Der Adler ist entkommen
Kamin, als Berger anklopfte und eintrat. Der Reichsführer drehte sich um. »Ah, da sind Sie ja.«
»Mein Reichsführer?«
»Der Führer kann offenbar nicht schlafen. Er wünscht mich zu sehen. Und er hat ausdrücklich darum gebeten, daß Sie mitkommen.«
»Denken mein Reichsführer, daß das irgend etwas zu bedeuten hat?«
»Nicht im geringsten«, sagte Himmler. »Die Gesundheit des Führers ist schon seit einiger Zeit ziemlich angegriffen. Seine Schlaflosigkeit ist nur eines von zahlreichen Symptomen. Er verläßt sich voll und ganz auf die Maßnahmen seines Leibarztes Herrn Professor Morell, und das in einem geradezu lächerlichen Ausmaß. Unglücklicherweise, jedenfalls sieht das der Führer so, befindet sich Morell zur Zeit in Berlin, und der Führer ist hier.«
»Ist Morell denn so wichtig für ihn?« fragte Berger.
»Viele halten ihn für einen Quacksalber«, sagte Himmler. »Andererseits kann man den Führer nicht gerade einen einfachen Patienten nennen.«
»Ich verstehe, mein Reichsführer. Aber warum soll ich mitkommen?«
»Wer weiß? Aus irgendeiner Laune.« Himmler sah auf die Uhr. »Wir werden in einer Viertelstunde in seinen Räumen erwartet. Für den Führer ist Pünktlichkeit das wichtigste überhaupt. Keine Minute zu früh, keine zu spät. Auf dem Tisch steht frischer Kaffee. Trinken Sie eine Tasse, ehe wir gehen.«
In der Scheune auf Shaw Place sahen alle schweigend zu, wie Devlin die Nachricht über das Funkgerät absetzte. Dann legte er die Kopfhörer beiseite, schaltete das Gerät ab und drehte sich zu Steiner und Asa Vaughan um, die neben ihm standen. Sie hatten Dougal Munro, dessen Hände immer noch gefesselt waren, in die Mitte genommen.
»Das war's«, sagte Devlin. »Ich habe Schellenberg durchgegeben, daß wir starten.«
»Dann sollten wir die Maschine herausholen«, sagte Asa.
Munro lehnte sich an die Wand, während die drei Männer die Lysander in den Nebel bugsierten. Sie rollten sie ein Stück weit von der Scheune weg. Asa klappte das Dach der Führerkanzel hoch und griff nach seiner Ledermütze.
»Was geschieht mit unserem Freund in der Scheune?« fragte Steiner.
»Der bleibt hier«, sagte Devlin.
Steiner musterte ihn fragend. »Sind Sie sicher?«
»Herr Oberst«, sagte Devlin, »Sie sind ein netter Mensch, und aufgrund der Kriegswirren und der Unwägbarkeiten des Schicksals stehe ich im Augenblick auf Ihrer Seite, aber dies ist eine persönliche Sache. Ich habe nicht die Absicht, den Chef der Abteilung D des SOE dem deutschen Geheimdienst auszuliefern. Und jetzt steigen Sie bitte ein und bereiten den Start vor. Ich bin sofort bei Ihnen.«
Als er die Scheune betrat, hatte Munro sich auf der Tischkante neben dem Funkgerät niedergelassen und mühte sich mit der Schnur um seine Handgelenke ab. Er hielt inne, als Devlin hereinkam. Der Ire holte ein kleines Klappmesser aus der Hosentasche und klappte eine Klinge heraus.
»Warten Sie, Brigadier, ich helfe Ihnen.«
Er durchtrennte die Schnur, befreite ihn, und Munro massierte seine Handgelenke. »Was soll das?«
»Sie haben doch nicht etwa ernsthaft angenommen, daß ich Sie diesen Nazischweinen überlasse, oder? Für eine Weile gab es ein kleines Problem, als Shaw Sie mit Dingen konfrontierte, die Ihnen besser verborgen geblieben wären, aber jetzt ist keiner mehr übrig. Mein Freund Michael Ryan und Mary, seine Nichte, auf dem Gable Wharf, die Shaws. Alle sind tot. Es ist niemand mehr da, dem Sie schaden könnten.«
»Gott steh mir bei, aber ich werde Sie wohl nie begreifen, Devlin.«
»Warum sollten Sie auch, Brigadier, wenn ich selbst mich manchmal nicht einmal richtig verstehe?« Der Motor der Lysander sprang an, und Devlin klemmte sich eine Zigarette zwischen die Lippen. »Wir brechen jetzt auf. Sie können ja die RAF alarmieren, aber es müßte schon mit dem Teufel zugehen, wenn sie uns bei dem Nebel finden.«
»Das stimmt«, gab Munro zu.
Devlin betätigte sein Feuerzeug. »Andererseits könnten Sie auch zu der Überzeugung gelangt sein, daß Walter Schellenberg mit seinen Überlegungen recht hat.«
»Seltsam«, sagte Munro. »Es hat in diesem Krieg Momente gegeben, da wäre ich bei dem Gedanken, daß jemand Hitler töten würde, vor Freude in die Luft gesprungen.«
»Ein großer Mann hat einmal gesagt, daß die Zeiten sich ändern und daß vernünftige Menschen sich mit ihnen ändern.«
Devlin ging zur
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