Rücken, aber gleichzeitig raste ein Gefühl wahnwitziger Begeisterung durch seine Adern. Noch eine ganze Weile, nachdem die Gräber um ihn tot oder geflohen waren, hackte er auf die durcheinanderliegende Leichen ein.
Was für eine grimmige kleine Fliege du doch bist! Komm zu uns. Die Stimme schien in seinen Kopf hineinzugreifen wie in eine offene Wunde. Simon krümmte sich vor Ekel. Heute ist eine große Nacht, eine wilde Nacht.
»Simon!« Binabiks erstickter Schrei durchdrang endlich seinen tobenden Hass. »Simon! Binde uns los!«
Du weißt, dass wir siegen werden, kleine Fliege. Gerade in diesem Augenblick fällt fern im Süden einer deiner stärksten Verbündeten … verzweifelt … stirbt …
Simon machte kehrt und torkelte auf den Troll zu. Qantaqa, die Schnauze bluttriefend bis an die Ohren, hielt einen hüpfenden, schrillenden Haufen Gräber in Schach. Wieder schwang Simon Dorn und begann sich einen Weg durch die Bukken zu bahnen, die er gleich gruppenweise niederschlug, bis sie ihm endlich fliehend Platz machten. Die Stimme in seinem Kopf war leise geworden und unverständlich. Vor seinen Augen flimmerte der vom Feuer rotgefärbte Hof.
Er bückte sich, um die Fesseln des Trolls zu durchschneiden. Schwindel überkam ihn. Fast wäre er umgekippt. Binabik rieb den Strick kurz gegen Dorns Schneide, bis die Stücke herunterfielen. Der kleine Mann versuchte rasch, wieder ein Gefühl in seine Handgelenke zu reiben, und wandte sich dann Sludig zu. Nachdem er denKnoten an dessen Händen betastet hatte,
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