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Der Adler ist entkommen

Der Adler ist entkommen

Titel: Der Adler ist entkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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drang.
      Drinnen war es hell und luftig, obwohl draußen bereits die Abenddämmerung hereinbrach. Die Bar hatte eine Theke aus Marmor, dahinter standen vor einem altertümlichen Spiegel sorgfältig aufgereiht die Flaschen. Die Wände waren gekalkt und mit Stierkampfplakaten bedeckt. Der Barkeeper, untersetzt und häßlich und mit einem blinden Auge, in dem nur noch das Weiße zu sehen war, trug eine Schürze und ein schmuddeliges Hemd. Er saß auf einem Hocker und las in einer Zeitung. Vier andere Männer, dunkelhäutige, gefährlich aussehende Zigeuner, spielten an einem Tisch Poker. Ein junger Mann lehnte an der Wand und klimperte auf einer Gitarre herum.
      Ansonsten war die Bar leer bis auf Devlin, der an einem Tisch vor der hinteren Wand saß, in einem dünnen Buch las und ein Glas Bier vor sich stehen hatte. Die Tür öffnete sich knarrend, und Berger trat ein, dicht gefolgt von Eggar. Der Gitarrist unterbrach abrupt sein Spiel. Jegliche Unterhaltung erstarb, als Berger über die Schwelle trat. Es schien, als wäre der Tod selbst zu Besuch gekommen. Berger ging an den Kartenspielern vorbei. Eggar rückte langsam nach und hielt sich dabei links von ihm.
      Devlin blickte auf, lächelte freundlich und griff mit der linken Hand nach dem Bierglas. »Liam Devlin?« fragte Berger.
      »Und wer sind Sie?«
      »Ich bin Sturmbannführer Horst Berger von der Gestapo.«
      »Mein Gott, warum haben Sie nicht gleich den Teufel persönlich geschickt? Mit dem stehe ich nämlich auf freundschaftlichem Fuß.«
      »Sie sind viel kleiner, als ich erwartet hatte«, meinte Berger. »Ich bin nicht besonders beeindruckt.«
      Devlin lächelte wieder. »Das höre ich ständig, mein Sohn.«
      »Ich muß Sie auffordern, uns zu begleiten.«
      »Ich habe das Buch erst zur Hälfte gelesen. The Midnight Court, ›Urteil um Mitternacht‹ und sogar in Irisch. Können Sie sich vorstellen, daß ich das gute Stück in der vergangenen Woche auf dem Flohmarkt gefunden habe?«
      »Sofort!« sagte Berger.
      Devlin trank einen Schluck Bier. »Sie erinnern mich an ein mittelalterliches Fresko, das ich mal in einer Kirche in Donegal bewundern durfte. Es stellte Menschen dar, die entsetzt vor einem Mann mit Kapuze davonliefen. Jeder, den er berührte, starb an der Pest.«
      »Eggar!« gab Berger das Kommando.
      Devlin schoß durch die Tischplatte, und neben der Tür spritzte Verputz von der Wand. Eggar versuchte, seine Pistole aus der Tasche zu ziehen. Die Walther, die Devlin auf den Knien liegen hatte, erschien nun über der Tischplatte. Er feuerte erneut und schoß Eggar durch die rechte Hand. Der Polizeiattache schrie auf, kippte nach hinten gegen die Wand, während einer der Zigeuner nach seiner Pistole schnappte.
      Bergers Hand verschwand in seinem Jackett und griff nach der Mauser, die er in einem Schulterhalfter trug. Devlin schüttete ihm das Bier ins Gesicht und schleuderte ihm den Tisch entgegen. Die Kante knallte gegen die Schienbeine des Deutschen, so daß er stolperte und nach vorn fiel. Devlin stieß ihm die Mündung der Walther in den Nacken, faßte in Bergers Rock, fischte die Mauser heraus und warf sie auf die Theke.
      »Ein Geschenk für dich, Barbosa.« Der Barkeeper grinste und nahm die Mauser an sich. Die Zigeuner waren aufgesprungen, zwei hielten Messer in der Hand. »Glück für Sie, daß Sie sich einen Laden ausgesucht haben, wo man nicht sofort die Polypen ruft«, meinte Devlin. »Ziemlich wildes Volk, diese Burschen. Nicht mal der Kapuzenmann kann sie beeindrucken. Unser Barbosa hier ist ihm öfter in den Stierkampfarenen in Spanien begegnet. Dort hat er auch das Horn ins Auge bekommen.«
      Der Ausdruck in Bergers Gesicht sagte alles. Devlin verstaute das Buch in seiner Tasche, ging um ihn herum, wobei er die Walther nach unten hielt, und griff nach Eggars Hand. »Zwei Knöchel hat's erwischt. Sie brauchen einen Arzt.« Er steckte nun auch die Walther in die Tasche und wandte sich zum Gehen.
      Bergers eiserne Selbstkontrolle zerbrach. Er rannte hinter ihm her und versuchte ihn zu packen. Devlin schwang herum, sein rechter Fuß flog nach vorn und traf Berger unterhalb der linken Kniescheibe. Während der Deutsche nach vorn einknickte, wuchtete er ihm ein Knie ins Gesicht und warf ihn zurück gegen die Bar. Berger zog sich mühsam hoch, klammerte sich an die Marmorplatte, während die Zigeuner in schallendes Gelächter ausbrachen.
      Devlin schüttelte den Kopf. »Mein Gott,

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